Es gibt Personengruppen, die besonders anfällig sind für schwere Verläufe einer Erkrankung mit dem Coronavirus. Das ist ähnlich wie bei einer Grippe. Besonders betroffen sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Mehr als 95 Prozent der am neuen Coronavirus gestorbenen Menschen in Europa sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 60 Jahre alt gewesen. Auch chronische Vorerkrankungen seien ein Faktor, der bei 80 Prozent der Betroffenen eine Rolle gespielt habe, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankung, Bluthochdruck oder Diabetes.
Hier findest du mehr Live-Karten zu gemeldeten Corona-Fällen
Aber: Es trifft nicht ausschließlich Alte oder Menschen mit Vorerkrankungen.
Die bloße Vorstellung, dass COVID-19 nur ältere Menschen betrifft, ist sachlich falsch. Junge Menschen sind nicht unbesiegbar.
Nach Angaben der WHO haben 10 bis 15 Prozent der Menschen unter 50 Jahren mit der Lungenkrankheit einen mittelschweren bis schweren Verlauf. „Schwere Fälle der Krankheit sind bei Menschen im Teenageralter oder in ihren 20ern gesehen worden, viele davon brauchten eine Intensivpflege und einige starben leider“, sagte Kluge.
Das ist nicht die Regel, wie uns Tropenmediziner Peter Kremsner im Gespräch mit SWR3 bestätigt: „Auch junge Menschen können schwer erkranken, das ist aber weiterhin die sehr große Ausnahme.“ Dennoch: Je mehr Fälle es gibt, desto höher die Wahrscheinlichkeit für solche Ausnahmen.
Haben Allergiker ein besonderes Risiko für einen schweren Verlauf?
Nun ist COVID-19 eine Erkrankung, die auf die Atemwege und die Lunge schlägt. Daher befürchten Allergiker, die mit Heuschnupfen zu kämpfen haben, zur Risikogruppe zu gehören und besonders aufpassen zu müssen.
Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, gibt im Interview für die SWR3-Vormittagsshow Entwarnung. Wer seine Therapie als Allergiker beibehält, habe kein höheres Risiko als andere Menschen. Diese Einschätzung teilen auch andere Experten in diesem Gebiet. Auch auf der Liste der Risikogruppen des Robert-Koch-Instituts sind Allergiker nicht als besonders betroffen aufgelistet. Der Grund: Heuschnupfen ist keine Immunschwäche, sondern eine verstärkte Abwehrreaktion gegen bestimmte Pollen. Für Allergiker besteht darum kein Grund, ihre Medikamente zu ändern oder abzusetzen. Immuntherapien wie Hyposensibilisierungen können ebenfalls weiter durchgeführt werden.
Das ist der Unterschied zwischen einer Allergie und COVID-19
Wer dieser Tage an Heuschnupfen leidet, muss vermutlich ohnehin bei jedem Niesen dazu sagen, dass es sich nicht um eine schlimme Erkrankung, sondern eine normale Allergie handelt. Tatsächlich sind sich die Erkrankungen aber auch nicht besonders ähnlich.
Die größten Unterschiede zwischen Allergie und COVID-19: Bei einer Allergie hat man kein Fieber, eines der wichtigsten Symptome für die Erkrankung durch das Coronavirus, erläutert Klimek im Interview mit SWR3. Auch die Augensymptome seien ein sehr gutes Unterscheidungsmerkmal: Juckende Augen und auch eine laufende Nase deuteten eher auf eine Allergie hin.
Sind Asthmatiker besonders gefährdet in der Corona-Krise?
Auch Asthmatiker zählen nur dann zur Risikogruppe, wenn ihre Medikamente nicht gut eingestellt sind. Virologe Christian Drosten bestätigt in seinem Podcast in Folge 18, es gäbe keinen wissenschaftlichen Hinweis darauf, dass Asthmatiker ein höheres Risiko hätte, wenn dies nicht der Fall ist. Jemand, der Asthmatiker ist und seine Medikamente mit einem Mediziner besprochen hat, solle gar nichts ändern.
Wer sich unsicher ist, kann genau darauf seinen Arzt ansprechen:
Diese Patienten [sollen] wirklich mit ihren Ärzten reden, dass das gut eingestellt wird. Es ist also einfach wichtig, dass die Lungenfunktion gut ist. Aber wenn man eine gut eingestellte Asthma-Therapie hat, dann sollte man natürlich auf keinen Fall irgendetwas daran ändern. Denn das ist ja genau, was wir brauchen, um vorbereitet zu sein, auch für eine mögliche Infektion, dass der Grundzustand der Lungenfunktion gut ist. Und auch der Immunzustand der Lunge, dass da keine Überreagibilität ist.
Im Netz wurde in dem Zusammenhang vor allem über die Einnahme von Kortison-Präparaten diskutiert, wie die Faktenfinder der Tagesschau aufschlüsseln. Es heißt, sie schwächen das Immunsystem und sollten daher abgesetzt werden. Das stimmt laut Experten nicht. Sie raten davon ab, aufgrund von Corona jetzt die Therapien zu ändern.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin sieht laut Tagesschau im Fall einer Änderung der Therapien und Medikamente die Gefahr, dass sich das Asthma dadurch verschlechtern kann und zusätzliche Arztbesuche notwendig werden, die man eigentlich nicht gebraucht hätte. Diese Situation sei für den einzelnen Patienten viel bedrohlicher, als ein möglicherweise erhöhtes Risiko bei einer Infektion mit SARS-CoV-2.
Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, bestätigt:
Wir wissen nämlich, dass Patienten – insbesondere mit einem Bronchial-Asthma – wenn sie ihre Medikamente nicht regelmäßig einnehmen, tatsächlich höher gefährdet sind, an infektiösen Atemwegserkrankungen schwerer zu erkranken und dazu gehört natürlich auch das Coronavirus.
Risikogruppe: Raucher und Menschen mit starker Adipositas
Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass Raucher durch die Schädigung ihrer Lunge wohl ein höheres Risiko haben, einen schweren COVID-19-Verlauf zu erleiden. Auf der Liste der Risikogruppen des Robert-Koch-Instituts sind Raucher mit einer schwachen Evidenz aufgeführt, also einem merklichen aber aktuell als schwach eingestuften Zusammenhang zum Erkrankungsrisiko.
Es ist sicherlich immer ein guter Zeitpunkt, mit dem Rauchen aufzuhören, aber jetzt wahrscheinlich ein besonders guter.
Ebenfalls gelistet sind Menschen mit einer starken Adipositas, also medizinisch relevantem, starken Übergewicht.