München, Odeonsplatz. Ein Abend im November 2020. Henry ist mit einem Kumpel unterwegs und plötzlich: Promi-Alarm! Zufällig steht da Alexander Schäfer, der Star einer TV-Kuppel-Show für schwule Männer. Henry traut sich, quatscht mit ihm. Zum Schluss noch ein Selfie. Das postet er bei Instagram, was sein komplettes Leben auf den Kopf stellt.
Kirchenaustritte im Viertelstundentakt
Für Priesterseminar „nicht mehr tragbar“
Eine Woche später bittet ihn der Regens, der Leiter des Priesterseminars, zum Gespräch. Da sei die Entscheidung schon gefallen, schildert Henry die Situation. Der gemeinsame Weg sei zu Ende. Grund sei das gepostete Bild. Er würde damit Homosexualität, so wie sie in der Sendung dargestellt werde, propagieren und sei nicht mehr tragbar.
In einem Brief schreibt ihm der Regens, sein Umgang mit sozialen Medien lasse erkennen, dass „Sie derzeit nicht die für eine Ausbildung zum Priester geeigneten Voraussetzungen mitbringen“. Eine Interviewanfrage von SWR3 lehnt das Priesterseminar ab.
„Praktizierte Homosexualität ist Sünde. Punkt.“
Der Gemeinde-Pfarrer in Allmendingen. Der hat Henry Frömmichen schon früh für die Kirche begeistert. Ein Mann von zwei Metern, zu dem er schon seit der dritten Klasse hochschaut. „Glauben bringt Menschen zusammen, das hat mich fasziniert.” Der Wunsch, auch mal am Altar zu stehen, reift – genauso wie seine Neigung zu Männern. Er ist schwul. Aus Sicht der katholischen Kirche ein Widerspruch zum Priester-Job und ein Problem für Henry: „Praktizierte Homosexualität ist Sünde. Punkt.“
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„Leben aufgegeben“, um Priester zu werden
In der Praxis würden aber auch Homosexuelle als Priester geduldet, „solange man das nicht nach außen trägt“. Sein Heimat-Pfarrer ermutigt ihn weiter, bis der Plan steht: Henry verändert sein Leben radikal. Er beendet eine dreijährige Beziehung zu einem Mann, den Job als Bestatter und zieht nach München um Priester zu werden. Nach drei Monaten dann das Selfie mit „Prince Charming“-Promi Alexander Schäfer, gedacht als Zeichen für eine weltoffene Kirche. Der Rauswurf trifft ihn hart, ist aber nicht das Ende seiner Begeisterung für den Glauben: „Ich stelle die Kirche auf Platz zwei, Gott ist auf Platz eins.“
„Diese Kirche muss sterben“
Schnell findet er wieder einen Job als Bestatter. Nach der Vatikan-Ansage, nach der homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen, macht er seinen Fall in einem Instagram-Video öffentlich. Das habe ihn so verletzt, jetzt wolle er kämpfen. Aus der Kirche heraus.