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Leo Eder
Leo Eder

Eine kleine Schweizer Partei will die Bevölkerung über die staatliche Finanzierung des Eurovision Song Contests abstimmen lassen. Was bedeutet das für den ESC?

Für die einen ist der Eurovision Song Contest (ESC) eine bunte Party, bei der jeder sein kann, wie er will. Klar, hier und da auch mal etwas provokant – man will ja schließlich trotz allem aus der ohnehin schon schrillen Masse hervorstechen.

EDU: Referendum zum ESC in Basel

Für die anderen ist der ESC eine „Propaganda-Show“, für die bitte keine Steuergelder mehr „verschwendet“ werden sollen. So sieht das zumindest die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU), eine kleine bibeltreue Partei in der Schweiz. Die hat jetzt einen Antrag für ein Referendum mit dem Titel „Stopp ESC in Basel“ eingereicht. Über 4.200 Unterschriften hatte sie dafür gesammelt – mehr als doppelt so viele wie nötig.

Nachdem der Schweizer Act Nemo den Wettbewerb dieses Jahr in Malmö gewonnen hat, konnten sich mehrere Städte in Nemos Heimatland um den ESC 2025 bewerben. Basel hat das Rennen gemacht. Nun sollen am 24. November alle Stimmberechtigten des gastgebenden Kantons Basel-Stadt bei der Volksabstimmung über den umgerechnet 37,5-Millionen-Euro-Kredit des Kantons für die ESC-Austragung entscheiden.

„Stopp ESC in Basel“: Das will die EDU mit dem Referendum

Gegen Musik habe die Partei grundsätzlich nichts einzuwenden, heißt es von der EDU, auch nicht gegen die sexuelle Orientierung der Teilnehmenden. Der ESC habe aber mit einer Musikshow wenig zu tun, sondern sei politisch und weltanschaulich höchst aufgeladen. Schweiz-Korrespondentin Sandra Biegger berichtet:

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Nachrichten Referendum gegen ESC-Rahmenprogramm

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Als Nemo dieses Jahr in Malmö den ESC gewann, war die Freude bei vielen in der Schweizer Heimat groß. Auch weil damit klar war, dass der größte Musikwettbewerb der Welt somit im kommenden Jahr in der Schweiz stattfindet. Mehrere Städte bewarben sich, letztlich fiel die Wahl auf Basel. Dort herrscht seither vielerorts ein regelrechtes ESC-Fieber. Aber nicht bei allen. Die christlich-konservative Partei EDU hat durchgesetzt, dass die Basler Stimmbevölkerung entscheiden kann, wie umfangreich das ESC-Rahmenprogramm ausfällt. Sandra Biegger berichtet.

Worum geht es der EDU genau bei ihrer Volksabstimmung? Auf der Website führt sie vier Themen an:

  • Geldverschwendung
  • Antisemitismus
  • Imageverlust
  • Okkultismus und Satanismus

Die EDU will verhindern, dass die Bevölkerung in der aktuellen Wirtschaftslage durch „einen ungeplanten Kredit an den ESC in Millionenhöhe“ mehr belastet wird. Der ESC setze hohe Millionenbeträge um und solle selbsttragend wirtschaften.

Nach Ansicht der EDU hat sich der ESC „immer mehr zu einer Veranstaltung entwickelt, bei der Antisemitismus salonfähig wurde“. Dabei führt sie die Anfeindungen gegen die israelische Teilnehmerin Eden Golan in diesem Jahr an. Der ESC habe „solche judenfeindlichen Exzesse viel zu wenig deutlich unterbunden“.

Musik stehe nicht mehr im Zentrum, „sondern Polit-Show und destruktive Umtriebe“, knüpft die EDU an und sieht eine Gefahr durch Anti-Israel-Proteste beim Schweizer Song Contest. Dadurch habe Gastgeber Schweden einen Imageverlust erlitten, was laut der Partei auch der Schweiz passieren würde.

Schließlich stört sich die EDU daran, dass beim ESC „immer offener okkulte und satanistische Botschaften und Symbole“ gezeigt würden.

Wir wollen nicht, dass Steuergelder für eine politische Propaganda-Show, die Antisemitismus und Okkultismus eine Bühne bietet, verschwendet werden. 

ESC-Volksabstimmung: Was könnte sie bedeuten?

Wenn die Basler Stimmbevölkerung gegen den finanziellen Beitrag der Stadt stimmen sollte, könnte der größte Musikwettbewerb der Welt 2025 nicht in seinem gewohnten Ausmaß stattfinden.

Der Event würde auf eine große Fernsehshow am Samstagabend reduziert, ohne Side Events und damit natürlich auch mit sehr viel geringerer Wertschöpfung für die Stadt.

Basels Regierungspräsident Conradin Cramer zeigte sich gegenüber dem SWR allerdings zuversichtlich, dass eine Mehrheit der Basler die Vorteile des Großanlasses sieht.

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