In St. Gilgen am Wolfgangsee ist es schön. So schön, dass Bibi Fellner am am liebsten gleich dableiben und Urlaub machen würde. Aber Eisner bremst gleich mal ein: Schön ja, aber auch sauteuer, und außerdem regnet es nicht nur in Strömen, da liegt auch noch eine Leiche in einem Auto im Wolfgangsee. Eine Investigativ-Journalistin aus Hamburg, die ausgerechnet am Jahrzehnte zurückliegenden Tod eines Politikers rumrecherchiert hatte. Der war damals auch tot im Auto gefunden worden, angeblich Selbstmord, aber das hat da schon keiner geglaubt, weil der die Finger in üblen Machenschaften hatte: Waffenschiebereien, Korruption, Kungeleien etc.
Echter Fall im Tatort Wien
Da wird übrigens mal ein alter Mordfall hergenommen, den es tatsächlich gab: die Affäre Lütgendorf. Auf jeden Fall wird den beiden Ermittlern Eisner und Fellner klar: Obacht, Wespennest! Da rollen Köpfe, und wenn man nicht aufpasst, dann könnte der eigene gleich mitrollen.
Fazit: Großartiger Krimi-Cliffhanger
Wahre Lügen ist ein gut und handwerklich sauber gemachter Krimi, und durchaus spannend, weil Eisner und Fellner den übergeordneten Instanzen ganz ordentlich auf den Nerven und Zehen rumtrampeln. Aber: Er ist für die Wiener Tatortverhältnisse ungewöhnlich dunkel und düster aufgemacht, viel grau und schwarz, viel Moll und ganz wenig Dur. Das wäre meines Erachtens nicht nötig gewesen. Der bissige Humor, das Quäntchen Wiener Schmäh, das bleibt da leider etwas auf der Strecke. Schade, denn das hätte gut gepasst. Auf jeden Fall ein solider, spannender, kurzweiliger Sonntagabendkrimi mit einem großartigen Cliffhanger – ich bin gespannt, ob die Macher des ORF den tatsächlich auflösen werden.