Die ersten Verdächtigen stehen schnell fest. Zum einen wäre da die Nachbarin, eine Ex- Freundin der toten Frau. Die Tote gehörte zur Oberschicht, die Freundin lässt es bewenden bei „Ich vertick' Marihuana, kifft doch eh jeder“ – Recht hat sie irgendwie.
Ordentlich Rambazamba
Und dann wären da noch drei Mädchen, die zufällig am Tatort waren. Gottseidank muss man sagen, denn die Mädels bringen ordentlich Rambazamba in die Verhöre. Sie entlarven die tröge Polizeiarbeit als „Autoritätswichserei“ und provozieren, bis es handgreiflich wird. Es dauert allerdings eine Stunde, bis sich alle gegenseitig beschuldigen und verpetzen. OK, sortieren wir das mal.
Geile Geschichte doch verbockt?
Alle Mädels spielen gut. Die jungen und die alten sind sehr präsent, großartig. So gesehen kann man sich das anschauen – aber der Berliner Tatort zeigt auch, wie man aus einer sehr guten Geschichte doch nur einen durchschnittlichen Tatort rausbekommt.
Alle Tatort-Krankheiten tauchen auf:
- Die Geschichte ist maximal für 'ne Stunde gut, aber nicht für eineinhalb.
- Weil die Geschichte nicht lange genug trägt, gibt es 'ne Parallelhandlung, die nur kapiert, wer frühere Tatorte aus Berlin geschaut hat. Was soll das denn?
- Außerdem ärgert mich als Zuschauer, dass immer wieder dieselben Schauspieler in Nebenrollen aller möglichen Tatorte auftauchen – teilweise im Wochentakt. Dieses Mal passiert das auch, Thomas Heinze darf mal wieder ran. Gibt es eigentlich in Deutschland nicht mehr gute Schauspieler? Das ist eine große Tatort-Krankheit, die zu viel Identifikationsverlust führt, wenn einer mal das eine spielt, nächste Woche das andere.
- Und zu guter Letzt wird wieder viel zu viel genuschschscheldd.
Und? Anschauen?
Ja, geht. Der Tatort aus Berlin kommt ja erst zum dritten Mal. Er bringt viel Potential mit, muss aber die vielen Krankheiten loswerden. Dieses Mal bleibt es nur durchschnittlich. 3 von 5 Elchen.