Es beginnt mit einem finsteren Aufnahme-Ritual
Mitten in Berlin treibt eine Art Studentenverbindung ihr Unwesen. Im Keller ihres Verbindungshauses stellen sie ihren jüngsten Anwärter auf die Probe: er muss unter grölenden Jubelschreien gegen einen finsteren Schläger kämpfen. Ein Faustkampf ohne Regeln und bis aufs Blut. Die, die da grölen sind allesamt verwöhnte Burschen, alle Papis Lieblinge und Geldausgeber. Und irgendwie auch arme Heringe, die überkommenden Visionen von „Mut und Ehre“ hinterherhängen.
Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, liegt plötzlich Studentin Mina mit einer Kugel im Kopf auf dem Gendarmenmarkt mitten in Berlin. Erschossen von einem Heckenschützen, vermutlich ausgerechnet aus genau jenem Gebäude, in dem sich die pikfeine „Berlin School of Law“ befindet, eine private Uni und Jura-Eliteschmiede, auf der auch die Burschen studieren.
Was hat der Heckenschütze mit der Elite-Uni zu tun?
Die Ermittlungen ergeben, dass die tote Mina entfernt eine Verbindung zur Studenten-Verbindung hatte: der Freund ihrer Freundin ist ausgerechnet der verprügelte Anwärter aus dem Keller-Fight.
Die sonstigen Ermittlungen aber sind zäh für die Polizei, denn die feinen Herren Jurastudenten kennen ihre Rechte – und das nicht nur im Faustkampf. So winden sie sich immer wieder aus den Fängen der Polizei, und die ihrerseits versucht die Studentenbande mit dem ein oder anderen unerwarteten Trick auseinanderzudividieren. Und das ist wirklich toll mit anzusehen. Ein stringent erzählter Fall vom Mord ohne Motiv, ja eigentlich vom so oft zitierten „perfekten Verbrechen“. Und das auch noch nach einer realen Vorlage: der Mord 1997 an der italienischen Studentin Marta Russo.
Dieser Tatort ist ein echter Lichtblick
Klar vermutet man früh, dass es einer der Schnösel gewesen sein muss. Aber wer und warum und wie, das ist alles unklar. Es macht total Spaß dabei zuzugucken. Und dem Drehbuch-Autor fallen immer wieder neue Varianten ein. Da ist nichts lustlos, nichts Routine, nichts abgegriffen - wie schade, dass Meret Becker Ende 2022 aufhören will.
Sieht man mal ab von ein paar übertriebenen Stereotypen in Sachen Studentenverbindungen ab, dann ist das ein absolut gelungener Krimi. Nach den mäßigen, teilweise schlechten Tatorten der vergangenen Wochen ein echter Lichtblick.