Nur dreimal wird getrötet und wir hören im gesamten Tatort auch nur eine, zugegeben gar nicht lustige, Büttenrede.
Kann das ein Tatort mitten im Kölner Karneval sein?
Ja. Allerdings einer, der manchen Karnevalisten kaum gefallen dürfte. Um Spaß geht es hier nicht. Es geht um vermurkste Auftritte der Tanzgarde, einen überehrgeizigen Präsidenten des Karnevalsvereins und eine knallharte Trainerin. Diese Trainerin wird eines Abends zwischen riesigen Pappmacheköpfen, die grinsend und mit toten Augen durch die düstere Wagenhalle glotzen, erschlagen. Ein Motiv hätten gleich mehrere, vor allem aber das Ehepaar Pösel, dessen Tochter Evelyn aus der Tanzgarde geflogen ist und sich dann das Leben genommen hat. Die Pösels sind karnevalsverrückt. Ihre Tochter Evelyn wurde auch noch ausgerechnet an einem 11.11. geboren. Kein Zufall, das war ein Kaiserschnitt!
Es geht auch um Mobbing innerhalb der Tanztruppe und um den Sohn der Familie Pösel. Der kleine Paul möchte seinem Vater nämlich unbedingt gefallen, ist aber leider völlig untalentiert, wenn es darum geht, eine Büttenrede zu halten. Ich habe wirklich bei seinen vielen unwitzigen Versuchen, dass doch irgendwie noch hinzubekommen, mitgelitten mit diesem armen Kerl.
Mobbing und falscher Ehrgeiz
Ob es im Kölner Karneval tatsächlich so zugeht, keine Ahnung. Eigentlich ist es aber auch egal, ob es hier um beineschwingende Tanzmariechen oder kickende E-Jugend-Spieler geht. Denn nicht der Karneval, sondern Mobbing und falscher Ehrgeiz der Eltern sind das Thema dieses Tatorts. Zwei Dinge finde ich super: Tristan Seith in der Rolle des Papas Rainer Pösel. Und dass ein Tatort zum Thema Karneval nicht zwangsläufig laut, bunt, schrill und alkoholgeschwängert daher kommen muss. In diesem Fall ist er eher leise und nachdenklich. Schade nur, dass am Schluss nochmal getrötet wird. Das Schlussbild mit Papa Pösel wäre, meiner Ansicht nach, das passendere gewesen. Für Tanzmariechen gibt’s von mir gute 3 von 5 Elchen.