Es ist mal wieder Nacht im Polizeiruf, wie so oft. Vor der Münchner Uni bricht ein ausländischer Mann zusammen. Auf seinem Rücken steht „Vergewaltiger“. Ein Fall für Kommissarin Cris Blohm, die ihn mit ihrem neuen Kollegen Otto Ikwuakwu lösen soll.
Polizeiruf-Kritik: Die Unschuldsvermutung
Es hat Tradition, dass sich neue Kollegen immer erst Mal anzicken, so auch dieses Mal. Der Neue hat eine schwarze Hautfarbe und läuft schick im Anzug rum. Der Rechtsstaat ist ihm wichtig – übertriebene Rücksichtnahme auf Minderheiten stellt er schon mal hinten an. Na der traut sich was, denn:
Die Verdächtigen gehören allesamt zu knallharten Kämpfern für Minderheiten, ideologisch verbohrt – mit radikalen Ansichten: Wenn eine Frau anonym im Internet sagt, sie sei vergewaltigt worden, ist es auch ohne Beweise ok, den potentiellen Täter sofort massiv zu bedrohen. Die Hardcore-Szene kann nicht verstehen, dass ausgerechnet der schwarze Kommissar ohne Vorurteile ermitteln möchte – entlang des Gesetzes, nach dem jemand so lange unschuldig ist, bis die Schuld bewiesen ist.
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Woke Polizeiarbeit in München
Aber nicht jeder braucht Beweise und es wird auch keine zweite Meinung geduldet: Der Polizeiruf zeigt das als typisches Problem, wenn man die eigene Ideologie anderen aufzwängt. Beispielsweise übertriebenen Feminismus, radikale Cancel Culture oder zu plumpes Gendern.
Apropos Gendern: In dieses Bild passt ganz gut, dass ab sofort in der Behörde gegendert werden soll: „Tatpersonen“ heißt es jetzt bei der Münchner Polizei statt „Täter“. Das provoziert irgendwie alle Beteiligten, eben genau wie im richtigen Leben.
Wir bekommen im Polizeiruf vorgeführt, was passiert, wenn der Gedanke, Minderheiten oder Schwache zu schützen in übertriebener Verbohrtheit und Voreingenommenheit endet, und was im dümmsten Fall daraus entstehen kann: wie im richtigen Leben Vorurteile, Intoleranz, Hass und keine sinnvollen Ergebnisse – und die Wahrheitsfindung wird dann ebenfalls viel schwerer. Allein das Anzweifeln der Straftat führt bei Ermittlern zu Druck von oben, wenn potentielle Opfer eine Minderheit sind.
Polizeiruf 110 München: „Sticht ins Wespennest“
Der Polizeiruf ist sehenswert, weil er den Finger in die Wunde legt: Wie gehen wir mit unbewiesenen Behauptungen von Schwächeren um? Wie viel Political Correctness ist ok? Wer steht auf Gendern und wer erträgt es nicht? Auf der einen oder anderen Seite kann sich mancher Zuschauer wiederfinden – oder muss es unbedingt Zuschauende heißen?