Das Schweizer Bergdorf Brienz ist erneut von einem riesigen Erdrutsch bedroht und wurde jetzt deswegen evakuiert: Seit Sonntagmittag sind die rund 90 Bewohner des winzigen Dorfes aus ihren Häuser raus und dürfen den Ort nicht mehr betreten. Sie hatten mehrere Tage Zeit, um zu sich auf die Evakuierung vorzubereiten und zu packen.
1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt könnte mit 80 km/h auf Brienz niedergehen
Bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt könnten sich talwärts bewegen und die Siedlung erreichen, befürchtet die Verwaltung der Ortschaft im östlichen Kanton Graubünden.
Derzeit bewege sich das Geröll mit rund 25 Zentimetern pro Tag. Niederschläge oder Felsstürze im Bereich der Schutthalde könnten die Geschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde oder mehr erhöhen, berichtete der Geologe Stefan Schneider den Einwohnern bei einer Informationsveranstaltung.
Hier werden bereits Bereiche um Brienz abgesperrt:
SWR3 Korrespondentin Kathrin Hondl erklärt den Unterschied zwischen diesem und letztem Jahr:
Wie lange müssen die Brienzer Häuser diesmal leer bleiben?
Wenn der eigentlich unwahrscheinliche Schuttstrom aber plötzlich eintrete, sei es kaum mehr möglich, die Menschen rechtzeitig zu warnen, so der Geologe weiter. Er würde das Dorf dieses Mal wohl auch wirklich treffen und nicht nur knapp daneben niedergehen.
Im schlimmsten Fall dürfen die Leute jetzt mehrere Monate lang nicht mehr zurückkehren. Eine genaue Vorhersage ist jedoch schwierig, da viele unvorhersehbare Faktoren den Schuttberg beeinflussen: Regenfälle, Schneeschmelze und mögliche weitere Felstürze. Vergangenes Jahr durften die Bewohner ihre Häuser mehrere Wochen nicht mehr betreten.
Gibt es eine Umsiedlung von Brienz?
Es gibt sogar Überlegungen die Bewohner des Dorfes dauerhaft umzusiedeln – dann würde Brienz zum Geisterdorf werden. Die Behörden arbeiten an einem Szenario für eine Umsiedlung, sollte das Risiko dauerhaft zu hoch bleiben, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Potenziell betroffen seien 13 Einfamilienhäuser und 37 Wohnungen, die neu aufgebaut werden müssten.
Laut Daniel Albertin, dem Gemeindepräsidenten, würde es dann eine „Zerstückelung geben, was natürlich auch soziokulturell sehr einschneidend wäre.“
Diese Aufnahmen von 2019 zeigen, dass der Berg schon seit Jahren in Bewegung ist:
2023 kam Brienz durch Zufall ohne größeren Schaden davon
Das Dorf war bereits im Mai 2023 in Erwartung eines Rutsches vorsichtshalber geräumt worden. Im Juni 2023 donnerte dann tatsächlich ein gewaltiger Schuttstrom den Berg hinunter und verfehlte beispielsweise das alte Schulhaus nur um wenige Meter.
Geröll und Schutt verschütteten Wiesen und eine Straße teils meterhoch. Brienz liegt in der Nähe von Davos auf einer Höhe von rund 1.150 Metern.