Seit September ist Josefine Joneleit für ein Auslandssemester im spanischen Valencia. Doch an das Studieren kann sie gerade nicht denken. Die Uni hat geschlossen und täglich erreichen die Studentin neue Warnmeldungen. Zwar sei das Zentrum von Valencia nicht stark betroffen, trotzdem würden keine Busse und Bahnen fahren, erzählt sie im Interview mit SWR3. Auch die Supermärkte seien direkt ausverkauft gewesen.
Die Menschen in Valencia seien betroffen und es gebe eine große Hilfsbereitschaft: Dazu zählten Sammelstellen für Klamotten oder Essen. Es sei sogar möglich, in die betroffenen Gebiete zu fahren und dort zu helfen.
Das komplette SWR3 Interview mit Josefine gibt es hier:
Unwetter in Spanien: dreitägige Staatstrauer
In ganz Spanien gilt ab heute eine dreitägige Staatstrauer. Die Behörden haben mitgeteilt, dass bisher 158 Leichen geborgen wurden. Es ist gut möglich, dass die Zahl weiter steigt. Denn es werden noch viele Menschen vermisst.
In der besonders hart getroffenen Region Valencia wurden zwischen Dienstag und Donnerstag mindestens 155 Tote gezählt. Zwei weitere Todesopfer wurden aus der Nachbarregion Kastilien-La Mancha und mindestens eines aus dem Süden Andalusiens gemeldet.
Was ist passiert?
- Extreme Niederschläge hatten am Dienstag binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse in reißende Ströme und Straßen in Flüsse verwandelt, die Häuser zerstörten und Bäume, Menschen sowie Fahrzeuge mit sich rissen.
- Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in der Region Valencia.
- Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr – in einigen Orten der Region Valencia Aemet zufolge bis zu 400 Liter pro Quadratmeter.
Nach Unwettern in Spanien: Aufräumarbeiten beginnen
In der Region Valencia waren nach Angaben des Versorgers Iberdrola am Donnerstagmorgen 155.000 Haushalte nach wie vor ohne Strom. Gleichzeitig laufen nach den schweren Überschwemmungen die Aufräumarbeiten. Vielerorts türmten sich in den Straßen durch die Fluten zusammengeschobene Autowracks, während fassungslose Bewohner versuchten, Schlamm und Wasser aus ihren Häusern zu entfernen.
Aber: Während die Aufräumarbeiten laufen, kommen am Donnerstag die nächsten Warnungen vor neuem heftigen Regen und Überschwemmungen. Die nationale Wetterbehörde hat für die Provinz Castellón nördlich von Valencia die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen.
Versicherung gegen Hochwasser: Was bringt's und was nicht?
SWR3 Korrespondent Nicholas Buschschlüter berichtet über die Situation am zweiten Tag nach den verheerenden Unwettern in Spanien:
Spanien: Kamen Unwetter-Warnungen rechtzeitig?
Inzwischen hat die Diskussion darüber begonnen, ob die Behörden die Warnmeldungen an die Menschen rechtzeitig und intensiv genug herausgegeben haben. Der Wetterdienst Aemet hatte schon am Dienstagmorgen gegen 7:30 Uhr vor einer sehr hohen Gefährdung der Bevölkerung gewarnt.
Die eigentliche Handy-Warnmeldung an die Bevölkerung, ähnlich unseres Warndienstes Katwarn, ging allerdings erst Dienstagabend um 20:10 Uhr heraus. Da waren die ersten Flüsse nach stundenlangem Regen aber bereits über die Ufer getreten und einige Orte überflutet. „Und da waren Leute anscheinend noch auf dem Heimweg oder haben versucht, ihre Autos in Sicherheit zu bringen. Sie waren sich offenbar der Lage einfach nicht bewusst“, berichtet unser Korrespondent.
Die Regionalregierung in Valencia verteidigt sich und sagt, sie habe das Stufenverfahren für diese Fälle eingehalten. Solche Warnungen müssten mit Bedacht herausgegeben werden, um nicht das Gegenteil zu erreichen, nämlich vielleicht sogar Panik zu schüren. Ob eine frühere Warnung wirklich Menschenleben gerettet hätte, ist derzeit unklar.
Unwetter in SWR3Land Wie kann ich mein Haus vor Hochwasser schützen?
Im Moment häufen sich extreme Unwetter und Starkregen. Das solltet ihr tun, um euer Haus vor Hochwasser, Überschwemmungen und einem vollgelaufen Keller zu schützen.
Mainz will Partnerstadt Valencia helfen
Die Stadt Mainz hat ihrer spanischen Partnerstadt Valencia nach den schweren Überflutungen Hilfe angeboten. Die Bilder aus der Region seien erschütternd, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Derzeit gebe es aber noch kein Hilfsersuchen aus Spanien.
Inzwischen mehr als 150 Tote Hilfe aus Mainz für Partnerstadt Valencia nach Flutkatastrophe
Bei der Flutkatastrophe in Spanien sind allein in der Provinz Valencia mehr als 155 Menschen gestorben. Mainz will seiner Partnerstadt helfen. Auch Regierungschef Schweitzer bot Hilfe an.
Spanien: Spendenaktion aus Freiburg
Die Deutsch-Spanische Gesellschaft in Freiburg wird kurzfristig zum Katastrophenhelfer: Sie organisiert gerade eine Spendenaktion für die Flutopfer rund um Valencia. Der Verein will in den nächsten Tagen auch über die Stadt Freiburg zu Spenden aufrufen. Das Geld soll dem spanischen Katastrophenschutz zugutekommen.
Wetterexperte Jörg Kachelmann: Politik muss reagieren
Wetterexperte Jörg Kachelmann forderte im Deutschlandfunk, dass die Politik besser und schneller auf Extremwetter-Ereignisse reagieren muss. Dass es so viele Tote in Spanien oder damals im Ahrtal gegeben habe, liege daran, dass nach den Warnungen der Wetterexperten zu wenig vor Ort passiere. Er ist überzeugt, dass solche extremen Unwetter künftig häufiger vorkommen: