Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) meldet teilweise jahrelange Wartezeiten für Kinder-Schwimmkurse. „Die Not ist an den meisten Orten sehr groß, es gibt lange Wartelisten, wir können ehrenamtlich nicht auffangen, was in den Schulen nicht mehr geleistet wird”, hat DLRG-Präsidentin Ute Vogt der Neuen Osnabrücker Zeitung gesagt. Julia Jakob berichtet:
In Niedersachsen meldeten DLRG-Ortsgruppen auf eine Umfrage der Zeitung diese Wartezeiten: in Meppen und Soltau zwei Jahre, in Delmenhorst gar drei Jahre.
Ähnlich ist die Lage in Baden-Württemberg, wo jede fünfte Grundschule keinen Schwimmunterricht anbieten kann. Auch in vielen Schulen in Rheinland-Pfalz fällt der Schwimmunterricht aus. Die Folge: Eltern müssen ihre Kinder dort teils schon bei der Geburt für private Schwimmkurse anmelden, um einen Platz zu bekommen. Die DLRG sieht das Land bereits auf dem Weg zum Land der Nichtschwimmer – falls nicht Eltern sich ein Herz fassen und ihren Kinder das Schwimmen selbst beibringen, könnten man hinzufügen.
Die Hauptursache: Immer mehr Schwimmbäder werden geschlossen!
Als eine der Hauptursachen für den Stau bei Kinder-Schwimmkursen nennt Vogt, dass immer mehr Schwimmbäder in Deutschland geschlossen würden. Viele Grundschulen hätten keine Schwimmbäder in erreichbarer Nähe und müssten zum Teil in Schwimmbecken von Kurkliniken und Hotels ausweichen. Mancherorts finde auch gar kein Schwimmunterricht statt.
Die DLRG sieht in der Entwicklung eine große Gefahr. Seit Jahren weist sie in Videos und Anzeigen darauf hin, wie wichtig es für Kinder ist, schwimmen zu lernen:
DLRG-Präsidentin fordert dringend runden Tisch, damit wieder mehr Kinder schwimmen lernen
Vogt forderte einen runden Tisch von Bund, Ländern und Gemeinden, um das Problem zu lösen. „Die Länder schreiben Schwimmen in den Lehrplan, kümmern sich aber nicht um die Umsetzung und die Kommunen sind überfordert“, sagte sie. Es müsse Klarheit darüber herrschen, wo Schwimmunterricht angeboten werden könne und wo mangels Schwimmbecken keine Ausbildung stattfinden kann. In solche Regionen müssten Fördermittel zum Bau kommunaler Schwimmzentren fließen.
Kritisch sieht die DLRG-Präsidentin die Verteilung der Investitionen des Bundes: Den Zuschlag erhielten jene Kommunen, die am schnellsten seien. Das dürfe nicht sein. „Der Zuschlag muss an diejenigen gehen, bei denen der Bedarf am größten ist.“