Tessa Ott und Isabelle Grandjean – so heißen die neuen Ermittlerinnen. Sie haben es mit einer verbrannten Männerleiche, einem Totenschädel, der aus einem Paket fällt. Dazu kommt eine Staatsanwältin, die sich mit besorgter Mine fragt, was die Verbindung zwischen der Brandleiche und dem Schädel ist.
Jugendgewalt trifft auf Vergangenheitsbewältigung
Um das zu verstehen, geht es mit vielen geschickt eingebauten Zeitsprüngen zurück in den Mai 1980 – in die Zeit der heftigen Jugendproteste und Krawalle in der Schweiz. Der Züricher Stadtrat hatte damals 60 Millionen Franken für die Renovierung des Opernhauses bewilligt, wollte aber kein Geld für ein autonomes Jugendzentrum ausgeben. Als Reaktion lieferten sich damals junge Leute – nicht nur Autonome – Straßenschlachten mit der Polizei.
Um dieses Kapitel Schweizer Geschichte geht es bei den aktuellen Ermittlungen. Mitten in diesem Chaos ist nämlich eine Frau verschwunden. Die einen kennen sie als Polizeischülerin Eva – für andere ist sie Awa: eine schillernde Erscheinung der Schweizer Punkszene. Zu ihr gehört der Schädel aus dem Paket. Was sie aber mit der Männerleiche zu tun hat, bleibt noch unklar. Zu den schwierigen Ermittlungen hinzu kommt ein eher schwieriges Verhältnis der beiden Kommissarinnen.
Ungleiche Ermittlerinnen: Kommissarin Grandjean und Profilerin Ott
Tessa Ott ist die unbedarft wirkende Profilerin, die gerade erst mit der Ausbildung fertig ist, die auch mal verschläft und verpennt zur Arbeit geht. Isabelle Grandjean dagegen ist die durchgestylte Karriere-Kollegin, die auch gerne mal ihre Lebens- und Berufserfahrung raushängen lässt.
Grundsolider Tatort mit viel Stil
Während Tatorte aus der Schweiz in der Vergangenheit oft eher sehr beschaulich um die Ecke kamen, so ist der hier anders. Er ist kein Feuerwerk an Schnelligkeit, aber das oft „Behäbige“ passt diesmal perfekt und es ist mit verdammt viel Stil in Szene gesetzt. Was manchmal etwas verwirrt hat, waren die gefühlt unendlich vielen Namen, die plötzlich mal auftauchen und dann doch keine Rolle mehr spielen.
Aber alles in allem ist das ein grundsolider Start des neuen Schweizer Tatort-Teams und ein Fall, der mit einem wuchtigen Schluss endet. Von mir gibt’s 3 von 5 Elchen.