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Von Autor/in Peter Knetsch, SWR3

Der vorletzte gemeinsame Fall von Borowski und Brandt – irgendwas zwischen Horrorshow und Sendung mit der Maus. Schauspielerin Sibel Kekilli hat gesagt, dass sie neue Rollen sucht – bei solchen Fällen ist das kein Wunder. Dieser Tatort ist eine Wiederholung vom 19. März 2017.

Ein Mann mit Wolfsmaske tankt sich wie in einem Egoshooter durch ein Fitness-Studio und erschießt neben dem Besitzer auch den Leiter einer Cyber-Crime-Abteilung des LKA. Heikle Sache, Borowski und Brandt übernehmen den Fall – der dazugehörige Staatsanwalt ist wenig begeistert: Für ihn ist Borowski als Ermittler überschätzt und seine Kollegin Brandt ohnehin nur Anhängsel, eine „Kaffeetasse“.

Die Stimmung ist schlecht und echte Wertschätzung geht anders

Selbst als Brandt nach einem spektakulären Einsatz den Killer schnappt, fällt Borowski nichts Anderes ein, als ihre Einsatz-Fähigkeit anzuzweifeln. Der Grund: Brandts stressbedingte epileptische Anfälle. Mal wieder. Auch hier Abnutzungserscheinungen zwischen den beiden.

Dabei ist Borowski in diesem Fall wie noch nie auf Brandts spezielle Fähigkeiten angewiesen. Sie, die Hackerin, die Netzexpertin, die sich auch in den Abgründen des Darknets – konkret geht’s um dort bestellte Auftragsmorde – bestens auskennt.

Darknet? Der Kommissar selbst hat offenbar noch nie was davon gehört. Borowski muss sich auch die gängigsten Smartphone-Anwendungen erklären lassen, selbst der seit Jahren in jeder Zeitung durchgekaute Begriff „Bitcoin“ ist für Borowski ein Fremdwort. Deswegen wird ein digitalisierter „Comic-Borowski“ – Achtung Kunst – in einer Trickfilm-Sequenz durch dieses geheimnisvolle Internet geführt und ist danach ein bisschen schlauer.

Sendung mit der Maus für Erwachsene

Nichts gegen den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag am Sonntagabend, nichts gegen filmische Experimente auch im Tatort – aber ich finde es in dem Fall relativ albern. Nicht zuletzt, weil damit die ansonsten so schlaue Figur Borowski zur Karikatur wird. Davon gibt’s ohnehin schon zu viele in der Folge. Cyber-Cops, die wie Kinder-Nerds wirken oder ein sexbesessenes 150-Kilo-Zimmermädchen sind nur zwei Beispiele. Alles ist schrill, extrem und brutal. Der Mörder säbelt sich mal eben aus Versehen und blutreich einen Finger ab, und Sarah Brandt verfolgt eine Madenspur, um letztendlich kopfüber durch einen Schacht in eine verweste Leiche zu stürzen. Ohne Not, jedes andere Team hätte die Spurensicherung geholt.

Kann man mögen, muss man nicht

Mir ist das zu viel inszenierter Horror, reiner Selbstzweck und Effekt. Die Geschichte kommt einfach zu kurz, eingezwängt zwischen Erklär-Bär-Fernsehen und Splatter-Movie. Ich habe Verständnis für Sarah Brandts nahenden Abschied, trotz origineller Schlusspointe: zwei von fünf Elchen.

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