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Autor/in
Stefan Scheurer
Stefan Scheurer
SWR3

Mal experimentell, mal zu bieder: Der Tatort aus Frankfurt hat es nicht immer leicht bei den Kritikern. Wir sind dieses Mal gespannt, denn der Anfang ist schon mal großes Kino.

Es ist mal wieder Nacht im Tatort – wie so oft. Irgendwo in einem alten Frankfurter Büro zielt eine Frau mit einer Pistole auf einen dilettantisch gefesselten Mann. Die Szenerie ist gespenstisch, es hat ein bisschen was von Endzeitstimmung. Klar, da stirbt gleich jemand. Aber die Frau ist sich nicht sicher. Soll sie abdrücken? Die beiden diskutieren plötzlich, ob die Ballerei jetzt echt nötig ist.

Kuschelpärchen mit großem Plan

Offenbar schon – und das ist ein spektakulärer Einstieg – denn Sekunden später ist tatsächlich jemand tot. Aber es ist nicht der gefesselte Mann, sondern der Wachmann, der die beiden überrascht. Denn eigentlich war es anders geplant. Der gefesselte Hajo und seine Frau wollten mit ihrer Firma vor allem die Versicherung ausnehmen.

Das Tatort-Team Brix und Janneke ermittelt und natürlich bietet das Opfer-Täter-Pärchen eine rührende erfundene Geschichte. Russen waren es. Aha! Man merkt als Zuschauer immer mehr: Die beiden haben sich wirklich innig lieb, über 90 Minuten hinweg. Und das ist wirklich schön mit anzusehen, ein tolles Kuschelpärchen.

Tatort Frankfurt zeigt Liebe, Leid und Tragödie

Aber da ist ja noch der tote Wachmann. Und das ist ein Trauerspiel aus dem Leben, denn sein Billigjob hat seine Ehe ruiniert, meint die Witwe: „Unsere Ehe lief nur noch so, wir haben uns wegen seines Nachtdienstes kaum noch gesehen. Als ob einer vergessen hat, den Aus-Schalter der Ehe zu drücken.“ Ein Kontrast zum Kuschelpärchen und das macht traurig und bewegt. Der Tatort spielt ohnehin oft mit Emotionen: Liebe, Leid und ein bisschen Tragödie.

Am Ende kommt es, wie es kommen muss: Das Gespräch mit der Versicherung läuft suboptimal, AGB nicht gelesen? Das ist aber blöd. Nichts wird bezahlt, eine weitere Wendung wird dem potentiell glücklichen Pärchen aufgedrückt. Ein Untergang am Ende von 90 Minuten zeichnet sich ab, hoffentlich so spektakulär wie der Anfang. Achtung, Spoiler: Eher nein.

Top für Liebhaber alter Tatorte, aber …

... insgesamt ist das ein enttäuschender Tatort, leider gleich aus vielen Gründen: Das Ermittlerduo ist schwach aufgestellt, man bekommt einfach keine innige Beziehung zu den beiden. Mag ich die Charaktere oder nicht? Egal, ich weiß es nicht mal.

Die Story hat ebenfalls nur wenige Highlights: Zwei brutale Szenen reichen nicht, um den Plott spannender zu machen. Das wirkt im biederen, maroden Kulissen-Umfeld eher übermotiviert als ein gelungener Kontrast. Außerdem spielt der Tatort im Winter. Ganz ehrlich, das habe ich als Zuschauer eh noch nie verstanden, wie ich -20 Grad empfinden soll, wenn es draußen bolle heiß ist.

Katharina Marie Schubert im Tatort: Top, aber auch oft.

Zu guter Letzt spielt schon wieder Schauspielerin Katharina Marie Schubert eine Hauptrolle. Die ist echt großartig – mit das Beste, was dieser Tatort zu bieten hat. Aber haben wir sie dieses Jahr nicht schon öfters in Krimis gesehen, auch im Tatort? Hat Deutschland nicht noch ein paar mehr gute Schauspieler?

Mein Fazit: Das alles ist vor allem was für Liebhaber von Tatort-Krimis im alten Stil. Kein großes Geschrei um die Story und ab und zu ein bisschen Blut: 2 von 5 Elchen.

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