Laut wummernde Musik – ein Mädel tanzt in seinem Zimmer rum, der Junge steht unten in der Küche und ist kurz vor der Explosion. Dann kommt der Vater des Mädels rein, kriegt ein Küchenmesser in den Bauch – fertig ist die Laube. Fall gelöst, Täter klar. Und vom Tatort sind noch keine fünf Minuten rum. So sieht das klassische Rezept für „Geht gar nicht“ aus. Wo soll da bitte noch ein Krimi entstehen?
Der Mörder will alles richtig machen
Ganz einfach. Es ist kein Krimi, zumindest kein klassischer. Zum einen ist dies ein sehr liebevoll und gut gemachtes Psychogramm. Adrian, der Mörder, hat nur ein Motiv. Er will alles richtig machen. Lauras Stiefvater, der sie vergewaltigt hat, soll für alle Mal unschädlich gemacht werden. Er möchte ein gutes Leben für seine große Liebe und sich. Außerdem will er noch viele andere Sachen gut machen – und scheitert daran, weil er, der so obermachohaft cool auftritt, einfach nur sehr weich und sensibel ist.
Luxusgöre trifft auf Junkies
Leider ist er auf die Falsche reingefallen: Laura ist eine Luxusgöre, die extrem manipulativ ist. Ihre Mutter und den Stiefvater hat sie komplett in der Tasche. Und bei den Mitschülern probiert sie es auch – aber mit weniger Erfolg. Denn die durchschauen die verlogene Drama-Queen. Sie lügt, er träumt – eine gefährliche Mischung. Und zudem ist das „Kartenhaus“ auch noch eine geniale Milieustudie. Die Luxusbratze aus dem Villenvorort landet im miesesten Seelensiloviertel Kölns in einer Junkiewohnung, wo alles eine ganze Ladung dreckiger und versiffter, aber letztlich auch ehrlicher ist.
Das Opfer ist das Miststück, der Täter wird im Laufe des Films immer sympathischer. Ja, kein Krimi. Wer sowas erwartet, der wird enttäuscht. Wer einen wirklich guten Fernsehabend will, der wird ihn haben.