Selbst die Mutter von Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) merkt, dass sie lügt. Angeblich fährt Tochter Lindholm nämlich auf Fortbildung. In Wahrheit aber hat sie ein Blind Date mit einem Unbekannten im angesehenen Luxushotel Atlantic verabredet. Das Date findet sie dort zwar im verabredeten Zimmer. Der Mann ist auch splitternackt, genau wie die beiden vorher vereinbart hatten. Was allerdings nicht vorgesehen war: Er ist tot.
Unter Tatverdacht: Kommissarin Lindholm
Lindholm meldet ihren Fund umgehend bei der Polizei. Doch da gerät sie selbst unter Verdacht, vor allem wegen der Umstände ihres Blind Dates. So wird die ermittelnde Kommissarin schnell die Hauptverdächtige.
Um den Verdacht gegen sich zu entkräften, macht Lindholm das, was sie immer macht: Sie ermittelt eigenmächtig, diesmal halt auch noch in eigener Sache. Schauspielerisch hat das einen kleinen Schönheitsfehler. Während Lindholm bei ihren Ermittlungen sonst souverän auftritt, scheint sie jetzt als Verdächtige das verzweifelte Weibchen und die in die Ecke gedrängte Liebhaberin spielen zu müssen. Das gelingt leider nur mäßig.
Udo Lindenberg trifft Maria Furtwängler im Tatort
In einem melancholischen Moment, in dem sie gerade durch das Luxushotel schleicht, landet sie nach ein paar verbotenen Türen plötzlich auf dem Dach – wo sie für einen kurzen Moment auf Udo Lindenberg trifft. Und zwar den echten, keinen Doppelgänger. Denn die treffen sich gerade alle unten im Foyer des Hotels. Der Grund dafür bleibt allerdings offen und bringt den Film auch nicht voran. Regisseur Detlev Buck, der hier sein Tatort-Debüt gibt, wusste wahrscheinlich selbst nicht, was er mit der Idee anfangen soll. Dafür führt Buck zum Glück nicht nur Regie, sondern spielt selbst auch noch einen herrlich skurrilen Reeperbahn-Luden.
Tatort im Luxushotel
Und das ist gut so! So spielt nicht der ganze Tatort im Hotel. Buck hat bereits Werbefilme gemacht und die Kamerafrau ist gelernte Werbefotografin: Hochglanzaufnahmen der Luxusherberge, davon bietet dieser Krimi auch so schon genug. Das Hotel Atlantic war übrigens wegen Corona als Location zu haben: Mitten im Lockdown stand es leer, der NDR hat zugeschlagen und einen Drehbuchautor engagiert. Der sollte dann einen passenden Plot für Furtwängler und Lindenberg schreiben.
Fazit: Der Wirbel um Udo Lindenberg? Ein bisschen viel!
Absolut gelungen ist dabei der lässige Humor, der immer wieder mal aufblitzt. Wenn zum Beispiel der hochseriöse Rezeptionist nur noch ein halblautes und gequältes „Bitte nicht“ rauskriegt, nachdem Lindholm ihm zuwirft: „Ich werde sie weiterempfehlen!“
Das Ganze ist leider nur ein mäßiger Krimi geworden – „Kommissarin gerät selbst unter Verdacht“ – ich meine, das kennt man schon. Auch der Wirbel um das Hotel und um seinen berühmten Dauergast Udo Lindenberg ist ein bisschen viel. Immerhin schließt sich hier ein Kreis: Im Original Tatort-Abspann hat Udo das Schlagzeug gespielt. Fazit: Für Bucks Erstlings-Tatort gibts von mir drei von fünf Elchen.