Die Gurke zu krumm, die Kartoffel zu klein, der Brokkoli zu leicht – aber schmecken tut es doch alles wie normal? In der Europäischen Union existieren für einige Obst- und Gemüsesorten sogenannte Vermarktungsnormen – Standards, die auch dem Gesundheitsschutz dienen. Der Handel hat aber oft noch höhere Anforderungen: Obst und Gemüse soll ein bestimmtes Aussehen, ein bestimmtes Gewicht und eine bestimmte Größe haben – gleichmäßig eben. Und da wird es problematisch.
Zwischen 10 und 30 Prozent Obst und Gemüse werden aussortiert
„Damit das erreicht werden kann, haben wir mehr Einsatz von Dünger, mehr Einsatz von Pestiziden, also Chemikalieneinsatz, mehr Wasser – und dass am Ende zwischen 10 und 30 Prozent des Gemüses und der Produkte im pflanzlichen Bereich auf den Feldern verbleiben, weil sie den Schönheitsidealen der Gemüse- und Pflanzenproduktion nicht genügen.“ Das sagt Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). Seine Behörde hat in einer Studie eben diese Standards des Handels thematisiert. Die hätten nämlich Folgen für Umwelt und Klima.
Umweltbundesamt: Chemikalien für Grünzeug
Allein dafür, dass an Karotten oder Radieschen noch schön grüne Blätter dran sind, wenn sie dann im Supermarkt liegen, benötige es laut Messner zusätzliche Chemikalien. Die Blätter seien eine dieser Handelsvorgaben, auch wenn die wenigsten von uns sie wohl essen werden.
Aber auch bei anderem Gemüse könne es kurz vor der Ernte nötig sein, noch einmal zu düngen, damit beispielsweise der Brokkoli das Zielgewicht von mindestens 500 Gramm schafft. Und dann könne es laut UBA vorkommen, dass es zu sogenannten Erntespitzen kommt: Wenn mehr Gemüse gleichzeitig die Größe oder das Gewicht erreicht, als der Handel bestellt hat. Dann werde ein Teil davon weggeworfen.
Etwa 40 Prozent der produzierten Lebensmittel würden insgesamt weggeschmissen, sagt Messner – 20 Prozent davon auf dem Weg bis zum Handel, eben das Obst und Gemüse, das auf den Feldern bleibt, weil es die Ideale nicht erfüllt. Die anderen 20 Prozent würden wir kaufen und zu Hause in den Müll werfen.
Das Interview von SWR-Berlin-Korrespondent Christopher Jähnert mit UBA-Präsident Dirk Messner kannst du dir hier anhören:
Was kann man als Verbraucher machen?
Thomas Schmidt vom Thünen-Institut in Braunschweig – ein Bundesforschungsinstitut, das zum Bundesernährungsministerium gehört – beschäftigt sich unter anderem mit Lebensmittelverschwendung. Die Verantwortung liege sowohl beim Handel als auch beim Verbraucher, meint er. Der Handel müsse versuchen, alle Produkte zu vermarkten, die von Erzeugerseite angeliefert würden.
Verbraucher können direkten Einfluss nehmen, indem sie Ware nachfragen, die nicht perfekt aussieht. Krumme Gurken müssten nach Schmidts Ansicht dafür günstiger sein als die erste Wahl. Natürlich müsse es sich für den Anbieter noch finanziell lohnen.
Das Interview von SWR3-Moderatorin Manuela Rid mit Thomas Schmidt in den Topthemen am Mittag kannst du dir hier anhören:
Alternativen zur Lebensmittelverschwendung
Supermärkte werfen oft weg, was sie nicht verkaufen konnten und wo das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Da die Produkte oft aber noch in tadellosem Zustand sind, holen sich manche Menschen die Sachen aus den Müllcontainern der Märkte. Das ist allerdings illegal – noch zumindest. Denn Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) will gegen die Lebensmittelverschwendung in Supermärkten vorgehen und will Spenden nicht verkaufter Lebensmittel durch den Einzelhandel erleichtern. Dass „Containern“ strafbar sein kann, findet Özdemir „absurd“.
Lebensmittel werden ja nicht von heute auf morgen zur giftigen Todesfalle, nur weil das MINDESThaltbarkeitsdatum vorbei ist. Auf einigen Produkten ist deshalb heute schon im Rahmen der „Oft länger gut“-Kampagne aufgedruckt: „schauen – riechen – probieren“.
So lange sind Lebensmittel wirklich haltbar!
Lebensmittel retten
Viele Supermärkte haben bereits Regale mit Ware, die wegen ihres kurzen Mindesthaltbarkeitsdatums reduziert ist. Und es entstehen sogar eigene „Retter-Märkte“, die ausschließlich Ware anbieten, die nicht der Norm entspricht oder nicht mehr lange haltbar ist. In Mannheim gibt es so einen Markt beispielsweise – und jeden Mittwochmittag gibt es im Restaurant des Besitzers ein „Retter-Spezial“: ein Überraschungsgericht aus geretteten Lebensmitteln.
Foodsharing
Und dann gibt es natürlich noch den Klassiker: Foodsharing. Wer zu viel gekocht oder von einer Veranstaltung noch zwanzig geschmierte Brötchen übrig hat, wer in den Urlaub fährt, aber die angebrochene Milch nicht wegschütten will, oder wem der Kürbis alleine doch zu groß war, der kann seine Reste in zahlreichen Facebook-Gruppen und auf anderen Foodsharing-Plattformen verschenken. In größeren Städten gibt es teilweise auch öffentliche Regale oder sogar Kühlschränke für übriges Essen.
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