Der Fall: Zwei junge Mädchen kommen als Drogenkuriere mit dem Bauch voller Kokainpäckchen aus Acapulco zurück. Bei einer platzt eines der Beutelchen. Die Dealer bringen sie um und weiden sie aus. Die andere kriegt verständlicherweise Panik und türmt. Rubin und Karow müssen den Mord klären und das zweite Kurier-Mädchen – im Szenejargon als „Muli“ bezeichnet – finden.
Kommissare ganz privat
Soweit so gut. Nur: Schon am Anfang kommt die Privatnummer. Kommissarin Rubin betrügt ihren Mann im Hinterhof einer Disco mit einem Kollegen, die Ehe geht schief, die beiden Söhne werden aufmüpfig. Dieser Nummer ist fast der halbe Tatort gewidmet. Kommissar Karow war früher im Drogendezernat, sein Untergebener kam mysteriös ums Leben. Angeblich soll Karow was mit dessen Frau gehabt haben. Rubin will wissen, was da los war. Dieser Erzählstrang ist gut ein Drittel des Films lang.
Lange Einführung, kurze Geschichte
Ansonsten gibt es ganz viele Aufnahmen von Berliner Sehenswürdigkeiten bei Nacht und im Zeitraffer, und alle Nase lang gurkt eine U-Bahn auf der Hochstrecke durchs Bild. Der eigentliche Krimi dauert vielleicht 20 Minuten, und wahnsinnig viel Spannung kommt so nicht auf. Dabei spielen Becker und Waschke ihre Rollen richtig gut. Besonders Waschke, der als Kommissar Karow so blitzartig Details erkennt und die richtigen Schlüsse zieht, dass er allein schon durch seine Effizienz unsympathisch wird. Drumherum ein gutes Team aus Ermittlern, dazu gut gezeichnete Berliner Charaktere, bis hin zum Quotenschwaben – schließlich ermittelt man in Friedrichshain-Kreuzberg – da steckt viel Potential drin. Aber: Wenn es so weitergeht wie in der Pilotfolge, dann wird das nix.
Fazit: Ein Elch als Vorschuss
Zuviel Privatblues und der Handlungsstrang mit Karows geheimnisvoller Vergangenheit soll laut RBB erst nach vier Folgen aufgedröselt werden. Bei den Zeitabständen zwischen den einzelnen Folgen empfiehlt sich ein Begleitbuch. Jeweils einen Elch gibt für die beiden Hauptdarsteller und einen als Vorschuss – der aber abgezogen wird, wenn sich in der nächsten Folge nicht was tut. Mehr ist beim besten Willen nicht drin.
Tatort-Kommissar kämpft ums Überleben
Die Münchener Kriminalhauptkommissare Batic und Leitmayr schnappen einen Messerstecher, der ihnen beim letzten Mal entwischt ist. Ben Schröder hieß das Zufallsopfer damals, erstochen vor einem Supermarkt, vor den Augen seiner Frau und seines Sohns. Der mysteriöse Mord klärt sich nun auf – aber damit fängt das Drama erst an. Dieser Tatort war eine Wiederholung, Erstausstrahlung: April 2017.
Kommissar im Koma
Leitmayr humpelt am Stock über den Krankenhausflur, schaut dann nach rechts ins Krankenzimmer vom Kollegen Batic, der dort an Schläuchen und im Koma liegt. Es sieht nicht gut aus. Ich kenne die zwei nicht persönlich, aber nach 26 Jahren Sonntagabendwohnzimmerbekanntschaft nimmt mich das doch irgendwie ein bisschen mit. Bedrückend auch die Vorgeschichte zum Krankenhausaufenthalt. Ein Mann mit Halbglatze und im Trenchcoat wählt sein Opfer aus. Völlig willkürlich. Er zählt die Passanten, an denen er vorüber geht. Der fünfte Mensch, der ihm begegnet, soll es sein. Er sticht zu. Mehrmals. Doch das Opfer überlebt und der Täter wird gefasst.
Was ist hier nur los?
Er ist der Mann, der ein Jahr zuvor auch Ben Schröder erstochen hat. Klaus Barthold, ein unscheinbarer Typ, der als Museumswärter per kleiner, handlicher Klickmaschine auch Besucher zählt. Klick, klick, klick. Soweit klar. Aber irgendetwas muss zwischen der Festnahme von Klaus Barthold und der Szene im Krankenhaus ja passiert sein. Was genau hat Leitmayr an den Stock und Batic ins Koma gebracht? Das sollen nun Mitglieder eines Untersuchungsausschusses klären. Ivo Batic erwacht aus dem Koma und die Suche nach der Wahrheit wird für Leitmayr schmerzhaft.
Hat ihn sein Freund und Kollege angelogen?
Egal wie das hier ausgeht, der Batic hat ganz schönen Mist gebaut. Und da hakt die Geschichte. Denn wie sehr sich Ivo Batic im vergangenen halben Jahr auch verändert haben mag, sein Handeln nehm ich ihm nicht ab, das ist doch sehr konstruiert. Trotzdem, es sind wieder tolle Bilder, allein die Spiegelbildfestnahme im Museum ist einfach grandios, Leitmayr überzeugt in seiner Verzweiflung, Messerstecher Barthold ist schlicht gruslig und ja, es gibt spannende Momente. Leider insgesamt keine so mitreißende Fortsetzung, wie man's vielleicht erwartet hat nach dem grandiosen ersten Teil um den unbekannten Messerstecher.
Gute 3 von 5 Elchen gibt es von mir und so schräg, wie Batic drauf ist, die berechtigte Frage: „Wie soll das weitergehen – mit uns?“