„Borowski und seine Kollegin tauchen ein in die Welt der Sex- und Liebessüchtigen.“ So beschreibt der Pressetext der ARD den neuen Borowski-Tatort aus Kiel. „Von der Story her ein bisschen mager“, das sagt SWR3 Redakteur und Tatort-Checker Michael Haas.
„Borowski und das hungrige Herz“ – Sexsucht im Tatort Kiel
Tatsächlich ist die Geschichte rund um die eigentliche Tat schnell erzählt: Eine sexsüchtige Frau wird nach einer „Erotik-Party“ (Pressetext), die mit mehreren Männern in ihrer Wohnung stattgefunden hat, tot aufgefunden.
Kennengelernt haben sich die Teilnehmer im Internet, wie so oft unter Pseudonymen. Entsprechend schwierig ist es, die richtigen Namen der Männer herauszubekommen. Denn vielleicht ist einer von ihnen der Mörder. Doch ein paar Überraschungsgäste waren auch noch in der Wohnung, sonst wäre es ja wirklich zu einfach.
Nur Sex reicht nicht – Tatort Kiel fehlt thematische Schärfe
Dieser Tatort wirkte auf mich betulich, fast langweilig. Ich glaube, die Macher haben sich zu sehr darauf verlassen, dass das Thema Sex es schon irgendwie rausreißt. So ist es aber nicht. Und passend dazu ist noch alles in so einem Moll-Ton gespielt und gesprochen, das zieht einen beim Zuschauen schon so ein bisschen mit runter.
Zwar war das Bedächtige, das Unspektakuläre schon immer das Markenzeichen der Borowski-Tatorte und ganz sicher auch eine seiner Stärken. Hier in diesem Fall, der eher arm an Wendungen ist, wirkt das Gesamtprodukt aber nicht cool und entspannt, sondern etwas schnarchig.
Ein Lob für die schauspielerische Leistung im Tatort Kiel
Dabei nimmt das Thema Sex einen großen Raum ein, alle haben auf einmal Sex in diesem Tatort, und es geht um Sexsucht, Liebessucht, um Einsamkeit und Alleinsein. Große, moderne Themen. Ganz groß und modern auch gespielt, zum Beispiel von Laura Balzer, die wundervoll ausdrucksstark zwischen sexsüchtiger Lolita, liebevoller Mutter und harmlosem Normalo-Mädchen hin- und herswitchen kann, ohne großes Aufheben darum zu machen. Wundervoll!
Fazit: Lohnt sich der Kieler Tatort „Borowski und das hungrige Herz“ vom 12.1.?
Gut ist auch, dass immer wieder mal Humor aufblitzt und ein ganzes Panoptikum von Getriebenen und Einsamen an einem vorbeispazieren. Doch das kann es für mich irgendwie auch nicht rausreißen. Sicher ist das ja auch ein wichtiger Tatort mit wichtigen Facts rund um das Thema Sexsucht und Süchte im Allgemeinen. Aber ein guter Krimi ist es halt nicht.
Die magere Handlung, die leicht depressive Grundstimmung – macht für mich nur zwei von fünf Elchen.