Schon der Anfang ist Horror: Die 12jährige Marie liegt tot im Wald, missbraucht, erdrosselt und notdürftig verscharrt. Faber und die Kollegen Bönisch, Kossik und Tezel ermitteln zunächst im Pädophilen-Sumpf und schon hier muss man ganz schön schlucken, wenn Faber, wie immer auf der Teppichkante Richtung Wahnsinn, sich den verdächtigen Stiefvater vornimmt und einen auf verständnisvoll macht. Von wegen „die kleinen Knospen, die junge Haut, das ist doch schön, da ist man doch nicht gleich ein Pädophiler.“
Der Horror der Vergangenheit

Doch Faber bleibt mit seinem Zynismus nicht alleine. Er, der vor Jahren seine Frau und Tochter durch ein ungeklärtes Verbrechen verloren hat, findet immer wieder Zeitungsartikel und Fotos seiner Familie auf seinem Schreibtisch. Sie können nur vom Täter stammen und dieser Täter ist offenbar auch für den Tod der kleinen Marie verantwortlich. Der Horror von damals trifft den Horror der Gegenwart, die Geschichten von Faber und vom Täter werden zu einer. Und alles wird noch viel schlimmer, als ein zweites Mädchen verschwindet, das – wie das erste – Fabers Tochter ähnlich sieht.
Mehr wird nicht verraten, aber die Konfrontation zwischen Faber und seinem Gegenspieler wird zu einem Psycho-Duell, in dem sich die Schauspieler Jörg Hartmann und Florian Bartholomäi umkreisen wie verwundete Raubtiere und sich wechselseitig gegen die Wand spielen. Berechnende Provokation trifft auf eiskalte Selbstbeherrschung.
Kein Blut und dennoch Spannung pur

Ich habe selten einen Tatort gesehen, in dem kein Tropfen Blut fließt und der trotzdem so spannend und nervenaufreibend ist. Passen Sie auf, dass ihnen nicht die Chips im Hals stecken bleiben. Die Kern-Geschichte ist so faszinierend, dass es auch nicht weiter schlimm ist, wenn die privaten Neben-Kriegsschauplätze von Fabers Kollegen etwas rein gestanzt wirken. Das ist halt das Problem, wenn keiner der vier Ermittler allzu blass da stehen soll. Insgesamt: Großes Tatort-Kino, von mir gibt’s vier von fünf Elchen.