Warum sitzt Louis in seiner Gefängniszelle und feilt am Griff einer Zahnbürste. Solange, bis sie hinten ganz spitz ist? Knapp zwei Minuten ist der Tatort alt, dann werden Sie es wissen. Sie werden es ein paar Sekunden zuvor schon ahnen und während Louis noch kurz zögert, mach ich es oder lasse ich es, werden Sie sich entscheiden, schaue ich hin oder weg. Sie werden natürlich hinschauen und, es wird Ihnen schon beim Zuschauen wehtun.
Der kleine Tim hatte Ecstasy zum Frühstück
Aber Louis muss das machen, nur so kann ihn seine Frau aus der Untersuchungshaft befreien. Louis soll seinen Nachbarn, einen Polizisten, getötet haben. Seine Frau Anna und er fliehen, sie wollen nach Kroatien. Strand, Sonne, Surfschule, so stellt sich Louis ihr neues Leben vor. Aber zuvor wollen sie noch ihren Sohn aus dem Kinderheim abholen. Der ist dort gelandet, weil er aus Versehen die gebunkerten Drogen seiner Eltern gegessen hat.
Die Scharfschützen gehen in Position
Im Kinderheim kommt es dann zu dieser Geiselnahme. Auch das Zureden der mittlerweile eingetroffenen Kommissarinnen Gorniak und Winkler hilft nichts. Vater Louis, Mutter Anna und Sohn Tim bleiben mit den Geiseln im Haus. „Ich bin kein Mörder“, schreit Louis. Mit der Polizei draußen reden will er nicht. In deren Augen ist er doch sowieso schuldig, egal was er sagt. Es wird das übliche Geiselnahmebesteck aufgefahren, nebst SEK natürlich. Scharfschützen werden in Position gebracht, Kommissarin Winkler schleicht sich unbemerkt ins Haus. Hoffentlich dreht Louis jetzt nicht planlos durch.
Immer dreht irgendeiner durch
Dieses Vorgehen, SEK draußen, die mutige Kriminalpolizei heimlich drinnen, kennen wir schon von vielen vorherigen Tatort-Geiselnahmen. Und es gibt eigentlich nichts, was an dieser Geiselnahme so anders, also herausragend wäre. Eine Geisel dreht durch, wie immer. Jemand, der heimlich im Haus ist wirft etwas aus Versehen um und macht Krach. Und wie immer merkt der Geiselnehmer deswegen, dass jemand heimlich im Haus ist und dreht durch. Wie immer.
Ein kleiner, planloser Loser
Allein die Figur der Anne sorgt für Spannung, weil sie für jene Frauen steht, die immer wieder glauben, dass dieser Typ sich ändern wird. Er, der kleinkriminelle, naive, planlose Loser. Einer, der seine Partnerin immer damit kriegt, dass sie doch eine Familie sind. „Man, hau doch ab. Nimm dein Kind und renn!“, war so mein Gedanke, ich hätte diese Anna ständig schütteln können.
Ermittelt wird von unsichtbaren Kollegen
Alles dreht sich in Die Zeit ist gekommen um Anna und Louis. So konsequent, dass gar nicht sichtbar ermittelt wird. Das machen alles die Kollegen im Hintergrund. Das Ergebnis wird uns dann vom Chef der beiden Kommissarinnen mitgeteilt.
Für Fans von Psychostudien ganz o.k. Für mich war der gefühlte Abstand zwischen zwei jeweils wirklich guten Momenten eindeutig zu lang.