Dialekt zu sprechen ist das eine. Dialekt schreiben ist etwas ganz anderes. Warum ist das so? Warum sprechen wir ganz selbstverständlich Dialekt, während Dialekt zu schreiben den meisten eher schwerfällt oder zumindest komisch wirkt?
- 3 Gründe, warum wir Dialekt lieber sprechen als schreiben
- Dialekt verschwindet nicht, aber er verändert sich
- Test mit kuriosen Sätzen im Dialekt
3 Gründe, warum wir Dialekt lieber sprechen als schreiben
Wir haben nachgefragt. In SWR3 PUSH hat Moderatorin Sabrina Kemmer eine Expertin für die deutsche Sprache und Dialekte angerufen: Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für Deutsche Sprache. Sie erklärt im Gespräch, warum Dialekt zu schreiben uns oft schwerfällt oder seltener gemacht wird.
1. Vielfalt im Dialekt macht einheitliche Schreibweisen schwer
Dialekte sind wahnsinnig vielseitig. Oft unterscheiden sich schon benachbarte Dörfer bei einzelnen Wörtern oder Aussprachevarianten. Da gibt es also gar keine Einheitlichkeit, die sich eine normierte Sprache fassen lassen würde.
Anders ist das bei der Standardsprache (umgangssprachlich: Hochdeutsch), die ja gerade zur Aufgabe hat, normiert und einheitlich zu sein, damit wir uns alle verständigen können.
2. Aussprache im Dialekt bräuchte Buchstaben, die es nicht gibt
Es gibt Aussprachevarianten im Dialekt, die sind mit den Buchstaben, die wir aus der angelernten Schriftsprache kennen, gar nicht so leicht auszudrücken ... im Zweifel auch gar nicht.
Klar, es gibt in vielen Dialekten auch Mundart-Lyrik und sowas, aber in der Schule wird es eher selten angeboten, Dialekte in Schriftform zu lernen. Für viele Menschen ist es daher auch eher anstrengend, ungewohnt, komisch. Da lässt man es dann lieber.
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Gemeinsam mit SWR3Land sammelt Moderator Sebastian Müller die unterschiedlichsten Bezeichnungen für verschiedene Dinge: Hausschuhe, Frikadelle, Schluckauf. Hier findet ihr unsere Dialekt- und Lieblingswörter-Sammlung.
3. Schrift ist dazu da, dass es möglichst viele verstehen
In Deutschland gibt es eine normierte Schrift, damit möglichst viele Menschen sich miteinander verständigen können. Wenn wir bei SWR3 diesen Artikel hier auf Alemannisch verfassen würden, dann hätte ein Pfälzer damit vermutlich seine Probleme. Also schreiben wir hier Standarddeutsch – wir wollen ja verstanden werden.
Dialekt ist im Gegensatz zu Standarddeutsch und Schriftsprache eine Sprache der Nähe. Sie wird eher verwendet, um im Familien- oder Freundeskreis und in der Heimat ein Wir-Gefühl zu schaffen. Dialekt ist also genau nicht dazu da, dass es alle verstehen, sondern um die Identität einer kleineren Runde zu festigen. In Chats mit Freunden aus der Heimat schreibt man dann vielleicht Dialekt, aber in einem formelleren Kontext wie einer geschäftlichen E-Mail würde man es eher lassen.
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Dialekt verschwindet nicht, er verändert sich nur
Egal ob Schwäbisch, Alemannisch, Pfälzisch oder Hessisch – zumindest gesprochen lieben die Deutschen verschiedene Dialekte. Ist doch auch toll, wenn jede Region ein bisschen anders klingt, oder?
Laut einer Dialekt-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov finden satte 73 Prozent der Deutschen es cool, dass wir so viele Dialekte sprechen. Aber: Vor allem junge Leute geben an, selbst gar keinen Dialekt mehr zu sprechen. Forscher sind da skeptisch, ob das so wirklich stimmt ...
Mehr zur YouGov-Umfrage in Sachen Dialekte findet ihr hier
Junge Leute sprechen Dialekt, sie merken es nur nicht
In SWR3 MOVE hat Moderator Michael Wirbitzky darüber mit dem Dialekt-Experten Hubert Klausmann von der Uni Tübingen gesprochen.
Er sagt, Dialekte seien in Deutschland so lange negativ belegt gewesen, dass sie heute kaum einer selbst sprechen mag. Insbesondere in der Schule galt Dialekt oft als falsch.
Klausmann sagt aber auch, dass viel mehr Menschen Dialekt sprechen, als sie selbst vielleicht denken. Der Grund: Dialekt verändert sich. Hier reinhören:
Regionalität auch bei jungen Menschen weiterhin hörbar
Tatsächlich verändert sich laut Sprachwissenschaftlern dahingehend etwas, dass insbesondere junge Leute nicht mehr so urig reden wie die Großeltern. Der Dialekt klingt also nicht mehr ganz so krass wie früher.
Regionale Einfärbungen haben in der gesprochenen Sprache aber trotzdem die meisten Menschen. An mehr oder weniger starken Signalen merkt man also weiterhin, ob jemand aus Süddeutschland oder Norddeutschland kommt.
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Test mit kuriosen Sätzen im Dialekt
Zugegeben, so richtig tiefer Dialekt ist oft nur für diejenigen zu verstehen, die ihn wirklich sprechen. Hier haben wir einen kleinen Test für SWR3Land: Weißt du, was diese Sätze im Dialekt bedeuten? Hier ausprobieren:
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Diese Sätze sind wirklich schwer zu verstehen, wenn du keinen Dialekt sprichst. Wie viele davon kennst du? Hier im Dialekt-Test ausprobieren, wie gut du dich auskennst!