Die Uniprofessorin ist tot. Erstochen mit einer Schere. Eine Spur führt zum Wirtschaftsboss Anton Seematter. Ritschard und Flückiger versuchen einen Durchsuchungsbefehl für dessen Luxusvilla hoch über Vierwaldstättersee zu bekommen, was bei der Schweizer Bürokratie leider dauert.
Seematter hatte kürzlich einen Deal eingefädelt, durch den Mike Liebknecht in Bremerhaven arbeitslos geworden ist. Er fährt mit dem Auto runter in die Schweiz, weil er von Seematter Geld will, bricht in die Villa ein, nimmt Seematters Frau und Tochter als Geisel, anschließend Seematter selbst, und als die beiden Ermittler auftauchen, schnappt er sich die beiden auch noch.
Szenenbilder aus dem Tatort
Der letzte und beste Tatort des Jahres 2018!?
Was sich dann anschließt, ist wahrscheinlich einer der besten Tatorte dieses Jahres, mit Sicherheit der beste, den ich 2018 gesehen habe. Das liegt zum einen an einer großartigen Besetzung: Mišel Matičević als verzweifelter Arbeiter Liebknecht und Roland Koch als Wirtschafts-Silberrücken, sind perfekte Gegenpole. Dazu kommen ein erstklassiger Soundtrack und brillante Dialoge, die ein so wunderbares psychisches Katz-und-Maus-Spiel rüberbringen, dass man damit auch auf eine Theaterbühne hätte gehen können.
Nur ein Beispiel: Liebknecht rechnet Seematter seine Forderung vor, nämlich auf Heller und Pfennig das, was er bis zur Rente noch zu kriegen hätte: 567.840 Euro. Und Seematter, der aus seiner Haut als Dealmaker nicht raus kann, rechnet gegen: Mit Inflation und auf 20 Jahre gerechnet, müsste Liebknecht ja eigentlich – kurze Kopfrechenpause – 843.750 Euro und 65 Cent fordern, dann wäre er bis zur Rente abgesichert.
Spannung, Skurrilität und Sarkasmus in einem
Eigentlich ist der Plot holzschnittartig klassenkämpferisch: Liebknecht (Name natürlich nicht rein zufällig so gewählt) lehnt sich gegen den Unterdrücker Seematter auf und terrorisiert dessen reiche Kaptialistenfamilie. Nur kommt dieser Tatort auf wohltuende Weise ohne jedes klassenkämpferische Parolen-Pathos aus, sondern mischt Spannung mit Skurrilität und Sarkasmus, bis hin zu echter Situationskomik.
Am Ende wird nochmal Gas gegeben
Die Luzerner Tatorte waren lange Zeit wenig erfolgreich, kamen hölzern und dialogschwach rüber (was oft an der Synchronisation Schwiizerdütsch-Deutsch lag). Darum endet die Luzerner Serie auch 2019. Jetzt scheinen die Macher nochmal richtig Vollgas zu geben. Friss oder Stirb hat volle 5 Elche verdient!