Ivo ist total besoffen. Es war sein Junggesellenabend. Frühmorgens torkelt er nach Hause, findet zufällig in einem Mülleimer eine Tasche mit einer halben Million… und wird eine Minute später vorsätzlich überfahren. Tot. Zur falschen Zeit am falschen Ort, das Zufallsopfer einer Entführungsgeschichte. Wir Zuschauer ahnen das längst und Kommissar Ballauf folgert messerscharf, dass Ivo wohl der Kollateralschaden einer gescheiterten Geldübergabe war.
Der eigentliche Fall hat was mit der verschwundenen 19-jährigen Charlotte zu tun. Hübsch, intelligent, Jahrgangsbeste. Befreundet mit Kaspar, der nicht ganz so toll ist und mit seiner alkoholkranken Mutter zusammenlebt. Da wir den Titel des Tatorts – Familien – kennen, ist eigentlich klar, dass da in beiden Familien was nicht stimmt.
Die Kommissare müssen sich das mühsam erarbeiten, und „klopfen erstmal das familiäre Umfeld ab“. Und wer hätte es gedacht: Ja, das Umfeld der Familien ist wichtig und der ganze Fall hat viel mit uralten Familien-Geschichten zu tun.
Uralt-Floskel-Alarm im Tatort
Leider sind die Formen der Ermittlungen noch älter, fast jeder Satz wurde wahrscheinlich schon von Polizisten im Neandertal gesprochen. Da fragt Ballauf zum Beispiel: „Warum haben Sie denn die Polizei nicht eingeschaltet?“ Oder: „Wieso haben Sie Ihrem Sohn ein falsches Alibi gegeben?“ Bis hin zu: „Fangschaltung steht. Bin gespannt, wann sich der Erpresser meldet.“
Hallo? Hat das eigentlich schon jemals geklappt mit so einer Fangschaltung? Auch der ständig vor sich hin schmatzende Assistent Jütte sagt den Satz, den alle überarbeiteten Kriminal-Assistenten vor ihm schon gesagt haben: „Klar, ich stell mir am besten ein Feldbett auf!“
Eher klassische Familientragödie als Krimi
Fossile-Worthülsen aus der Tatort-Steinzeit hat aber auch die Opferseite drauf. „Ich möchte wissen, wer ihm das angetan hat!“ Ja, das wollen wir alle. Das ist halt so bei einem Krimi. Auch bei einem, der eigentlich eine klassische Familientragödie ist. Geschenkt. Auch die gutgemeinten kleinen Auflockerungsübungen zwischen Ballauf und Schenk über vergessene Hochzeitstage machen den Film nicht unbedingt aufregender.
Dieser Tatort wirkt sehr bemüht
Insgesamt wirkt die Folge auf mich sehr bemüht. Bemüht um Spannung, leichtere Momente und eine schlüssige, nachvollziehbare Story. Für mich leider in keiner Kategorie mit viel Erfolg. Nur einen Elch von fünf.