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Autor/in
Stefan Hoyer
SWR3 Moderator Stefan Hoyer

Premiere für zwei Kommissarinnen aus der Schweiz, die ungleicher kaum sein könnten. In Zürich haben sie einen Mordfall zu klären, der zurück bis in die 80er führt – in die Zeit der Jugendproteste und Krawalle. „Züri brännt“ heißt der Fall und ist ein gelungener Einstand, findet unser SWR3-Tatort-Checker.

Tessa Ott und Isabelle Grandjean – so heißen die neuen Ermittlerinnen. Sie haben es mit einer verbrannten Männerleiche, einem Totenschädel, der aus einem Paket fällt. Dazu kommt eine Staatsanwältin, die sich mit besorgter Mine fragt, was die Verbindung zwischen der Brandleiche und dem Schädel ist.

Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Ein ganz neues Tatort-Team aus Zürich mit Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Profilerin Tessa Ott (Carol Schuler) Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
An ihrem ersten Arbeitstag wird die Profilerin Tessa Ott gleich ins kalte Wasser geworfen: Beim Zürichsee wurde eine Brandleiche mit Kopfschusswunde gefunden. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Am Tatort wird Ott von ihrer neuen Kollegin Isabelle Grandjean frostig begrüßt - die Polizistin ist sich sicher, dass die unerfahrene Ott die Stelle nur dank Vitamin B bekommen hat. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Die beiden Kommissarinnen Tessa Ott und Isabelle Grandjean müssen sich zusammenraufen. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Denn die junge Kollegin stammt aus einer alteingesessenen Züricher Familie und scheint jeden zu kennen. Widerwillig bezieht Grandjean die Profilerin in die Ermittlungen ein. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Sie merkt aber bald, dass Ott zwar wenig Praxiserfahrung hat, dies aber durch Hartnäckigkeit und analytischen Verstand wettmacht. Und so unterschiedlich die beiden Frauen sind, so ideal ergänzen sie sich in den Mordermittlungen. Die sind hochkomplex. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
So scheint es fast unmöglich zu sein, die Identität der Brandleiche herauszufinden. Deren buddhistisches Rückentattoo und das Kärtchen einer Psychotherapie in der Tasche bringen die Ermittlerinnen doch einen Schritt weiter und führen sie zurück in das bewegte Zürich der 1980er Jahre. In die Zeit der Opernhauskrawalle, als es harte Fronten zwischen Polizei und der Jugendbewegung gab. Und was vor 40 Jahren geschah, hatte jetzt mörderische Konsequenzen. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
So besteht die Schar der Verdächtigen fast ausschließlich aus ExponentInnen der Bewegung, die jetzt bereits im Pensionsalter sind. Die Kommissarinnen stellen unangenehme Fragen an Max Alpiger, ehemaliger Kommandant der Abteiling KK3. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Unter den Verdächtigen befindet sich eine engagierte Punkmusikerin, ein kaltschnäuziger Journalist, ein Eigenbrötler, der nie über tragische Ereignisse von damals hinwegkam. Auch ein drogenabhängiger Freund von Teresa Ott gerät in die Schar der Verdächtigen und verdeutlicht vor allem eines: Zürich mag zwar die größte Stadt der Schweiz sein, ist aber auch ein Dorf. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Charlie Locher, Tessas Freund, steht unter Verdacht. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Verzwickte Verhörsituation: KommissarinTessa Ott, Charlie Locher und Kommissarin Isabelle Grandjean. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Tessa Ott macht sich Sorgen im ihren besten Freund Charlie Locher. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Akribisch fügen Grandjean und Ott ihr Ermittlungspuzzle zusammen, bekommen so ein genaueres Bild. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Doch als beim Abschiedsapéro für den scheidenden Polizeikommandanten schaurige Kurirerpost eintrifft, wird der Fall in eine neue Dimension katapultiert. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbild Tatort „Züri brännt“
Statt einem, sind die Kommissarinnen plötzlich mit mehreren Mordopfern konfrontiert. Bild in Detailansicht öffnen

Jugendgewalt trifft auf Vergangenheitsbewältigung

Um das zu verstehen, geht es mit vielen geschickt eingebauten Zeitsprüngen zurück in den Mai 1980 – in die Zeit der heftigen Jugendproteste und Krawalle in der Schweiz. Der Züricher Stadtrat hatte damals 60 Millionen Franken für die Renovierung des Opernhauses bewilligt, wollte aber kein Geld für ein autonomes Jugendzentrum ausgeben. Als Reaktion lieferten sich damals junge Leute – nicht nur Autonome – Straßenschlachten mit der Polizei.

Um dieses Kapitel Schweizer Geschichte geht es bei den aktuellen Ermittlungen. Mitten in diesem Chaos ist nämlich eine Frau verschwunden. Die einen kennen sie als Polizeischülerin Eva – für andere ist sie Awa: eine schillernde Erscheinung der Schweizer Punkszene. Zu ihr gehört der Schädel aus dem Paket. Was sie aber mit der Männerleiche zu tun hat, bleibt noch unklar. Zu den schwierigen Ermittlungen hinzu kommt ein eher schwieriges Verhältnis der beiden Kommissarinnen.

Ungleiche Ermittlerinnen: Kommissarin Grandjean und Profilerin Ott

Tessa Ott ist die unbedarft wirkende Profilerin, die gerade erst mit der Ausbildung fertig ist, die auch mal verschläft und verpennt zur Arbeit geht. Isabelle Grandjean dagegen ist die durchgestylte Karriere-Kollegin, die auch gerne mal ihre Lebens- und Berufserfahrung raushängen lässt.

Grundsolider Tatort mit viel Stil

Während Tatorte aus der Schweiz in der Vergangenheit oft eher sehr beschaulich um die Ecke kamen, so ist der hier anders. Er ist kein Feuerwerk an Schnelligkeit, aber das oft „Behäbige“ passt diesmal perfekt und es ist mit verdammt viel Stil in Szene gesetzt. Was manchmal etwas verwirrt hat, waren die gefühlt unendlich vielen Namen, die plötzlich mal auftauchen und dann doch keine Rolle mehr spielen.

Aber alles in allem ist das ein grundsolider Start des neuen Schweizer Tatort-Teams und ein Fall, der mit einem wuchtigen Schluss endet. Von mir gibt’s 3 von 5 Elchen.

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