Die beste Szene gibt's gleich am Anfang: Ein Tatort-Kommissar, der vorm Fernseher sitzt und Tatort guckt. Die beste Szene und leider auch die einzige gute. So eine versponnene und dramatisch schlecht inszenierte Geschichte gab es Sonntagsabends im Ersten lange nicht mehr. Der Titel „Schwindelfrei“ orientiert sich offenbar am Fernsehzuschauer, dem alles abverlangt wird, die 90 Minuten ohne inneren Totalabsturz zu überstehen.
Die Story: Kommissar Murot freut sich, dass sein Gehirntumor weg ist. Er freut sich derart, dass er sofort seine Kollegin Wächter in eine Zirkusvorstellung nach Fulda einlädt. Verständliche Reaktion, wenn man gerade dem Tod von der Schippe gehüpft ist.
Der Kommissar in der Manege
Damit beginnt für Murot eine beeindruckende Zirkus-Karriere. Erst ist er Statist für eine laue Bauchredner-Nummer, dann muss er mitten in der Manege „Oh mein Papa“ singen und dann springt er spontan als Pianist bei der Zirkus-Kapelle ein, weil der Klavierspieler erkrankt ist.
Natürlich klimpert Murot nicht ohne Grund, denn in diesem Zirkus wird auch gemordet. Es gibt mehrere Leichen und es geht um eine dunkle Geschichte aus dem Kosovo-Krieg, aber irgendwie scheint das gar nicht so wichtig zu sein. Hauptziel ist offenbar, kein Zirkus-Klischee auszulassen – Stichwort: „Oh mein Papa“. Das Zirkus-Personal ist natürlich eine Truppe aus verschrobenen Gestalten: Der Messerwerfer mit dunklem Blick, der Hunde dressierende Transvestit, der schweigsame Riese und ein zaubernder Zirkusdirektor, der tausendmal gehörte Zirkus-Weisheiten von sich gibt.
Fazit: Weder die Geschichte weiß wo sie hin will, noch die Machart. Was soll das? Travestie, Ironie oder Kunst, für die ich zu doof bin? Der Zirkus-Direktor treibt am Ende seine Truppe mit den Worten an: „Avanti, Avanti, Dilettanti!“ Das möchte man den Machern dieses Tatorts auch zurufen. Sorry, „Schwindelfrei“ ist ein Total-Absturz. Null von fünf Elchen.