Meistens rund um Weihnachten oder den Jahreswechsel darf Devid Striesow als Tatortkommissar Jens Stellbrink ran. Dies hier war sein vorletzter Fall, im Saarland sucht man schon nach einem Nachfolger.
1 und 0 bestimmen über Leben und Tod
Es geht um Einsen und Nullen und was diese einfache Zahlenkombination aus unseren Menschenleben machen kann. Das Leben von Sebastian Feuerbach endet in dieser Nacht, als er mit einem Auto in den Tod rast.
Selbstmord, ganz klar. Mit einem Testwagen, einem sogenannten Erlkönig. Kein normales Auto. Die Nackenstützen messen die elektromagnetischen Hirnströme des Fahrers, Kameras überwachen den Innenraum und die registrieren die Außenumgebung.
Digitales Dating und analoger Fingernagel
Während an einem Ort nachts erfolgreich gehackt wird, wagt es der einsame Kommissar Stellbrink, sich auf einer Onlinedating-Plattform anzumelden. Süß. Aber beide, Hacker wie Kommissar, wagen hier alles. Ein realer Fingernagel lässt die Polizisten allerdings bald am Selbstmord zweifeln. Gott sei Dank gibt es wenigstens diesen realen Gegenstand, denn in der digitalen Welt wirkt der Stellbrink doch ziemlich verloren.
Wir werden manipuliert
Es geht um das Sammeln von Daten. Warum die das machen, will Stellbrink wissen. „Es geht darum vorherzusagen, was sie als nächstes tun werden“, sagt die junge Kommissaranwärterin. „Sie so zu manipulieren, dass sie meinen, sie handeln aus freien Stücken.“ Und da kommt dann auch Facebook mit ins Spiel. Und die Frage: Wenn es für Handy am Steuer schon Punkte gibt, wie wird dann Hacken während der Autofahrt bestraft? Gehackt wird nämlich immer, überall und alles. Ampeln werden auf Dauergrün gestellt, es gibt Tote und Verletzte.
Mondlandungsdreh im Saarland
Nichts ist mehr privat und Autos werden ferngesteuert. Gefühle gibt es aber noch, Stalking auch, und mein neues, ein bisschen abgewandeltes, philosophisches Lieblingszitat:
Dass der Stellbrink mir, aber deswegen noch lange nicht jedem gefällt ist mir bewusst, dass es da ein, zwei peinliche Ausrutscher gab in der Saarbrücker Tatorthistorie auch. Peinlich wird es in diesem Tatort nur noch ab und zu, das kriegen die nicht mehr komplett weg. Dafür sind die Aufnahmen der alten Zechen und Abraumhalden wirklich klasse. Futuristisch und öde zugleich, die nächste Mondlandung könnte man im Saarland drehen.
Auch 2018 die Kamera abkleben
Nachdenklich macht der Tatort allemal. Für den Neujahrstag vielleicht ein bisschen diffizil und in den ersten zehn Minuten weiß man nicht wirklich, wo es denn nun hingehen soll. Aber alles in allem gibt es solide drei Elche für „Mord ex Machina“ und die Erkenntnis, die auch 2018 gilt: Kamera am Laptop abkleben und „das ist das Schöne an der digitalen Welt. Es geht nichts wirklich verloren. Man muss nur wissen, wo man zu suchen hat.“