Die Organisation der Tour de France hat ihre Anzeige gegen die Frau, die am ersten Tag des Rennens ein Drittel der Fahrer zu Fall brachte, zurückgenommen. Die Französin hatte sich am Mittwoch der Polizei gestellt und war festgenommen worden. Offenbar wurde die Anzeige wegen des Medienrummels zurückgenommen. Der stellvertretende Renndirektor Pierre-Yves Thouault sagte der Zeitschrift L'Équipe: „Die Aufmerksamkeit sollte den Fahrern gehören, nicht den Zuschauern.“
Nach Massensturz bei Tour de France: Junge Frau bereut ihre Tat
Die Festgenommene hat deutlich gemacht, dass sie sich schämte und Angst vor den Konsequenzen ihrer Dummheit hatte, so der französische Staatsanwalt. Der mediale Aufruhr habe sie eingeschüchtert. Möglicherweise ist das eine Erklärung dafür, dass sich die 30-jährige Zuschauerin aus der Bretagne erst vier Tage nach dem Massensturz bei der Tour de France der Polizei stellte und so der Festnahme durch die Ermittler zuvorkam. Ihr Schild sei ein Gruß an die Großeltern gewesen, die Radsportfans seien. Die Großmutter der Verhafteten ist nach Auskunft von Staatsanwalt Camille Miansoni eine Deutsche.
Gendarmerie will, dass Ruhe einkehrt
Vorerst, so der Staatsanwalt, werde die Frau in Polizeigewahrsam bleiben. Die Justiz wirft ihr „fahrlässige Verletzung“ von Radrennfahrern und die Missachtung der Sicherheitsvorschriften vor. Laut der Staatsanwaltschaft in Brest ist die Frau wieder frei, muss aber Mitte Oktober vor Gericht erscheinen. Die französische Gendarmerie rief dazu auf, endlich Ruhe in den sozialen Netzwerken einkehren zu lassen.
Das war beim Massensturz bei der ersten Etappe passiert
Die Frau hatte beim Auftakt der Tour de France am Samstag etwa 45 Kilometer vor dem Ziel in Landerneau ein Schild mit der Aufschrift „Allez Opi-Omi“ in eine Fernsehkamera gehalten – mit dem Rücken zum heranrasenden Feld.
Sturz von Tony Martin zog Massensturz nach sich
Der deutsche Profi Tony Martin an der Spitze des Feldes rammte das Schild der Frau frontal und fiel vom Fahrrad – mindestens 30 Fahrer neben und hinter ihm stürzten ebenfalls. Ein Dutzend Fahrer zog sich Verletzungen zu, die Frau machte sich aus dem Staub.
Schon am Samstagabend hatte die französische Polizei einen Zeugenaufruf in den sozialen Medien verbreitet und nach der Frau gesucht. Gegen sie wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Der Frau drohen bis zu drei Monate Gefängnis und 15.000 Euro Geldbuße. Dazu kommt noch Unfallflucht und auch Schadenersatzforderungen könnten auf die Zuschauerin zukommen.
So zum Beispiel vom spanischen Movistar-Profi Marc Soler, der sich Brüche an den Armen zugezogen hatte: „Ich denke, ich werde die Zuschauerin verklagen“, sagte er der spanischen Zeitung La Vanguardia. „Meine ganze Tour wurde weggeschmissen, und ich verspüre großen Zorn.“
Freiburger Sütterlin muss aufgeben
Den Freiburger Profi Jasha Sütterlin (Team DSM) erwischte es so sehr, dass er daraufhin aufgeben musste: „Ich kann mein rechtes Handgelenk nicht wirklich bewegen, also war es für mich unmöglich weiterzumachen.“
Martin hatte Glück im Unglück: Er knallte mit dem Kopf auf den Asphalt, wurde von anderen Fahrern noch erwischt, aber letztlich von seinem Helm gerettet. Er konnte – zerknirscht und blutend – weiterfahren.
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Zweiter Massensturz sorgt für noch mehr Chaos
Zehn Kilometer vor dem Ziel kam es zu einem weiteren Massencrash, als im Vorderfeld ein Fahrer stürzte und damit wieder eine Kettenreaktion in Gang setzte. Hier erwischte es auch den viermaligen Tour-Sieger Chris Froome (Team Israel Start-up Nation), der nach einem schlimmen Unfall 2019 sein Comeback bei der Tour feierte. Er schaffte es trotzdem noch ins Ziel.
Über das Gelbe Trikot konnte sich übrigens Julian Alaphilippe (Team Deceuninck-Quick Step) freuen. Obwohl auch er in einen Sturz verwickelt war, gewann er die erste Etappe zwischen Brest und Landerneau.