Kurz nach der Charity-Gala eines Schweizer Entwicklungshilfe-Fonds wird der Moderator der Veranstaltung tot in seiner Suite eines noblen Hotels am Zürichsees gefunden. Ermordet mit einem Bolzenschussgerät, das sonst nur im Schlachthaus zum Einsatz kommt. Auch sind seine Zehen abgeschnitten worden, weshalb die Kommissarinnen davon ausgehen, dass die Mafia dahinter steckt.
Tatort Zürich: Geldwäsche zu Lasten der Ärmsten
Und tatsächlich sind die Zehen auch schon unterwegs, per Post zum Organisator der Wohltätigkeits-Gala. Soll der Mann so in Mafia-Manier bedroht werden? Er und seine diversen Börsen-Fonds unterstützen ausgewählte Schwellenländer mit Millionen Franken an privater Entwicklungshilfe. Obwohl... Wenn man genauer hinguckt… was heißt schon „Hilfe“? In Wahrheit tragen die Gelder dazu bei, dass die Mieten in den Wohngebieten der Armenviertel immer teurer werden, und die reichen Investoren in den reichen Ländern auch nochmal reicher. Und das zu Lasten der Ärmsten. Fast nebenbei wird so auch noch Mafiageld gewaschen – und das nicht zu knapp. Trotz des neuen Schweizer Bankengesetzes, so erzählt es der Film.
Kurze Zeit später gibt es weitere Tote, und die Polizei geht von einer Mordserie in der High Society der Zürcher Bankenszene aus. Vor allem die Ndrangheta – also die kalabrische Mafia – sei sehr aktiv in der Schweiz.
Weg von der Fiktion, rein ins echte Leben: Stuttgart und Umgebung gelten als Hochburg der Ndrangheta in Deutschland. Besonders die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. hat für viel Aufregung in SWR3Land gesorgt. Hört sie im neuen True-Crime-Podcast „MAFIA LAND“.
True Crime Podcast | 1. Staffel MAFIA LAND - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L.
Ermittler sind überzeugt: Mario L., nach außen erfolgreicher Gastwirt, war in BW so etwas wie der "auswärtige Arm" der Ndrangheta, der größten kriminellen Organisation der Welt.
Von der Mafia zum Waisenhaus: Abrupter Themenwechsel
Bis hier ist der Krimi gut. Das Mafia-Thema macht ihn groooß. Doch als sich diese Spur dann tatsächlich verliert und es plötzlich um ein Waisenhaus geht, verliert der Krimi sein übermächtiges Thema. So als hätten die Autoren auf einmal Angst davor, die Mafia-Geschichte zu Ende zu erzählen. Fortan geht es um Missbrauch, was auch ein ungeheuer wichtiges Thema ist, die Wendung dahin ist aber zu abrupt.
Außerdem missfällt mir das woke Belehrungsfernsehen: die Staatsanwältin fährt Elektro-Auto, der Besitzer des Boxstudios ist eine Frau und Mädchen spielen mit rosafarbenen Spielzeug-Gewehren. Und Männer können sexuellen Missbrauch weder verstehen noch verurteilen. Und wirken entweder dumm oder notgeil. Ich dachte, wir wären weiter. So gesellschaftlich.
Fazit zum Tatort aus der Schweiz: Groß gestartet, klein gelandet
Am Anfang ist es noch ein echter Krimi: Ganz stark die Idee mit dem Hilfs-Fonds, der dann doch keiner ist, sondern auch nur zum schnöden Abkassieren dient. Dann der Bruch. Plötzlich geht alles Richtung Einzelfall und Waisenheim, alles wird privat. Für mich wirkt das wie: Groß gestartet, klein gelandet. Sehr schade!
Auch wurde der zweite Teil mit dem Missbrauch im Waisenhaus so oder so ähnlich schon viele Male erzählt: Der alte, weiße Mann, mächtig genug und reich genug, um sich Kinder aus dem Waisenhaus zuführen zu lassen, ohne dass er Angst vor Strafverfolgung haben muss.
Für ein großes Mafia-Thema, das danach immer kleiner wird, für rosa Boxhandschuhe und einen sehr leisen, fast langatmig gedrehten Film gibt es von mir zwei von fünf Elchen!
Die Kommentarfunktion öffnen wir beim Tatort nur am Tag nach der Ausstrahlung. ♥