„Ich habe immer wieder gedacht, dass jeder Mensch immer wieder die Chance hat, richtig zu handeln. Und ich habe mich immer wieder gefragt, warum das einfach nicht passiert? Ich hab' es getan!“ Kryptisch klingen diese Sätze, die eine Frauenstimme spricht, während ein Sushimesser erst unter fließendem Wasser abgewaschen und dann in die Spülmaschine gepackt wird.
Später wird die Haushaltshilfe die tote Babsi finden. Eine regelrechte „Überbabsi“, beispiellos, sagt der Chef. Sie sei großzügig gewesen, lebendig, mitreißend, operativ, immer am Ball, frei und unabhängig – aber vom Privatleben, so ergeben die Befragungen aller Mitarbeiter, hat keiner irgendwas gewusst.
Die reale Babsi hat den Tod verdient
Relativ schnell scheint der Fall gelöst. Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn finden heraus, wer das Sushimesser gekauft hat. Und damit haben sie auch die Täterin. Die gesteht auch. Ihr Motiv: „Ich hatte genug!“ Nachfrage: „Von was hatten sie genug?“ Die Antwort: „Von ihr!“ Einfacher geht's nicht. Schluss aus, Täter ermittelt, Motiv klar. Ende. Aber halt. Die nachfolgenden Sendungen beginnen doch erst in einer Stunde. Da muss also noch was passieren.
Felix Voss bunkert Honig und sinkt in den Staub
Hauptkommissar Felix Voss könnte die Zeit jetzt zum Beispiel für seinen Flirt in der realen Welt nutzen. Jede Woche kauft er bei der blonden Honigfrau ein Glas Honig. Und die wundert sich über diese Menge an Gläsern: „Ich dachte, Sie würden sie vielleicht zuhause stapeln.“ „Stapeln, wieso?“, fragt der verliebte Voss. „Um mich so oft wie möglich zu sehen!“, erwidert die Honigfrau. „Können Sie die Wahrheit vertragen?“, fragt Voss wiederum nach. „Ich könnte durchaus vor Ihnen in den Staub sinken!“ Und schwupps, haben die zwei ein Kinodate für Freitag. Vorerst allerdings erfordern Mord und Motiv doch noch die aufrechte Haltung des Kommissars, denn irgendwas stimmt hier nicht.
Vorspulen auf der Suche nach Spannung
Ich weiß, dass der Welt ein bisschen Entschleunigung guttun würde. Und ich mahne mich selbst ständig ein bisschen mehr im Hier und Jetzt geduldig zu verweilen. Aber während der eineinhalb Stunden hatte ich permanent dieses dringende Verlangen, ein bisschen vorzuspulen oder besser, mich zunehmend beschleunigt gen Ende zu klicken. Immer in der Hoffnung, ja eigentlich mit der Gewissheit, dass hier noch etwas Bahnbrechendes, Spannendes passiert.
Mehr Emotion fürs gelungene Drama
Es passiert natürlich noch jede Menge. Und ich weiß schon, dass all das, was da noch passiert, darauf abzielt, mein Mitgefühl zu wecken. Ich soll mitleiden und ich soll eine tiefe Abneigung entwickeln. Das Blöde ist nur: Bei mir tut sich nichts. Gar nichts. Dazu sind mir die Charaktere nicht intensiv genug und ich ahne auch immer schon, wo's langgeht. Wenn schon Drama, dann richtig.