Ein Krimi wie ein böses Märchen
Märchen sind ja, wenn man sie mal genau liest, nicht wirklich was für Kinder – und die Rückkehr des stillen Gastes ist sicher nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Dabei geht dieser Tatort ohne Blutbäder und extreme Gewaltszenen ab, doch dafür ist die unterschwellige Gewalt und die psychische Grausamkeit des Täters so massiv und so heftig, dass das garantiert kein langweiliger Fernsehabend wird. Auch wenn sich die Handlung langsam aufbaut.
Zu Beginn schwelgt Borowski noch in seiner Romanze mit Psychologin Lisa Jung, die beiden wollen heiraten und erstmal ist alles einfach nur schön. Die Realität folgt allerdings auf den Fuß: Eine junge Frau wird völlig verwirrt aufgefunden, erzählt auf der Polizeidirektion wirre Geschichten und malt dabei ein Gesicht an die Wand, bei dem Borowskis Kollegin Sarah Brandt schlecht wird.
Borowskis alter Bekannter: Wiederholungstäter im Tatort Kiel
Dieser Tatort ist die Fortführung einer Story, die 2012 angestoßen wurde in „Borowski und der stille Gast“, und eben jener ist jetzt zurückgekehrt. Man kann den vorliegenden Film auch so genießen und verstehen, aber ich rate dringend dazu, sich die Inhaltsangabe von „Borowski und der stille Gast“ vorab durchzulesen, das macht alles nur noch besser und spannender. Der Täter von damals trifft Borowski da, wo er am verwundbarsten ist, nämlich in seiner Beziehung zu Lisa Jung. Die sagt zwar noch am Telefon, dass sie sich auf das gemeinsame Leben mit dem Ermittler freue – aber ob dieses gemeinsame Leben das aushält, was danach kommt? Beziehungs-Belastungsprobe wäre böse untertrieben. Borowski kommt so unter Druck, dass er ausrastet, den Alleingang geht, seine Kollegen anlügt, zur Selbstjustiz greift und damit letztlich auf der falschen Seite des Gesetzes landet. Aber er hat ein Team, das eisern hinter ihm steht, auch wenn er das nicht ahnt, und: er ist Borowski und hat seine ganz typischen und oft anfangs kaum verständlichen Ideen.
Fazit: Anguck-Befehl!
90 Minuten Psychothriller. Punkt. Bestens besetzt. Punkt. Top gespielt. Punkt. Grandios besetzt, vor allem der Täter. Punkt. Leider gegen Ende zwei satte Regiefehler, deswegen nur 4 von 5 Elchen. Aber: Unbedingt ansehen!