In der Nacht zum Samstag haben die Ermittler einen Großteil der Beute in Berlin gefunden. 31 Einzelteile seien sichergestellt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Die gesicherten Stücke seien in Begleitung von Spezialkräften der Polizei zurück nach Dresden gebracht worden.
Gestohlene Juwelen werden auf Echtheit überprüft
Dort werden sie jetzt kriminaltechnisch untersucht und anschließend von Fachleuten auf ihre Echheit überprüft. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) hatten nach dem Einbruch in das Residenzschloss am 25. November 2019 immer von 21 entwendeten Stücken gesprochen. SKD-Sprecher Holger Liebs sagte am Sonntag, man müsse nun schauen, ob eventuell Schmuckstücke zerschlagen oder zerbrochen worden seien.
„Vorausgegangen waren Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. Übersetzt heißt das: Es liegt offenbar ein Deal zwischen Verteidigern, Staatsanwaltschaft und Landgericht vor. Seit Anfang des Jahres läuft in Dresden ein Prozess gegen sechs Tatverdächtige.
Lob und Dank für Ermittlungsbehörden
Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) lobte die Arbeit der Ermittlungsbehörden. „Es zeigt, dass es sich lohnt, an der Rückführung der geraubten Schätze zu arbeiten“, sagte sie. Nun bleibe abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellten und in welchem Zustand sich diese befänden. Sie sei hoffnungsvoll, dass sich die entstandene „Wunde“ im Historischen Grünen Gewölbe nun bald schließen werde.
Sachsens Innenminister, Armin Schuster (CDU), dankte den Polizistinnen und Polizisten, die „mit Herz und akribischer Arbeit den Ermittlungsdruck auch über die Jahre immer hoch hielten.“ Der Fund sei das „schönste Weihnachtsgeschenk“ für Dresden.
Das passierte am 25. November 2019
Die mutmaßlichen Täter sollen am frühen Morgen des 25. Novembers 2019 durch ein präpariertes Fenster in das Gebäude in der Dresdner Altstadt gekommen sein. Dann schlugen sie wohl mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen befestigte Schmuckstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert heraus. 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro sollen die Diebe so aus dem Grünen Gewölbe entwendet haben. Hinzu kommt ein Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro.
So heißt es in der Anklageschrift beim Prozess gegen die Juwelendiebe. Insgesamt sind seit Januar sechs junge Männer angeklagt. Sie stammen laut Staatsanwaltschaft alle aus einer arabischstämmigen Berliner Großfamilie – dem Remmo-Clan – und sind Deutsche.
Prozess in Dresden: Was weiß man über den Remmo-Clan?
Der Remmo-Clan stammt aus dem Libanon und ist mittlerweile vor allem in Berlin ansässig, erklärte Rene Althammer von der Recherche-Unit des RBB. Im Vergleich mit anderen arabischen Großfamilien ist der Clan aber relativ klein und in Deutschland wenig verzweigt, so Althammer.
Spezialisiert hat sich die Großfamilie nach 2000 auf Überfälle und Einbrüche. So sollen Mitglieder beispielsweise auch die berühmte „Big Maple Leaf“-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen haben. Sie ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Althammer erklärte, dass die Familie Beute normalerweise sehr schnell verschwinden lässt. Gold wird beispielsweise eingeschmolzen oder Geld ins Ausland transferiert. Die Familie sei logistisch sehr gut organisiert, sagte Althammer und habe auch Beziehungen zu Juwelieren.
Immobilien-Beschlagnahmung traf Remmo-Clan hart
Das erbeutete Geld hatte die Familie auch in Immobilien in Berlin investiert. Doch diese wurden beschlagnahmt, was die Familie sehr getroffen habe, sagte Althammer. Denn eine stabile Einnahmequelle war so weggebrochen. Der Journalist vermutet, dass der Clan auch deshalb zu den größeren, spektakulären Diebstählen gewechselt hat.