Mann erschlägt Frau und zieht dann mordend und brandschatzend durch Kiel. Soviel lässt sich zur Handlung sagen und viel mehr Handlung ist da auch nicht. Alle sind irgendwie furchtbar gereizt und regelmäßig wütend. Roman Eggers, der Mörder – sehr gut gespielt von Mišel Maticevic – brüllt rum und mordet.
Sibel Kekilli alias Kommissarin Brand brüllt rum und verjagt grölende Besoffene mit dem Golfschläger. Axel Milberg, also Borowski, brüllt weniger rum, besäuft sich aber ordentlich und baggert alles an, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Zwischendrin zofft er sich regelmäßig mit Brand. Die reagiert entsprechend genervt und schmeißt am Ende entnervt hin.
Letzter Tatort mit Sibel Kekilli
Ja, das ist der letzte Kiel-Tatort mit Sibel Kekilli. Der Rest sind wild und zusammenhanglos aneinandergeschnittene Szenen, bei denen peinlich genau darauf geachtet wurde, dass alles, was für eine Handlung wichtig wäre, im Film nicht zu sehen ist. Das wird dann in Dialogen und Monologen abgehandelt, die entsprechend ausfallen, wenn Borowski beispielsweise über den Täter sinniert, dass der schon tot sei, das aber noch nicht wisse, also ein Geist sei. Deswegen sei er auch so schwer zu schnappen.
In der Kaffeeküche des Kommissariats hängt ein Zettel an der Wand: „Es glänzt nicht mehr!“ Wahre Worte! Dabei ist das alles gewollt, Regisseur Jan Bonny hat im ARD-Interview gesagt, er halte es für Kokolores, dass Figuren eindeutig sein sollten. Außerdem mache er keine Krimis, sondern dramatische Polizeifilme. Das mag ja gelungen sein.
Zwei Elche für den Täter
Aber ob das dem Publikum dann auch gefällt, das ist eine andere Frage. Mir hat Mišel Maticevic als Täter gefallen, sehr gut sogar. Dafür gebe ich zwei Elche. Das war’s dann aber auch.
Tatort-Kommissar kämpft ums Überleben
Die Münchener Kriminalhauptkommissare Batic und Leitmayr schnappen einen Messerstecher, der ihnen beim letzten Mal entwischt ist. Ben Schröder hieß das Zufallsopfer damals, erstochen vor einem Supermarkt, vor den Augen seiner Frau und seines Sohns. Der mysteriöse Mord klärt sich nun auf – aber damit fängt das Drama erst an. Dieser Tatort war eine Wiederholung, Erstausstrahlung: April 2017.
Kommissar im Koma
Leitmayr humpelt am Stock über den Krankenhausflur, schaut dann nach rechts ins Krankenzimmer vom Kollegen Batic, der dort an Schläuchen und im Koma liegt. Es sieht nicht gut aus. Ich kenne die zwei nicht persönlich, aber nach 26 Jahren Sonntagabendwohnzimmerbekanntschaft nimmt mich das doch irgendwie ein bisschen mit. Bedrückend auch die Vorgeschichte zum Krankenhausaufenthalt. Ein Mann mit Halbglatze und im Trenchcoat wählt sein Opfer aus. Völlig willkürlich. Er zählt die Passanten, an denen er vorüber geht. Der fünfte Mensch, der ihm begegnet, soll es sein. Er sticht zu. Mehrmals. Doch das Opfer überlebt und der Täter wird gefasst.
Was ist hier nur los?
Er ist der Mann, der ein Jahr zuvor auch Ben Schröder erstochen hat. Klaus Barthold, ein unscheinbarer Typ, der als Museumswärter per kleiner, handlicher Klickmaschine auch Besucher zählt. Klick, klick, klick. Soweit klar. Aber irgendetwas muss zwischen der Festnahme von Klaus Barthold und der Szene im Krankenhaus ja passiert sein. Was genau hat Leitmayr an den Stock und Batic ins Koma gebracht? Das sollen nun Mitglieder eines Untersuchungsausschusses klären. Ivo Batic erwacht aus dem Koma und die Suche nach der Wahrheit wird für Leitmayr schmerzhaft.
Hat ihn sein Freund und Kollege angelogen?
Egal wie das hier ausgeht, der Batic hat ganz schönen Mist gebaut. Und da hakt die Geschichte. Denn wie sehr sich Ivo Batic im vergangenen halben Jahr auch verändert haben mag, sein Handeln nehm ich ihm nicht ab, das ist doch sehr konstruiert. Trotzdem, es sind wieder tolle Bilder, allein die Spiegelbildfestnahme im Museum ist einfach grandios, Leitmayr überzeugt in seiner Verzweiflung, Messerstecher Barthold ist schlicht gruslig und ja, es gibt spannende Momente. Leider insgesamt keine so mitreißende Fortsetzung, wie man's vielleicht erwartet hat nach dem grandiosen ersten Teil um den unbekannten Messerstecher.
Gute 3 von 5 Elchen gibt es von mir und so schräg, wie Batic drauf ist, die berechtigte Frage: „Wie soll das weitergehen – mit uns?“