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Zecken sind viel gefährlicher, als man denkt – und sie sind wirklich in jeder Wiese. Wie kann ich mich am einfachsten schützen? Und was tun, wenn es zu spät ist?

Wenn man eine Zecke entdeckt, kann man sie dank Zeckenkarte oder -zange gut selbst entfernen. Weitere Tipps und was ihr dabei beachten solltet, haben wir hier für euch übersichtlich zusammengefasst.

Warum Zecken schnell entfernen?

Das Robert-Koch-Institut schreib auf seiner FAQ-Seite zum Thema Zecken, dass es nach einem Einstich ein bis zwei Tagen dauern kann, bis Borrelien übertragen werden. Das sind die Bakterien, die eine Borreliose auslösen können. FSME-Viren werden allerdings schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich übertragen. Deshalb ist es wichtig, die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen.

Man kann die Zecke sorgfältig selbst entfernen – am besten mit einer Zeckenzange oder einem ähnlichen Gerät. Dabei solltet ihr die Zecke am Kopf anfassen und vorsichtig herausziehen. Achtung: ziehen, nicht drehen! Und auf keinen Fall am Körper quetschen – darin sind die gefährlichen Krankheitserreger! Eine Bildanleitung vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gibt es hier.

So geht's richtig: Beim Entfernen sollte eine Zecke mit einem spitzen Gegenstand am Kopf angefasst werden. Wichtig ist, dass ihr nicht auf den Körper drückt, weil die Zecke sonst vermehrt Krankheitserreger in die Einstichstelle pumpt.
So geht's richtig: Beim Entfernen sollte eine Zecke mit einem spitzen Gegenstand am Kopf angefasst werden. Wichtig ist, dass ihr nicht auf den Körper drückt, weil die Zecke sonst vermehrt Krankheitserreger in die Einstichstelle pumpt.

Christian Fömmel, Hausarzt aus Karlsruhe, hat noch einen Tipp: „Das Entfernen einer Zecke ist auch sehr gut mit einer Rasierklinge möglich und die Gefahr, die Zecke zu quetschen, ist nicht so groß wie bei der Entfernung mit der Pinzette.“ Mit der Rasierklinge schneidet man den Kopf mit Absicht ab. Von dem Kopf alleine geht nämlich keine Gefahr aus. Er selbst nutzt am liebsten eine sterile Nadel, um die Zecke zu entfernen.

Vier Dinge, auf die ihr bei der Zeckentfernung achten solltet:

  1. Besonders eignen sich Zeckenkarten in Form einer Kreditkarte, die man im Geldbeutel auch immer dabeihaben kann. Mit ihnen kann man die Zecke aushebeln.
  2. Oder aber man geht gleich zum Arzt und lässt sie dort professionell entfernen. Das ist die Nummer sicher.
  3. Bildet sich ein roter Kreis (in Form eines Rings) um einen möglichen Einstich, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da dies für eine Borrelien-Infektion spricht.
  4. Was tun, wenn der Kopf drin bleibt? Sollte man die Zecke nicht ganz entfernen können, ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen. Allerdings geht, so Fömmel, von dem Kopf alleine keine Gefahr aus. Der Arzt kann euch sagen, ob weitere Untersuchungen sinnvoll sind.

Tipps zur Vermeidung von Zecken

In jeder Wiese lauern Zecken und je höher das Gras, desto leichter kommen sie an unsere Haut. Wer viel in der Natur unterwegs ist – egal, ob im Park, im eigenen Garten oder mit dem Hund im Wald – sollte folgende Hinweise beachten:

  1. Zeckensprays direkt vor dem Rausgehen auftragen: Wirkstoffe wie Icaridin, DEET oder para-Menthan kennen wir auch von Mückensprays. Die Sprays helfen – aber nur bedingt. Deshalb unbedingt auch:
  2. Bei Spaziergängen oder Wanderungen kurze Hosen immer vermeiden! Besser helle Hosen tragen, auf der man Zecken gut sieht, und feste Schuhe tragen.
  3. Nach einem Spaziergang im Freien aufmerksam den Körper absuchen: Zecken verstecken sich gerne in Hautfalten (Kniekehle, Schambereich) und können leicht übersehen werden – deshalb: genau hinschauen!
  4. Wer von einer Zecke gebissen wurde, sollte sie möglichst schnell entfernen.
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SWR3-Interview Wie kann ich mich am besten vor Zecken schützen?

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Wir frischen unser Zeckenwissen auf: Wie kann man sich schüchtzen und was muss getan werden, wenn doch eine Zecke zugebissen hat?

Borreliose und FSME: Warum jeder über Zecken Bescheid wissen sollte

Zecken übertragen in Deutschland vor allem zwei Krankheiten, aber nur gegen eine Krankheit kann man sich impfen lassen, nämlich gegen FSME. Ungeimpft kann FSME zu teils sehr ernsten Lebenseinschränkungen führen, auch zu Lähmungen. Jeder hundertste Mensch mit schwerem Verlauf, bei dem also das Nervensystem befallen ist, stirbt. Die Impfung hingegen gilt als sehr sicher.

Nicht impfen lassen kann man sich gegen Borreliose. Auch diese Zeckenkrankheit kann sehr heimtückisch sein und bleibende Schäden anrichten. Bei Borreliose hilft am besten, wenn man sie früh erkennt, daher ist das Absuchen nach einem Spaziergang im Wald oder auf einer Wiese besonders wichtig. Borreliose lässt sich nur mit Antibiotika behandeln. Borreliose und FSME können aber auch symptomfrei verlaufen.

