Der Anfang würde sich perfekt für einen Horrormovie eignen: Ein Junge in roter Jacke wandert nachts durch eine baufällige Villa, bis er mit einem Mal nur noch eine dicke Blutspur ist. Dann liegt er nackt und tot draußen vor dem Haus. Mord.
Ballauf und Schenk befragen die Schulklasse des toten Jungen, befragen genauer seine Arbeitsgruppe im Bio-Leistungskurs und merken schnell: die Gruppe ist mittig gespalten. Der Tote war auf der falschen Seite. Aber wie er in die Villa kam, was er da wollte – abhängen, kiffen oder sonst was? – erst Assistent Jütte bringt die beiden auf die richtige Spur. Es ging um Sex.
Warum musste der Junge sterben?
Der Tote war schwul. Und das war auch genau der Grund für die Zwistigkeiten in der Arbeitsgruppe, denn einer davon konnte nicht damit umgehen, dass sein engster Kindheitsfreund einen anderen Weg gegangen war. Aber deswegen morden? Die Spur führt nicht so recht weiter.
Ermittler Schenk in Erklärungsnot
Bei weiterer Befragung der Schüler kommt es zu einem Moment, den eine Schülerin so geschickt gegen Freddy Schenk dreht, dass es wie sexuelle Belästigung aussieht. Das Mädchen lädt das Video ins Netz und Schenk wird zum Opfer einer vollen Cybermobbing-Attacke, die selbst in seinen Kollegenkreis reinreicht. Samt Ermittlungen und Disziplinarverfahren und tuschelnden Kollegen im eigenen Haus.
Spannend bis zum Schluss
Und jetzt kommt das, was diesen Tatort ausmacht: Schenks eigene Probleme und der Fall werden zu zwei Handlungssträngen, die so perfekt miteinander verwoben werden, das keiner den anderen auch nur ein einziges Mal überdeckt. Dazu kommt eine großartige Kamera, eine großartige Ausleuchtung, ein großartiges Spiel mit Farben und eine wirklich gut gemachte Filmmusik.
Es geht also doch, Krimi und Kunst so in eins zu gießen, dass ein spannender, aufregender und nahegehender Fernsehabend dabei rauskommt. Ich habe keine Sekunde dieses Tatorts bereut, danke an das Team des WDR. Klare Sache: glatte fünf Elche.