Tatort-Kritik am 7.1.2024 – Avatar
Eine Männerleiche wird an einem See gefunden – und erst mal ist gar nicht klar, ob es sich um einen Mord handelt oder um einen natürlichen Tod.
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Die Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern werden allerdings misstrauisch, weil das Opfer offenbar mit Pfefferspray angegriffen wurde, bevor es einen Herzinfarkt bekommen hat. Als am nächsten Tag aber ein weiteres Opfer auftaucht, wieder an einem See, wird klar: In Ludwigshafen ist ein Serienmörder unterwegs.
Tatort Ludwigshafen – viele kleine spannende Geschichten
Dieser Tatort ist sehr schnell. Es gibt wenige Landschaftsszenen, die den Zuschauerinnen und Zuschauern etwas Luft zum Durchschnaufen lassen. Stattdessen werden viele kleine Schauplätze und Konflikte gezeigt, die erst mal wenig Sinn ergeben.
Zum Beispiel das Teenie-Drama um Marie und Tom, die verliebt sind und trotzdem nicht zueinanderfinden. Oder die IT-Spezialistin Julia, die Aufputschmittel nimmt und sehr viel Zeit vor dem Computer verbringt. Und was ist eigentlich mit Bastian los, einem Teenager, der doch eigentlich alles hat, inklusive heiler Familie, und trotzdem so eine Wut auf seinen Vater hat?
Avatare und Deepfakes im Tatort – nicht nur digital
Was ist echt und was ist nur Fake, wer spielt nur einen Avatar? Dieser Frage gehen die Ermittlerinnen nach. Und wir folgen ihnen: Erst ratlos, dann auf der falschen Spur, dann wieder verwirrt und am Ende eine Mischung aus erschrocken und mitfühlend.
Der Tatort „Avatar“ zeigt auf eine erschreckende Art und Weise, was Menschen glauben, wenn sie es nur glauben wollen – und wie schnell Online-Fakes zur bitteren Realität werden. Trotz der dramatischen Geschichte wirkt aber nichts übertrieben oder melodramatisch, eher ein Ticken zu schnell und zu kalt.
Odenthal und Stern – ein erfahrenes Tatort-Duo
Für die Ermittlerinnen Johanna Stern und Lena Odenthal gilt das nicht – sie sind genau die richtige Mischung zwischen professionell und empathisch. Und am Ende wird es auch noch mal persönlich: Nach vielen Jahren verabschieden sich Assistentin Edith Keller und Gerichtsmediziner Peter Becker aus dem Ludwigshafener Ermittlungsteam. Ein gelungener Abschied in einem gelungenen Krimi – wer Sonntagabend noch genug Konzentration hat, allem zu folgen, wird sehr zufrieden sein.
Tatort-Jurist: Was ist Cybergrooming?
SWR3-Rechtsexperte Frank Bräutigam, den ihr auch von unseren Rechtsreels kennt, hat den Tatort aus Ludwigshafen durch seine Rechtsbrille gesehen und spricht unter anderem darum, was Cybergrooming genau ist. Jetzt anschauen! 👇