Ein Tatort mit vielen Nebenhandlungen, sodass der eigentliche Fall fast in Vergessenheit gerät. Trotzdem ein „wirklich guter Tatort“, sagt SWR3-Tatortchecker Michael Haas.
Tatort Dortmund: Das Team ist kein Team mehr
Der Tatort diesmal wieder mit Kommissar Faber. Nachdem seine Kollegin Martina Bönisch erschossen wurde, ist das Team aus Dortmund eigentlich kein Team mehr. Kommissar Faber ist seit Wochen krankgeschrieben und nur noch Pawlak und Herzog machen so einigermaßen ihren Job. Die Bestwertung vom letzten Mal, also fünf Elche, ist schwer zu verteidigen, aber die Dortmunder tun ihr bestes, sagt SWR3-Redakteur Michael Haas.
Tatort-Kommissar Faber am Tiefpunkt
Faber treibt sich im Wald rum, ungepflegte Haare, langer Bart – er will vergessen, was mit seiner Kollegin passiert ist, und gibt sich die Schuld. Faber zeigt sich mal wieder in Höchstform im Downsein. Seit Wochen war der nicht mehr im Büro. Und heute ist er es auch nur kurz. Er will nur schnell was in eigener Sache im Polizeicomputer nachgucken. Sein Vater soll nämlich in einen Mordfall verwickelt sein. Ein Immobilien-Hai ist tot. Wahrscheinlich, jedenfalls wurde sein Blut gefunden. Schlimmer Typ, der vor nichts halt gemacht hat. Luxussanierungen, Entmietungen, Gentrifizierung, viele hassen den Mann. Sogar seiner eigenen Frau hat der Makler übel mitgespielt. Die muss jetzt in einer minikleinen Mietwohnung klarkommen, und das, obwohl sie dort ihren schwerbehinderten Sohn pflegt.
Neue Storys für die kommenden Dortmund-Tatorte
Ansonsten hält sich die Anzahl der Verdächtigen in Grenzen. Denn es werden noch ein paar Nebenhandlungen aufgemacht. Die neue Kommissarin hat familiäre Verbindungen zu RAF-Terroristen der dritten Generation. Das LKA rückt ihr auf die Pelle.
Und ihr Kollege Pawlak hofft auf die Haftentlassung seiner drogenabhängigen Frau und Mutter seiner Tochter. Und auch bei Faber geht’s tief in die Familiengeschichte: Wir erfahren, dass er nicht nur seine Frau und seine Tochter, und kürzlich seine Kollegin verloren hat, sondern als Kind auch seine Mutter. Das alles nimmt Faber mit, der war ja noch nie Weltmeister im Schicksalsschläge wegstecken. Aber bei ihm kommt's ja auch knüppeldick.
Inzwischen ist er wieder so runter, er lebt sogar wieder mehr oder weniger in seinem Manta.
Rührender und wirklich guter Tatort aus Dortmund
Das ist ein ganz schönes Brett an Nebenstorys für 90 Minuten. Dadurch gerät der eigentliche Fall rund um den Immobilien-Hai leider ziemlich in den Hintergrund. Andererseits macht genau das den Tatort auch kurzweilig und interessant. Außerdem werden hier ganz sicher neue Storys für die kommenden Dortmund-Tatorte begonnen. Etwas konstruiert wirkt das Ganze aber dann doch, denn dass jetzt wirklich alle drei Beamte so richtig fett Dreck am Stecken haben, wirkt ein bisschen gewollt.
Dafür ist das Ende dieses Tatorts aber echt rührend. Faber und sein dementer Vater, fast Hand in Hand. Das versöhnt dann auch ein bisschen mit den hohen, teilweise enttäuschten Erwartungen, die man vielleicht vorher an den Tatort hatte, weil die letzte Folge so überragend war. Deshalb sag ich: Auch dieser Tatort ist wirklich gut. Auch wenn’s schon bessere aus Dortmund gab. Aber wirklich einfach gut. Drei von fünf Elchen.