Mitten in München sitzen Bettlerinnen in den Straßen und verrichten ihr Geschäft in alten, löchrigen Klamotten. In Eiseskälte, im Dreck. Regelmäßig kommt der rumänischer Zuhälter vorbei und sammelt die Kohle ein. Denn das Geld, das die Bettlerinnen bekommen, dürfen sie natürlich nicht behalten. Um sie gefügig zu machen, werden sie mit Drogen vollgepumpt.
Es ist das richtige Leben. Willkommen in der untersten vorstellbaren Schublade der Gesellschaft.
Kontrastprogramm zur heimeligen Weihnachtsstimung
Eine der Bettlerinnen ist schwanger. Sie wird misshandelt und bekommt in einem dunklen Hinterzimmer ihr Kind – es kommt zu klein, zu früh auf diese kaputte Welt ihrer Mutter. Wow, das ist ein harter Einstieg in einen sogenannten Weihnachtstatort.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag nimmt der Krimi also einen kalten Waschlappen, und schlägt ihn uns Zuschauern erst mal ordentlich ins Gesicht. Denn wir alle kommen ja aus einer halbwegs geruhsamen Zeit mit Geschenken und viel leckerem Essen. Und dann sowas: der vermutlich härteste Tatort dieses Jahres.
Batic und Leitmayr in den Abgründen der Bettelmafia
Wir sind also nun in trauriger Depri-Stimmung und schauen eineinhalb Stunden lang zu, wie die Frauen sowohl das Neugeborene retten wollen, als auch sich selbst. Wir kommen immer wieder an aussichtslosen Lagen vorbei: Wo versteckt man sich als rumänische Bettlerin mitten in München, wenn der Zuhälter kommt?
So gesehen ist diese Geschichte leider auch ziemlich vorhersehbar. Das schlechte Gewissen trägt uns Zuschauer durch die tiefen Abgründe der rumänischen Bettler-Mafia-Drogen-Szene. Die Komissare Leitmayr und Batic wissen, dass sie diesen Sumpf niemals trocken legen werden, insofern sind die beiden auch recht depressiv unterwegs.
Die Schauspieler sind eine Wucht
Fazit: Das ist ein Tatort für Hartgesottene. Für Zuschauer, die den Mumm aufbringen, sich rund um Weihnachten einer der traurigsten Abgründe der Gesellschaft anzunehmen. Der Tatort bringt viel Tragik mit, aber wenige Überraschungen. Und auch wenig Krimihaftes. Das Ende ließ mich einfach nur traurig zurück. Einzig die Schauspieler sind eine Wucht. Die Bettlerfau Cosmina Stratan beispielsweise erregte bereits in Cannes und auf der Berlinale als Shooting Star aufsehen. Zu Recht.