Da fährt man zum Supermarkt, geht in Ruhe einkaufen, will danach zum Auto laufen – aber es ist weg! Schock! Schwerer Fall von Autodiebstahl in Seligenstadt bei Offenbach! Oder vielleicht doch nur ein schwerer Fall von Vergesslichkeit?
Kommt euch das bekannt vor? Schreibt uns hier!
Der Mann, der sein Auto geklaut wähnte, meldete den vermeintlichen Diebstahl der Polizei. Doch wenig später fiel ihm ein: Er war doch gar nicht mit dem Auto einkaufen ... ⬇️
Sebastian Markett forscht zu solcher Schusseligkeit. Die Story vom Supermarktparkplatz erklärt er mit der Funktionsweise unseres Gehirns. Das merke sich nämlich nicht jedes Detail, sondern eher so grob den Rahmen: „Und alles das, was ich nicht abgespeichert habe, füllt mein Gehirn dann später auf mit dem, was am wahrscheinlichsten wäre. Und wenn ich jemand bin, der total häufig mit dem Auto zum Einkaufen fährt, dann wird mein Gehirn auch denken: ‚Okay, wahrscheinlich bin ich mit dem Auto hier.‘“
Woher kommt die Schusseligkeit?
Schusseligkeitsfehler mache jeder, sagt Markett – und er hat immerhin schon über 10.000 Menschen dazu wissenschaftlich befragt. Es gebe aber Persönlichkeitseigenschaften, die mit Schusseligkeit zusammenhingen:
Zum einen die Leute, die sehr, sehr begeisterungsfähig sind, also die sich letztendlich ganz, ganz schnell auf neue Sachen einlassen können, schnell mit ihrer Aufmerksamkeit bei was anderem sind. Denen passiert es häufiger, dass sie halt mit ihrer Aufmerksamkeit nicht da sind, wo sie eigentlich sein sollten. Und dann Personen, die eher zu Tagträumen neigen, also die gerne mal mit ihren Gedanken abschweifen, die über verschiedene Dinge nachdenken, die auch ein bisschen kreativer dabei sind. Also es ist gar nichts Negatives.
Aber auch genetische Faktoren und das Umfeld spielen laut Markett eine Rolle.
Auch SWR3 Comedian Sebastian Lehmann hat sich schon einmal mit seiner Vergesslichkeit auseinandergesetzt:
Comedy-Kolumne von Sebastian Lehmann Vergesslichkeit: Warum ist mein Gehirn so unpraktisch eingerichtet?
„Ich befürchte, mein Gehirn arbeitet gar nicht nach Prinzipien, sondern ich merke mir einfach zufällig irgendwas und der Rest verschwindet sofort wieder wie ein Hamster im Staubsaugerrohr.“
Wie werde ich weniger schusselig?
Auch wenn man eine gewisse Veranlagung zur Schusseligkeit hat – man kann sie teilweise beeinflussen oder sich das Leben damit zumindest ein bisschen leichter machen.
Apps oder Chips könnte man benutzen, meint Markett, die sich zum Beispiel merken, wo man das Fahrrad oder Auto abgestellt hat. Die könnten unter Umständen dann auch helfen, wenn es wirklich geklaut würde. Viele Hersteller würden bei Alltagsprodukten außerdem schon Sicherungen einbauen, die beispielsweise verhindern, dass man sich verletzt, weil man mit den Gedanken woanders ist.
Außerdem könne man seine Aufmerksamkeit trainieren – das sei allerdings keine „Sache, die man mit einem Wochenendkurs Achtsamkeit hinbekommt“. Man könne aber versuchen, sich Routinen zu überlegen.
Dass man sich zu bestimmten Zeiten am Tag halt einfach mal sammelt, seine Aufmerksamkeit an einer Stelle hält, bisschen trainiert, achtsam zu sein oder halt auch einfach mal zu planen, was passiert jetzt eigentlich den ganzen Tag über? In dem Moment, wo ich bewusst geplant habe, ich fahre jetzt mit dem Fahrrad, dann passiert es vermutlich auch nicht, dass ich denke, mein Auto ist geklaut worden, weil es nicht da steht.
SWR3 hilft! Wir haben noch ein paar Tipps auf Lager, mit denen ihr eure Vergesslichkeit in den Griff kriegen könnt:
Gedächtnis wie ein Goldfisch 🤦🏼♀️ Ihr seid total vergesslich? Diese Tipps können euch helfen!
Arzttermin, Einkaufsliste, Haustürschlüssel: SWR3Land sammelt geniale Tipps, mit denen ihr euch alles Wichtige merken könnt und garantiert nichts mehr vergesst.
Vergesslich, schusselig, verpeilt – die SWR3 Community
Auch ihr hattet schon den ein oder anderen Verpeiler:
Habe als Streifenpolizist nach einer Kontrolle leider den Personalausweis vergessen zurückzugeben. Habe ihn eine Stunde später an der Adresse an den dankbaren Kontrollierten zurückgegeben. Konnten zum Glück beide drüber lachen.
Ich hatte für unseren Hochzeitstag Karten für Anne Brun in Hamburg gekauft. Wollte ihn überraschen. Wir saßen an dem besagten Abend auf dem Sofa vor der Glotze, bis ich eine SMS erhalten habe. ‚Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag!‘ Hatte beides vergessen. Aber er auch!
Mein Schwiegervater war vor Jahren am Wohnort tanken. Er bezahlte die Füllung und fuhr weiter. Meine Schwiegermutter bekam von der Tankstelle einen Anruf mit der Bitte, wir möchten doch bitte die Zapfpistole inklusive Schlauch zurückgeben ... Beides steckte noch im Auto.
Ich war im Supermarkt, komme anschließend wieder zum Parkplatz, steige ins Auto ein und denke: ‚Komisch, eben hatte ich doch keine Wasserflasche auf dem Beifahrersitz liegen. Und so eine Mittelkonsole habe ich auch nicht ... Okay, das hier ist gar nicht mein Auto!‘ Als ich dann aussteige, kam ein älterer Mann ganz aufgeregt angelaufen und schrie: ‚Was machen Sie da in meinem Auto?!?‘ Offensichtlich war ich in Gedanken versunken ins Auto NEBEN meinem eigenen eingestiegen und er hatte zur selben Zeit wie ich per Fernbedienung sein Auto aufgedrückt ... Ich hab mich entschuldigt, bekam aber einen solchen Lachanfall, dass ich nicht mehr weitersprechen konnte – er fand es absolut nicht so zum Lachen ... :-D Ich schon – denn mein Auto war schwarz und das, in das ich eingestiegen bin, war weiß. Meins war ein Seat und seins ein Opel ...
Auch mal was so richtig vergessen? Schreibt uns!
Ist euch so etwas auch schon mal passiert? Schreibt uns eure Geschichten in die Kommentare und lasst uns zusammen darüber lachen!
Vielleicht habt ihr eure Vergesslichkeit aber auch mit einem mega Trick in den Griff bekommen – verratet ihn uns und helft der SWR3 Community!