Oh, wie schön, eine Muschel! Und da, noch eine. Und noch eine. Und – die Muschelsuche im Bodensee ist nicht schwer. Denn eine Quagga-Muschel kommt selten allein.
Quagga-Muschel breitet sich massiv aus
Ursprünglich kam diese Muschelart am Schwarzen Meer und dem Aralsee vor. Ob sie die Weltherrschaft an sich reißen will, weiß man nicht. Aber fest steht: Sie findet sich in immer mehr Gewässern weltweit und vermehrt sich rasant. Auch in Rheinland-Pfalz breitet sich die Quagga-Muschel zunehmend aus, zum Beispiel in der Mosel. 2016 wurde die bis zu vier Zentimeter lange Muschel erstmals im Bodensee nachgewiesen.
Bis zu 25.000 Muscheln pro Quadratmeter seien es dort in Tiefen von 10 bis 30 Metern inzwischen, teilte das baden-württembergische Umweltministerium mit. Analysen deuteten darauf hin, dass das Wachstum der Quagga-Muschel in den nächsten 25 Jahren massiv zunehmen werde.
Forscher unter anderem der Uni Konstanz haben die Ausbreitung der Quagga-Muschel im Bodensee, Bielersee und Genfersee mit der in den Großen Seen in Nordamerika verglichen. Demnach wird die Quagga-Muschel-Masse pro Quadratmeter in den drei Seen bis 2045 voraussichtlich um das Neun- bis Zwanzigfache zunehmen. Was ihr Vorteil ist: Sie kann sich auch bei niedrigen Temperaturen fortpflanzen – und damit ganzjährig Larven produzieren.
Eingeschleppte Muschelart verändert Ökosystem
Je mehr Quagga-Muscheln, desto mehr Probleme. Die invasive Art gefährdet und verändert Ökosysteme nachhaltig. Forscher sehen unter anderem diese möglichen negativen Folgen:
- weniger Plankton, da die Muscheln viel davon aus dem Wasser filtern
- damit steht das Plankton anderen Seebewohnern nicht mehr als Nahrung zur Verfügung
- dadurch auch Veränderung bei den Fischbeständen
Zudem überwachsen die Quagga-Muscheln auch Großmuscheln und andere Weichtiere, die sich dann nicht mehr bewegen können. Auch auf Schiffswracks und anderen Gegenständen, die am Seeboden liegen, setzen sie sich fest.
Quagga-Muscheln verstopfen Wasserleitungen
Das große Vorkommen der eingeschleppten Muschel macht aber nicht nur dem Ökosystem zu schaffen, sondern hat auch ganz direkte Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung von Millionen von Menschen. Denn die Larven der Quagga-Muschel schwimmen laut der Bodensee-Wasserversorgung in die Leitungen und setzen sich als Muschel auf und in den Entnahmeleitungen und Förderanlagen fest.
Damit verstopfen sie die Rohre und Filteranlagen, die dann aufwändig gereinigt werden müssen. Durch den erhöhten Wartungsaufwand und die höheren Kosten für die Wasserinfrastruktur verursachen die Quagga-Muscheln Schäden in Millionenhöhe. Immerhin: Für die Trinkwasserqualität ist die Muschel kein Problem.
Reinigung der Seewasserleitungen Wie die Schweizer am Bodensee die Quaggamuschel bekämpfen
Im Kampf gegen die Quaggamuschel im Bodensee setzen Schweizer Wasserwerke jetzt auf eine neue Methode. Weil die Muscheln die Seewasserleitungen im Innern verstopfen, kommt ein spezieller Rohrreiniger zum Einsatz.
Wie kann man die Quagga-Muschel stoppen?
In Gewässern, in denen die Quagga-Muschel sich schon festgesetzt hat, könne ihre Ausbreitung wohl nicht mehr aufgehalten werden, meint der Biologe Piet Spaak, einer der Autoren der weiter oben erwähnten Studie.
Dass die Muscheln verschleppt werden, kann man vor allem durch eine konsequente Reinigung von Booten verhindern. „Dabei helfen Maßnahmen wie Reinigen, Leeren und Trocknen von Booten und anderen Gegenständen, um vor einem Gewässerwechsel Quagga-Muscheln und insbesondere Larven wirksam zu entfernen“, heißt es vom baden-württembergischen Umweltministerium. Das Land übernimmt 2025 den Vorsitz der Internationalen Bodensee-Konferenz und will Bootsbesitzer mit Flyern und Plakaten darüber aufklären, dass Reinigungsmaßnahmen notwendig sind.
Laut Umweltministerium wird weltweit an Methoden zur Bekämpfung der invasiven Muschel geforscht. Noch gebe es aber keine wissenschaftlich erprobten Methoden. Deshalb ist die Reinigung der Boote so wichtig – dasselbe gilt übrigens auch für Angel- und Tauchausrüstungen.