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Kira Urschinger
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Rebecca Rodrian
Rebecca Rodrian

Falsche Studien, Lügen über das Coronavirus oder den Ukraine-Krieg: Fake News gehören mittlerweile zu unserem täglichen Leben. Hier gibt es Tipps zum Umgang damit.

4 wichtige Tipps, wie du Fake News erkennen kannst

Falschmeldungen gibt es leider, insbesondere in den Sozialen Netzwerken, immer wieder. Aber warum glauben wir Fake News? Und wie kann man Falschmeldungen erkennen?

1. Urheber prüfen

Die Alarm-Glocken sollten bei uns klingeln, wenn ein Text vor irgendetwas warnt. Mimikama, ein unabhängiges Portal zur Aufklärung von Internetmissbrauch, merkt zur Ausdrucksweise an: „und das meistens sehr auffällig, im Sinne von ACHTUNG! ACHTUNG!, DIESE SCHWEINE!“ Der erste Schritt, wenn man so etwas liest: Quelle checken! Woher kommt das Bild oder die Meldung ursprünglich? Welche Quellen sind angegeben? Was steht im Impressum des Urhebers? Oft lässt sich dadurch schon herausfinden, ob eine Interessensgruppe hinter einer Meldung steht.

2. Hinterfragen

Hier kann man sich dann fragen: Wer ist das eigentlich genau, der diese Meldung veröffentlich hat? Was hat derjenige davon, das zu verbreiten? Welches Interesse steckt dahinter? Was hat diese Seite oder dieser User sonst noch so gepostet und verbreitet?

Eine der wichtigsten Fragen ist außerdem die an den logischen Menschenverstand: Ist das, was ich da lese, überhaupt möglich und logisch? Ergibt das Sinn, kann das sein? Die Antwort lässt viele Fake News schnell auffliegen.

3. Googeln

Eine wichtigste Hilfe beim privaten Überprüfen von Nachrichten ist auch die Suchmaschine. Hier die Meldung eingeben, am besten im Wortlaut und gucken: Gibt es bereits Seiten, die die betreffende Meldung als Fake News aufgedeckt haben und das gut argumentieren können? Schreiben andere, vertrauenswürdige Nachrichtenseiten vielleicht auch etwas zu diesem Thema – gibt es da Unterschiede oder stimmt das überein?

4. Anrufen und nachfragen

Wenn alle Schnell-Recherchen zu einem Thema ins Leere laufen, lohnt sich der Griff zum Telefon. Denn meist geht es in einer Meldung oder einem Post um eine Person, einen Ort oder eine Institution. Durchklingeln und mal beispielsweise bei der Stadt nachfragen, was da vorgefallen ist. Eine persönliche Rückfrage gibt oft eine schlüssige Antwort, die verschwörungstheoretische Konstrukte in sich zusammenfallen lässt.

Wie kriege ich raus, ob eine Meldung stimmt oder nur Stimmungsmache und gelogen ist? Philosoph Christoph Quarch gibt einen ganz grundlegenden Ratschlag:

Um sich vor der subtilen Gewalt von Fake News zu schützen, sollte man seine Information ausschließlich über verlässliche Quelle beziehen, die sich die Mühe machen zu recherchieren und den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu kontrollieren: öffentliche-rechtliche Sendeanstalten, Qualitätspresse. Sozialen Netzwerken etc. sollte man grundsätzlich misstrauen.

Übrigens: Bilder lassen sich über die Google-Bildsuchfunktion recherchieren.

Umgang mit Fake News für Eltern und Kinder

Kinder sind Fake News genauso ausgesetzt wie Erwachsene. Sei es auf dem Schulhof oder auch im Netz. Deswegen ist es wichtig, dass Eltern mit Kindern sprechen und ihnen „nicht nur einen sicheren Zugang zu Informationen, sondern auch die entsprechenden Werkzeuge an die Hand zu geben, um Fake News zu erkennen.“, wie die Initiative Schau hin mitteilt.

Das sind weitere Tipps und Hinweise der Initiative:
  • Informationen prüfen: Wichtig ist, dass Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, welche Informationen echt sind und welche nicht. Eltern sollten deswegen schon früh mit Kindern über das Weltgeschehen sprechen und dabei helfen, Nachrichten und Meinungen einzuordnen und zu hinterfragen.
  • Aufklären und erklären: Eltern sollten mit Kindern gezielt über Falschmeldungen sprechen und darüber aufklären, dass es Menschen gibt, die gezielt falsche Informationen streuen, um damit Geld zu verdienen oder Meinungen zu beeinflussen. Selbst wenn etwas oft geteilt wurde oder eine Seite professionell gestaltet ist, heißt das nicht, dass die Informationen auch wahr sind.
  • Auf Anzeichen achten: Manchmal sind es reißerische Überschriften, die zum Beispiel in sozialen Netzwerken für Unsicherheit sorgen. Das heißt, immer die Frage stellen: Gibt es andere Quellen, die Zitate oder Informationen bestätigen?
  • Quellen und Kontext prüfen: Quellen lassen sich zum Beispiel mit einem Blick aufs Impressum prüfen. Um den Kontext einer Seite zu prüfen, kann man bei Google die URL eingeben und „site:“ davor schreiben. Nun zeigt Google alle Beiträge an, die auf der Seite veröffentlicht wurden. Sind diese sehr einseitig, handelt es sich wahrscheinlich nicht um eine objektive Quelle. Gibt man die URL in Anführungszeichen ein, erhält man Treffer, bei denen über die Seite berichtet wird. Dadurch kann man feststellen, ob eine Seite beispielsweise in rechtsextremen Kreisen besonders beliebt ist.
  • Inhalte melden: Wenn Freunde, Bekannte oder auch Klassenkameraden Fake News verbreiten sollte man sie darauf hinweisen oder die Anzeigen so einstellen, dass man deren Beiträge nicht mehr sieht.

