Der Tatort spielt in einer Hinterhof-Reifenwerkstatt, da gab es einen Mord. Aber gleich zu Anfang hängt erstmal eine Leiche in einer Gefängniszelle, was Ballauf und Schenk weniger gut finden.
Der Zuschauer wird also vorerst mehr oder minder geschickt auf eine falsche Fährte gesetzt. Die eigentliche Leiche liegt nämlich in einem Kofferraum und war mal Florin Bacu, der in Herrn Grewels Reifenwerkstatt arbeitete und dort – naja – zwiespältig gesehen wurde: Die Kollegen mochten ihn gar nicht, die Chefin dagegen fand ihn ganz gut.
Es gibt ein paar wirklich schöne Zoffszenen
Ballauf und Schenk finden flugs eindeutige Spuren am Tatort, und für Max Ballauf ist auch gleich klar: Täter kann nur der Herr Grewel selbst gewesen sein. Für den Rest des Tatorts kocht Ballauf den Mann windelweich, was Schenk überhaupt nicht passt – das gibt ein paar wirklich schöne Zoffszenen ab. Dazwischen hängt dann noch Jütte rum, der der neue Assistent der beiden ist: eher gemütlich, nicht sonderlich arbeitsaffin, aber nicht dumm und gut vernetzt im Polizeipräsidium. Von Jütte darf man sich künftig wohl ein paar ganz gute Auftritte erwarten.
Ein Krimi ist das nicht
Mitgehangen dreht sich im Wesentlichen darum: Wie zerbricht ein Mensch an der Justizmaschinerie? Das ist filmisch gut gemacht, völlig untertrieben, das klassische Gefängnis-Duschraum-Sujet wird ebenso elegant nur angedeutet wie noch eine ganze Reihe anderer einschlägiger Klischees.
Aber: Ein Krimi ist das nicht. Wieder mal nicht. Es ist wieder mal ein toll gemachter Fernsehfilm, gut umgesetzt, einfühlsam gezeichnet, spitze besetzt, gut erzählt – aber eben kein Krimi. Und der Tatort-Sendeplatz ist nun mal ein Krimiplatz, eigentlich, und kein Spielplatz für Regisseure und Drehbuchautoren, die mal „was anderes ausprobieren“ wollen.
Eigentlich gäbe es dafür einen einzigen Elch, der ein Schild um den Hals hat auf dem steht: Thema verfehlt. Aber weil der Film als solcher wirklich gut gemacht ist, gebe ich unverdiente drei Elche.