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Autor/in
Lea Hufnagel
Lea Hufnagel: Website-Redakteurin bei SWR3

Gibt es einen Weg, einem Stau zu entkommen? Wir checken die Mythen!

Einmal Hände hoch: Wer hat Lust, 58 Stunden pro Jahr im Stau zu stehen? Hmm. Dachten wir uns.

Nimmt man alle Staus zusammen, gab es 2023 insgesamt 50 Jahre (!) Stillstand auf deutschen Autobahnen. Weil niemand viel Zeit in Schrittgeschwindigkeit auf Autobahnen verlieren will, kursieren eine Menge Mythen, wie man am schnellsten durchkommen soll – und die haben wir für euch genauer unter die Lupe genommen!

Hier durchklicken und nächstes Mal schneller ankommen:

  1. Wann lohnt es sich, einen Stau zu umfahren?
  2. Wann lohnt es sich in einen Stau hineinzufahren?
  3. Was hilft häufiges Spurwechseln im Stau?
  4. Sind Baustellen wirklich das Problem?
  5. Wann beim Reißverschlussverkehr einfädeln?
  6. Wie hilfreich sind Navis bei Staus?
  7. Wie kann man den Stau verkürzen?

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Wann lohnt es sich, einen Stau zu umfahren?

Das haben wir Michael Schreckenberg gefragt. Er ist Verkehrsexperte und Stauforscher an der Uni Duisburg-Essen und sagt: Wann es sich lohnt, einen Stau zu umfahren, könne man mit einer kleinen Rechnung abschätzen.

Gibt es einen Stau durch Überlastung (also keine Vollsperrung), dann kann man von einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 km/h ausgehen. Bei einem Stau von 5 Kilometern heißt das also eine halbe Stunde mehr Zeit. Ist es möglich, diese Strecke schneller über Schnellstraßen, parallele Autobahnen oder Ähnliches zurückzulegen? Dann lohnt sich die nächste Abfahrt. Aber Achtung: Auf diese Idee könnten mehrere kommen – dann wirds da auch schnell voll.

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SWR3 Morningshow Schnell durch den Stau? Verkehrsexperte Michael Schreckenberg zum Umfahren von Staus

Dauer

Wann sollte ich in einen Stau hineinfahren, lohnt sich das Spurwechseln wirklich und wie verlässlich sind Navis in Stausituationen? Wir haben den Experten gefragt.

Wann es sich lohnen könnte, abzufahren, sind Voll- beziehungsweise Teilsperrungen: Bei Teilsperrungen behindern beispielsweise Gaffer oder die Zusammenführung auf eine Spur den nachfolgenden Verkehr massiv. Anders als bei einem Stau durch viel Verkehr ist bei Sperrungen nicht absehbar, wie lange die Situation noch anhalten wird.

Studien belegen: Umwege lohnen sich erst ab 15 km Stau oder wirklich bei einer Vollsperrung. Dann kann man darüber nachdenken, meint auch Schreckenberg – schiebt aber direkt hinterher:

Aber man kann eigentlich nur davor warnen, denn das nachgeordnete Netz ist so schnell überlastet, [...] dass man da dann noch viel länger unterwegs ist.

Wann lohnt es sich in einen Stau hineinzufahren?

Wenn es um die Staustelle herum keine Schnellstraßen, parallelen Autobahnen oder Ähnliches gibt, lohnt es sich fast immer, in den Stau hineinzufahren.

Auch wenn wir immer gerne etwas tun möchten, um die Wartezeit zu verringern: Die allermeisten Staus fühlen sich länger an, als sie im Vergleich zum Umweg sind. Die Kapazität des Straßennetzes jenseits der Autobahn ist nämlich oft so viel geringer, dass wir dort noch länger unterwegs wären, wenn es nicht gerade um 20 Kilometer Stau geht.

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Baustellen

Was hilft häufiges Spurwechseln im Stau?

Wo wir schon dabei sind, etwas tun zu wollen, damit der Stau schneller vorbei ist: Lohnt sich der Wechsel auf die schnellste Spur?

Das ist ein gefühlter Erfolg, den man dadurch erzielt. Man ist ständig in Bewegung und meint, dadurch würde es schneller vorwärts gehen. Das ist aber Quatsch: Am Ende sieht man, dass immer noch die gleichen Fahrzeuge um einen herum sind und das überhaupt nichts gebracht hat.

Im Gegenteil: Durch die Spurwechsel blockiert man den Verkehr hinter sich. Das löse weitere Stauwellen für den nachfolgenden Verkehr aus. Man selbst bekommt davon zwar nichts mit, steht aber gleichzeitig in den Stauwellen der Spurwechsler weiter vorne.

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Wann am besten beim Reißverschlussverkehr einfädeln?

Solange eine Spur offen ist, sollte man sie auch nutzen und sich wirklich erst kurz vor dem Hindernis einfädeln. So wird die Spursperrung nicht künstlich verlängert.

Soll ich beim Stau auf das Navi hören?

Egal ob verbaut oder als App: Gerade was die Echtzeitlage angeht, sind Navis wirklich hilfreich und auch eine verlässliche Quelle, bestätigt Schreckenberg. Das Problem bei Staus ist aber: Es gibt keine richtigen Prognosen. „Wenn jetzt alle das gleiche Navi benutzen und alle fahren runter, dann ist die Nachbarstrecke ganz schnell überlastet“, erklärt Schreckenberg. Untersuchungen zeigen einen „Ping-Pong-Effekt“:

Dann wird das Navi umschwenken und sagen ‚Nein, bleib doch auf der Route‘, aber dann sind Sie schon runtergefahren. Es geht dann immer hin und her und stabilisiert sich nur sehr, sehr schwer.

Prognosen können Navis also nicht angeben. Hier hilft das Autoradio: In den Verkehrsnachrichten wird eingeordnet, wie lange ein Stau ist und was man im individuellen Fall tun kann – etwa Empfehlungen bei konkreten Vollsperrungen.

Wer schon im Vorfeld prüfen möchte, wie die Lage auf der Strecke ist, kann das in unserem Verkehrszentrum tun. Dort sind alle Informationen zu Länge und Grund des Staus hinterlegt:

Wie kann man den Stau verkürzen?

Man könnte durch kooperatives Vehalten geschätzt 10 bis 20 Prozent an Staus ersparen, wenn diese Verhaltensänderungen tatsächlich greifen würden“, meint Schreckenberg. Das heißt in der Realität vor allem Gelassenheit: Wer in der eigenen Spur bleibt und es schafft, mit genug Abstand zum nächsten Fahrzeug ohne abrupte Bremsung oder Beschleunigung zu fahren, trägt am meisten dazu bei, dass sich der Stau schneller auflöst.

Schneller durchkommen zu wollen als die Leidensgenossen führe dazu, dass sich der Stau immer mehr verdichtet und verlängert. Dabei säßen doch alle in einem Boot, mein Schreckenberg:

Man sollte kooperativ sein. Leider ist das etwas, was auf der Straße häufig fehlt. In der Anonymität des Fahrzeugs machen Menschen eben häufig Dinge, die sie sonst im privaten Leben nicht machen würden.

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