RKI: Auch 2025 sind weitere FSME-Risikogebiete hinzugekommen

Mit dem Bericht vom Januar 2025 hat das RKI drei neue FSME-Risikogebiete ausgewiesen, „von denen zwei an bekannte Risikogebiete grenzen.“ Dazugekommen sind der Stadtkreis Augsburg, der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg und in Niedersachsen der Landkreis Celle. Damit gelten nun 183 Kreise bundesweit als Risikogebiete.

Laut RKI wurden 2024 insgesamt 686 FSME-Erkrankungen übermittelt. Das ist der zweithöchste Wert, seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001. Das ist fast doppelt so viel, wie der jährliche Medianwert von 352, schreibt das RKI.

Karte der FSME Risikogebiete in Deutschland. Ab wann lohnt sich eine Impfung gegen Zecken?
Abbildung der FSME-Risikogebiete in Deutschland (Basis: dem RKI übermittelte FSME-Erkrankungen in den Jahren 2002 – 2024 mit genanntem Infektionsort in einem Kreis in Deutschland, Stand: 15.01.2025 Quelle: Robert-Koch-Institut

Für SWR3Land heißt das ganz konkret, dass besonders Menschen in Baden-Württemberg aufpassen müssen. Bis auf wenige Ausnahmen gilt praktisch das gesamte Bundesland als FSME-Risikogebiet. Die baden-württembergische Landesregierung schreibt auf ihrer Webseite:
Nach einem Zeckenstich in Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion bei einer Person von 50 Personen bis zu einer Person von 100 Personen.

In Rheinland-Pfalz ist die Situation deutlich besser. Dort sind es bisher nur zwei Landkreise, die als FSME-Risikogebiet gelten.

Wird 2025 ein Zeckenjahr?

Experten der Uni Hohenheim in Stuttgart gehen davon aus, dass 2025 wohl ein FSME-ärmeres Jahr wird, nachdem die Fallzahlen 2024 sehr hoch waren. Vor allem in Baden-Württemberg seien die FSME-Fälle aber auf einem hohen Niveau. Das spricht dafür, dass es zumindest in Teilen von Deutschland wieder zu vielen FSME-Fällen kommen könnte.

Ab wann sollte man sich gegen Zecken impfen lassen?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Impfung vor allem den Menschen, die im Risikogebiet leben. Darunter fällt vor allem der Süden von Deutschland. Mittlerweile breiten sich die Risikogebiete jedoch aus, sodass auch Mitteldeutschland davon betroffen ist. Faustregel: Je häufiger ihr draußen seid, desto eher sollte eine Impfung dringend in Betracht gezogen werden.

Wann sollte eine Auffrischungsimpfung bei Zecken erfolgen?

Laut RKI (Robert-Koch-Institut) ist „der Impfschutz auch 5 bis 10 Jahre nach erfolgter Grundimmunisierung und lediglich einer erhaltenen Auffrischimpfung insbesondere bei Erwachsenen <50 Jahren immer noch gut bis sehr gut“.

Ab wann sollte man Babys oder Kinder gegen Zeckenkrankheiten impfen?

Auch Kinder können erkranken, meist jedoch nicht so schwer. Laut Stiko hätten Untersuchungen gezeigt, dass auch neurologische Folgeschäden seltener im Vergleich zu Erwachsenen seien (zwei Prozent gegenüber 30 bis 40 Prozent). Ob sich eine Impfung lohnt, hängt vom Expositionsrisiko ab, schreibt die Stiko. Also, ob Kinder oft draußen sind und ob man in einem Risikogebiet wohnt. Am besten sprecht ihr mit eurem Kinderarzt. Frühestens im Alter von zwölf Monaten kann man Babys gegen FSME impfen lassen.

Zecke gefunden? Einschicken und zur Forschung beitragen

Das Robert-Koch-Institut betreibt derzeit ein Projekt, bei dem gefundene Zecken eingeschickt werden können. Ziel des Projekts sei es, laut eigenen Angaben, einen Überblick zu erlangen, welche Zeckenarten in Deutschland vorkommen. Dabei ginge vor allem darum, welche Arten sich hier neu ansiedeln und wie die Zusammenhänge mit den klimatischen Veränderungen sind. Auch die Frage, welche Erreger diese neuen Arten unter Umständen in sich tragen, soll geklärt werden.

Wichtig: Es handelt sich dabei um ein reines Forschungsprojekt, heißt es vom Institut auf Rückfrage von SWR3. Der Gedanke, eine selbst entfernte Zecke einzuschicken, um festzustellen, ob diese Borrelien oder FSME-Viren in sich trägt, mag zwar naheliegend sein, ist aber nicht Sinn und Zweck des Projekts.

Denn: „Nur ein Bruchteil der Zeckenstiche mit Borrelien-positiven Zecken führt zu einer Infektion“, heißt es vom RKI. Das heißt, selbst wenn die Zecke Borrelien in sich trägt, muss es nicht zur Übertragung kommen – und auch nicht zum Ausbruch einer Borreliose. Außerdem kann es länger dauern bis die Ergebnisse vorliegen – und natürlich könnten sie auch falsch-negativ sein und somit eine trügerische Sicherheit vermitteln.

Kurz gesagt: Um zur Forschung beizutragen, ist das Mitmachen eine tolle Idee. Um eigene Diagnostiken oder Behandlungsmaßnahmen abzuleiten aber nicht.

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