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Von Autor/in Michael Haas

Im neuen Polizeiruf geht es um das alte Thema Kindesentführung. Wie das umgesetzt wurde und wie der erste Polizeiruf nach der Sommerpause sich schlägt, erzählt euch Michael Haas.

Tatort und Polizeiruf 110 sind nach der Sommerpause zurück: Los ging's mit einem frischen Polizeiruf, diesmal aus Magdeburg. Kommissarin Brasch alias Claudia Michelsen bekam es mit einem schwierigen Fall von Kindesentführung zu tun. Ein Polizeiruf zwischen hart und zart, sagt SWR3-Redakteur Michael Haas.

Polizeiruf-Kritik: Aus Helferin wird Opfer

Das ist der Horror aller Eltern: Plötzlich ist das Baby weg. Mitten in der City von Magdeburg. Dabei hatte die Mutter, eine junge Studentin, nur kurz einem Mädchen geholfen, das mitten in der Öffentlichkeit von einem Mann angegangen wurde. Als sie sich umdreht, ist der Kinderwagen weg. Verzweifelt schreit sie ihrem Kind hinterher, versucht Passanten zu animieren, ihr zu helfen. Angeblich hat aber niemand etwas gesehen. Wobei alle so alle so aussehen, als hätten sie einfach keine Lust zu helfen. 

Eine andere Frau geht zielstrebig nach Hause: Es ist die, die das Baby mitgenommen hat. Dort angekommen versucht sie, das Kleine zu beruhigen, sie will es sogar stillen. Dabei wirkt sie nervös, aber nicht unerfahren. Bilder in ihrem Wohnzimmer legen nahe, dass die Frau vor Kurzem selbst ein Baby hatte. Da lebte wohl auch noch die Mutter der Entführerin mit in der Wohnung. Eine furchtbare Frau, egozentrisch und immer abwertend zu ihrer Tochter. Aber auch die: furchtbar. Denn die Tochter ist nicht nur eine Entführerin, sie ist auch empathielose Schlägerin.  

Polizeiruf-Kritik Magdeburg mit Brasch: Lana Stokowsky mit Kinderwagen in der Stadt. Vor ihr ein Mädchen auf einem Skateboard.
Lana Stokowsky geht mit ihrem Säugling im Kinderwagen spazieren. Bild in Detailansicht öffnen
Polizeiruf-Kritik Magdeburg: Lana Stokowsky und Doreen Brasch vor Mikrofonen bei der Pressekonferenz. Im Hintergrund ein Schild mit Aufschrift Polizeipräsidium Magdeburg.
Lana Stokowsky an der Seite von Doreen Brasch während einer Pressekonferenz zur Öffentlichkeitsfahndung der Polizei. Bild in Detailansicht öffnen
Polizeiruf-Kritik Magdeburg mit Brasch: Die Entführerin versucht das Baby zu stillen.
Inga Werner nimmt den entführten Säugling in ihrer Wohnung in Augenschein. Bild in Detailansicht öffnen
Polizeiruf-Kritik Magdeburg mit Brasch: Lana Stokowsky mit Waffe in der Hand.
Lana Stokowsky läuft bewaffnet auf eine Polizeispezialeinheit zu. Bild in Detailansicht öffnen

Eine Kindesentführung in Magdeburg

Irgendwann schaltet dann aber sogar die Polizei, die in dem Fall immer etwas hinterherhinkt: Wer wohl soll die Entführung begangen haben? Genau (die Krimi-Landschaft ist voll von ähnlichen Geschichten), eine Frau mit überzogenem Kinderwunsch oder eine, die kürzlich ihr Kind verloren hat. Man möchte der Polizei zu dieser epochalen Erkenntnis gratulieren. Nicht.

Polizeiruf 110 Magdeburg: Nichts für den Familien-Fernsehabend

Aber, man muss sagen, es gibt auch Gutes in diesem Polizeiruf: Immer wieder nimmt die Geschichte auch unerwartete Wendungen. Das Bleiben lohnt sich, auch wenn man als Zuschauer über die ein oder andere Klippe muss – mit Augen- und mit Ohren-zu! Beim Telefonsex zum Beispiel treiben es ausgerechnet die Mutter, die ihr Baby vermisst, und der mutmaßliche Entführer und sichere Stalker der Mutter miteinander. Warum die das tun, bleibt unklar. Und warum die uns das im Fernsehen zeigen müssen, auch.

Oder die Szene, in der die Entführerin mit einem Hockeyschläger brutal auf ihren Nachbarn einschlägt. Das geht so ins Mark, da hat man als Zuschauer noch lange das dunkle Gefühl einer tiefsitzenden Gewalterfahrung. Man fragt sich, warum solche Szenen in einen ansonsten sehr sensibel und zurückhaltend gedrehten Polizeiruf einbaut wurden. Einen gemeinsamen TV-Abend mit den Kindern auf dem heimischen Sofa macht das jedenfalls so gut wie unmöglich. Dabei sind das nur zwei winzige Szenen, ohne die nichts gefehlt hätte.

Heißt insgesamt: Wir haben hier eine neue Version des bekannten Themas „Verzweifelte Frau entführt Baby einer Anderen“. Und das wird meist sehr sensibel, aber manchmal auch etwas rücksichtslos erzählt. Macht für mich zusammen: drei von fünf Elchen.

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