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Alena Lagmöller
ONLINEFASSUNG
Lea Kerpacs
Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3

Dein Neffe ist der niedlichste von allen und die ganze Welt soll das sehen – also schnell den Schnappschuss vom letzten Kindergeburtstag auf Instagram hochladen! Aber haben die Eltern da nicht ein Wörtchen mitzureden? Und wie sieht es mit Fotos von deinen eigenen Kids aus?

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, der stellt sich früher oder später die Frage: Poste ich zwischen Urlaubsbildern und Latte Art auch Fotos von Kindern? Vielleicht bist du engagierte Patin oder stolzer Onkel und möchtest das gerne zeigen. Wenn du eigene Kinder hast, dann hast du dir sicher auch schon Gedanken darüber gemacht, ob und wie du deine Kinder im Internet zeigst.

Wer zum Team „Ich teile, also bin ich!“ gehört und regelmäßig Posts über und mit seinen Kindern verfasst, der liegt zumindest im Trend: „Sharenting“ wird das Teilen von Bildern und Informationen über die eigenen Kinder genannt. Aber was geht und was geht nicht?

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Darf man Fotos von anderen Personen auf Instagram posten?

Grundsätzlich gilt: Bevor du Fotos mit erkennbaren Gesichtern in den Sozialen Medien postest, musst du die Abgebildeten um Erlaubnis fragen. Bei den eigenen Freunden machen die meisten das eh. Für Kinder und Babys gilt aber dasselbe. Dass es wenig Sinn ergibt, ein brabbelndes Neugeborenes nach seinem Einverständnis zu fragen, hast du dir sicher schon gedacht. Deshalb musst du dich in diesen Fällen an die Eltern wenden und sie fragen, ob du das Foto veröffentlichen darfst.

Gibt es zwei Sorgeberechtigte, dann müssen auch beide einwilligen. Der Grund: Die Entscheidung hat erhebliche Folgen für die Kinder. Klingt vielleicht ein bisschen weltfremd. Aber das Internet vergisst einmal hochgeladene Bilder eben nicht. Das Kind wird vielleicht noch als Teenager oder als 50-Jähriger mit dem süßen Bild in Wichtel-Verkleidung konfrontiert.

Kinderfotos auf Whatsapp oder Instagram: eine Ausnahme

Es gibt eine enge Ausnahme, für die du keine Einwilligung brauchst: Du teilst das Foto ausschließlich zu persönlichen und familiären Zwecken. Juristen sprechen vom „Haushaltsprivileg“.

Die sogenannte Haushaltsausnahme von der Einwilligung wird sehr eng verstanden. Man muss sich sicher sein, dass ein Foto nicht unkontrolliert weiterverbreitet wird. Sie endet spätestens dann, wenn Bilder auf Social-Media-Kanäle hochgeladen werden, selbst wenn es ein privates Profil ist.

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Die Whatsapp-Gruppe mit den engsten Familienmitgliedern kann so eine Ausnahme darstellen. Knackpunkt ist, ob du noch die Kontrolle über die Weiterverbreitung des Fotos hast. Das dürfte auch bei deinem privaten Instagram-Profil mit einigen Dutzend Followern nicht mehr der Fall sein. Keber drückt es so aus:

Sobald die Möglichkeit besteht, dass das Foto weitergeleitet und damit den eigenen privat-familiären Bereich verlässt, sollte man sich die Einwilligung der Abgebildeten einholen.

Kinderfotos auf Instagram: Entscheidung der Eltern

Sollst du als Elternteil deine Einwilligung abgeben oder überlegen, selbst ein Foto auf deinen Social-Media-Kanälen hochzuladen, musst du abwägen: Kinderfoto hochladen – ja oder nein? Du musst dir die Frage stellen: Ist das Interesse an dem Instagram-Beitrag gerade wichtig oder überwiegt das Bedürfnis des Kindes nach Privatheit und Schutz seiner persönlichen Daten? Denn auch Kinder haben Grundrechte. Dazu gehört auch das Recht am eigenen Bild.

Jeder Mensch darf grundsätzlich selbst darüber bestimmen, ob und in welcher Form Bilder von ihm veröffentlicht werden. Auch wenn viele von dem vermeintlich ausufernden Datenschutz genervt sind: Datenschutz ist ein Menschenrecht, das keinesfalls leichtfertig abgetan werden sollte. Und es gilt eben auch für Babys, die sich vielleicht noch nicht Mal auf Fotos oder im Spiegel erkennen. Prof. Keber weist auf einen weiteren Aspekt hin:

Wer ein Foto auf seinem Instagram-Kanal hochlädt, der meint, die Kontrolle über das Bild zu haben. Das ist leider ein Irrtum. Es ist für Dritte ohne Probleme möglich, das Foto zu speichern und auf einer anderen Plattform in einen komplett neuen Kontext zu stellen. Der schlimmstmögliche Fall ist natürlich, dass das Kinderbild in einen sexuellen Kontext gerückt wird. Besonders heikel ist in diesem Zusammenhang, dass Bilder von realen Personen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz verstellt und manipuliert werden können, sogenannte Deep Fakes.

Solche Gefahren sind leider sehr real: Eine Recherche von Panorama und STRG_F hat zum Beispiel gezeigt, dass jedes vierte Bild auf der größten Plattform für Pädosexuelle von Facebook oder Instagram stammt.

Triggerwarnung: Dieser Film erzählt von Phantasien und Handlungen, die pädosexuell/ pädokriminell sind. STRG_F hat den Jugendschutz beachtet; dennoch kann das Thema verstörend sein.

Mittelweg bei Kinderfotos im Netz?

Das Gefühl, schöne und glückliche Momente festhalten und teilen zu wollen, kennen viele Menschen. Dafür gibt es auch Mittel und Wege, Kinder in sozialen Netzwerken abzubilden, die ihr Grundrecht auf Datenschutz berücksichtigen. Gesichter können mit witzigen Stickern unkenntlich gemacht werden. Auch Kinderhände sind niedlich, geben aber wenig preis.

Von potenziell peinlichen Bildern solltest du aber generell Abstand nehmen. Frag dich selbst, ob du so im Internet zu sehen sein wollen würdest und entscheide entsprechend für deine Kids. Und für alle Nicht-Eltern gilt: Lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig.

Umfrage: Gehören Kinderfotos auf Instagram?

Wie steht ihr zum Posten von Kinderfotos und -videos auf Social-Media-Plattformen wie Instagram? Findet ihr, das Elternglück sollte abgebildet werden, oder seid ihr der Meinung, dass Kinderfotos aus dem Netz herausgehalten werden sollten? Eure Meinung interessiert uns: Stimmt hier ab!

Wie steht ihr zu Kinderfotos in Sozialen Medien?

Außerdem könnt ihr eure Meinung in den Kommentaren unter diesem Artikel teilen und euch über verschiedene Perspektiven austauschen. ⬇

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