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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer

Die Gruppe der Paviane im Tiergarten wächst unaufhaltsam. Jetzt müssen wohl einige Tiere deswegen sterben – für den Artenschutz, sagt der Zoo. Tierschützer entgegnen, er habe das Problem in Wahrheit verschleppt.

45 Paviane leben im Nürnberger Zoo. Die Anlage ist aber nur für 25 Tiere ausgelegt. Das ist eines der Probleme. Das zweite ist, dass der Zoo es nicht schafft, die Geburtenrate der in freier Wildbahn bedrohten Guinea-Paviane in den Griff zu kriegen.

Zoo: Enge bereitet Pavianen Stress bis hin zum Blutvergießen

Jetzt hat Tiergartendirektor Dag Encke angekündigt, er und sein Team hätten sich schweren Herzens darauf geeinigt, einige der Tiere zu töten. Die Maßnahme soll dem Artenschutz dienen. Wie viele Tiere es treffen soll, ist noch unklar.

Die Enge bereite den Tieren großen Stress, sagt Encke. Oft komme es zu blutigen Auseinandersetzungen. Kontrahenten fehle schlicht der Platz, um sich aus dem Weg zu gehen.

Empfängnisverhütung, Weitergabe, Auswildern – alles Fehlanzeige bei den Pavianen

Das Problem wachse seit Jahren immer weiter. Man habe es mit Empfängnisverhütung versucht, aber das habe nicht funktioniert. Die betroffenen Weibchen seien dauerhaft unfruchtbar geblieben. Andere Zoos würden die Tiere auch nicht nehmen. Die Auffangstationen für Affen seien ebenfalls voll. Auch eine Auswilderung komme nicht in Frage, weil mögliche Schutzgebiete in Senegal bereits am Limit seien.

Die Gruppe sei insgesamt nicht nur viel zu groß, sondern auch überaltert. Das bedrohe die genetische Vielfalt und zerstöre das soziale Gefüge nicht nur wegen der Enge: Paviangruppen bestünden in der Natur vor allem aus jüngeren Tieren im zeugungsfähigen Alter. Wichtig seien die Rituale von Partnerwahl, Paarung und Geburt. Die fänden in dieser Gruppe aber immer weniger statt.

Zoo will Pavian-Kadaver verfüttern

Guinea-Paviane sind bedroht. Deshalb gilt es als wichtig, dass einige Exemplare in Zoos gezüchtet werden. Das sogenannte Populations-Management ist in Nürnberg aber gründlich schiefgegangen. Jetzt soll es per Tötung einiger Tiere kommen.

Was vielen auch nicht gefallen dürfte: Der Zoo will die Kadaver der getöteten Tiere an Fleischfresser verfüttern. Eigentlich eine gängige Praxis in Zoos. Verfüttert werden vor allem Huftiere wie Ziegen, Schafe und Rinder, aber auch etwa Kängurus. Das Töten der mit uns Menschen verwandten Primaten ist aber neu und erscheint besonders unangenehm.

Tierschützer kritisieren: Pavian-Problem des Zoos ist hausgemacht

Tierschützer üben gegenüber dem Bayerischen Rundfunk massive Kritik an der Entscheidung: Sie sei „eine Bankrotterklärung“, sagt beispielsweise James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund zu BR24. Dass im für 25 Paviane ausgelegten Gehege mittlerweile 45 Tiere leben, sei ein Problem, das der Tiergarten „sich über Jahre quasi herangezüchtet hat“.

Deswegen sei es auch unverständlich, „wenn man jetzt so tut, als hätte man keine andere Option“, so Brückner. Das Problem der Überpopulation hätte man viel früher regeln können. Die Paviane nun töten zu wollen, sei „unverantwortlich“. Der Deutsche Tierschutzbund hält das Töten grundsätzlich nur als letzten Ausweg für einen gangbaren Weg.

Zoodirektor: „Sind in einem menschengemachten Dilemma“

Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen“, sagt Tiergartendirekor Encke. „Wir sind dennoch in der Verantwortung. Es ist ein Gebot der Vernunft, dass wir sie annehmen.“

Der Tiergarten hat am Donnerstag eine Vorlage an den Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrates geschickt. Dort will Encke in der übernächsten Woche die Problematik erläutern und einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt.

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