Kopf ab im künftigen Freizeitparadies
Ein Fest auf der Burg steht bevor. Aus dem geschichtsträchtigen Gemäuer soll ein Freizeitparadies werden. Dafür braucht es Werbung und Geld. Geschäftspartner und Freunde des Burgherren, des Kirmeskönigs Manfred, sind geladen. Geprobt wird gerade eine Laienschauspiel-Ritterdrama-Aufführung, samt Enthauptung per Schwert – natürlich nur gespielt und unblutig. Die Kameradrohne überfliegt noch einmal das Gelände, das Fest soll später auch von oben gefilmt werden.
Manfred in der Ritterrüstung ist tot
Manfreds Ehefrau und die schon erwachsenen Kinder sind gerade mit den letzten Festvorbereitungen beschäftigt, als der Drohnenpilot auf das Display starrt und fragt: „Was ist das?“ Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das silberne, große Etwas im Wasser des Burggrabens als Burgherr Manfred in Ritterrüstung. Die Familie zieht ihn noch gemeinsam aus dem Wasser, doch gleich ist klar: Hier kommt jede Hilfe zu spät.
Ohne Yoga klapp's nicht mit der Rüstung
Wie aber konnte das passieren? Für Hauptkommissar Thiel steht fest: Der Mann ist ertrunken. Gerichtsmediziner Professor Dr. Dr. Boerne sieht sowas ja eigentlich auf den ersten Blick. Allerdings erschwert die Ritterrüstung die Leichenschau vor Ort. Also wird der Burgherr samt Rüstung auf den Obduktionstisch gewuchtet. Das Ergebnis: Ja, er ist ertrunken.
Doch Thiel stellt die entscheidende Frage: Konnte sich der Kirmeskönig die Rüstung alleine anziehen? Karl-Friedrich Boerne macht den Selbsttest und stellt fest: Zumindest ohne tägliche Yogaübung geht das nicht. Aber wer hat dem Burgherrn dann geholfen? Schließlich war es Nacht, als er in den Graben fiel.
Slapstickzwang und Langeweile
Die Kulisse, so eine richtige Ritterburg, ist natürlich toll, die Geschichte dafür ein bisschen sehr dünn, um nicht zu sagen, eher langweilig. Darüber täuschen auch nicht Boernes Tanzeinlage in Rüstung oder Aufnahmen von seltsamen Sexspielen in Vogelkostümen hinweg. Das wirkt auf mich eher wie eine Slapstickzwangsverordnung. Hallo, wir sind der Tatort aus Münster, wir müssen, komme was wolle, lustig sein.
Schrill, laut und darum lustig?
Immerhin macht die Laienspieltruppe, bestehend aus der Witwe des Burgherrn und dessen Sohn, in den 90 Minuten eine beeindruckende Entwicklung durch. Die Regieanweisung an die beiden könnte auch ohne Weiteres auf die Tatortcrew übertragen werden. „Übertreibt beide, spielt laut, spielt schrill. Macht 'nen Spaß daraus. Wenn die Leute lachen ist doch gut!“Ja klar.
Aber auch wenn ich jetzt angesichts der gewaltigen Fangemeinde des Münsteraner Tatorts wahrscheinlich ins Spaßbremsenschutzprogramm muss, trau ich mich doch zu sagen: Ein bisschen mehr Inhalt und eine Spur anspruchsvollerer Klamauk hätte es schon sein dürfen. „Es lebe der König“ hat bestimmt wieder seine Fans. Ich gehöre nicht dazu, bin aber in der Bewertung deswegen einfach mal gnädig.