Tools zum Erkennen von Fake News

Der ARD-Faktenfinder hat daneben noch ein paar ganz praktische Tipps, mit denen wir Fake News enttarnen und ganz einfach selbst recherchieren können.

Fake News gehören mittlerweile zu unserem Alltag

Fast jeder dritte Deutsche glaubt, dass er oft oder regelmäßig auf bewusste Falschmeldungen, also Fake News, trifft. Die Ipsos-Studie hat ergeben, dass das Vertrauen in der Deutschen in die eigene Presse im weltweiten Vergleich dabei relativ hoch ist.

In allen anderen der 27 untersuchten Länder glauben viel mehr Menschen, dass sie regelmäßig Fake News sehen: Spitzenreiter sind Argentinien, Serbien und die Türkei – mit rund 80 Prozent. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Fast die Hälfte der Deutschen traut sich nicht zu, Fake News als solche zu erkennen, mehr als die Hälfte der Befragten glaubt das auch von den Mitmenschen.

Lügen und Falschmeldungen müssen nicht immer politisch sein

Bei Fake News denken wir oft an politische Falschmeldungen, vielleicht auch an Donald Trump, der den Medien Fake News unterstellt. Dabei können Fake News auch einfach nur lustig sein, besonders skurril oder unglaublich. Ein bekanntes Beispiel von Fake News sind die sogenannten Bonsai-Katzen, die angeblich in Dosen, Gläsern oder Tüten herangezogen werden, um eine bestimmte Körperform zu erhalten.

Mimikama hat sich dieses Themas angenommen und sehr eindeutig erläutert, warum es sich hierbei um einen Fake handelt. Die Seite bei Facebook gibt es aber immer noch inklusive der Empörung von Leuten, die glauben, dass es diese Tierquälerei wirklich gibt.

Ein ähnliches Beispiel sind die Orca-Wale in der Plastiktüte. Angeblich würden Mitarbeiter des Vergnügungsparks SeaWorld in Orlando ihre Wale in einer Tüte zwischenparken, während die Bassins gereinigt werden. Sieht verrückt aus, animiert Tierschützer zum Aufschrei und ist absoluter Fake.

Deshalb glauben wir Falschmeldungen

Fake-News funktionieren erstens oft über Emotionalisierung und Skandalisierung, sind also besonders reißerisch formuliert und ziehen so unsere Aufmerksamkeit an. Inhaltlich sind sie dann so erfolgreich, weil sie vermeintlich das bestätigen, was ihre Leser sowieso glauben oder glauben wollen. Kommunikationswissenschaftler Philipp Müller konkretisierte im ARD-Interview:

Dahinter steckt das Bedürfnis von Menschen, die eigenen Überzeugungen und Einstellungen zu bestätigen und in Einklang mit dem Verhalten zu bringen. Sind sie das nicht, führt das zu inneren Spannungen, sogenannte kognitive Dissonanzen. Rezipienten können diese reduzieren, indem sie Informationen selektiv auswählen und interpretieren, sodass sie die eigenen Ansichten stützen.

Falschmeldungen habe es schon immer gegeben, beispielsweise über Medien in totalitären politischen Systemen. Das Phänomen der Fake News ist also nicht neu. Was sich aber verändert hat, sei, dass Falschmeldungen nun von jedem in die Welt gesetzt werden könnten. Nicht nur von Journalisten, sondern vor allem in Interessensgruppen und auch Einzelpersonen in den sozialen Netzwerken.

Das Teilen von Fake News ist gleichzeitig auch ein Statement: Es zeugt öffentlich von Zweifel an den Eliten. Durch diese Abgrenzung von den Eliten bilden Fake-News-Leser eine Gemeinschaft, die über das Alternativangebot der Fake News eine eigene Deutung der Welt erfährt. Die etablierten Massenmedien werden demgegenüber als feindselig und einseitig wahrgenommen, auch wenn das im Einzelfall gar nicht stimmt – ein Phänomen, das auch als Hostile Media Effect bekannt ist.

So verändern Fake News unsere Gesellschaft

Aber was macht das mit uns als Konsumenten von Nachrichten, als User in sozialen Netzwerken? Wir waren in Stuttgart unterwegs und haben mit euch darüber gesprochen:

„Die beeinflussen uns schon, klar. Das ein oder andere glaubt man dann doch.“

„Ich denke, dass deshalb auch Viele das Bild haben: Oh Gott, mit der Welt geht es immer weiter bergab. Es wird einem manchmal mehr Panik gemacht, als nötig ist.“

„Leute dürfen plötzlich Sachen sagen, von denen sie selbst wissen, die stimmen nicht. Aber es wird plötzlich salonfähig.“

„Das Vertrauen geht verloren. Und ich glaube, wenn man das Vertrauen in die Politik verliert, ist es schwierig, dass es vorangeht in der Gesellschaft.“

Fake News sind gefährlich – sagt unser Studiogast Christoph Quarch -Philosoph. Er ist beim „SWR3-Report: Fake News“ live im Radio und beantwortet eure Fragen, am 15.1. ab 15 Uhr.Gepostet von SWR3 am Sonntag, 13. Januar 2019

Studiobesuch beim SWR3-Report Fake News

Philosoph Christoph Quarch war live in der SWR3-Nachmittagsshow und hat mit den SWR3-Hörern gesprochen über den Einfluss von Fake News auf die Gesellschaft, wie es Eltern ihren Kindern erklären können, wenn jemand lügt und wie wir uns am besten vor Falschmeldungen schützen können.

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