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Von Autor/in Alicia Tedesco

Die britische Regierung hat einen, naja, interessanten Vorschlag für Arbeitslose im Land: Wer übergewichtig ist, soll sich Abnehmmittel spritzen. Warum die Regierung das will, erfahrt ihr hier!

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – so etwas muss sich die britische Regierung bei ihrem aktuellen Vorschlag gedacht haben. Die zwei Fliegen in diesem Fall: Arbeitslosigkeit und Fettleibigkeit. Denn die britische Regierung wirbt dafür, dass sich übergewichtige Arbeitslose Abnehmmittel spritzen sollen. Premierminister Keir Starmer sagte der BBC: „Die Medikamente können Menschen helfen, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.“ Das wiederum würde die Wirtschaft ankurbeln und den maroden staatlichen Gesundheitsdienst in Großbritannien entlasten.

Warum wirbt die Regierung in Großbritannien für Abnehmspritzen?

11 Milliarden Pfund – also 13,2 Milliarden Euro: So viel kosten Krankheiten im Zusammenhang mit Übergewicht den National Health Service (NHS) jährlich, so der britische Gesundheitsminister Wes Streeting. In der Zeitung Telegraph sagte er:

Unsere immer breiter werdenden Hosenbünde stellen eine erhebliche Belastung für unser Gesundheitswesen dar.

Weiter erklärt er, dass die Medikamente langfristige Vorteile mit sich bringen würden. Das sei „für unseren Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit von enormer Bedeutung“.

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Abnehmspritze ersetzt keine gesunde Ernährung und Bewegung

Expertinnen und Experten sehen das etwas anders: Die Medikamente seien kein schneller Ersatz für gesunde Ernährung und Bewegung. Auf Anfrage der dpa sagte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: „Rezeptpflichtige Arzneimittel wie ‚Abnehmspritzen‘ haben Risiken und Nebenwirkungen, die nicht ausgeblendet werden dürfen.“ So zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erschöpfung. Und es gibt weitere Risiken:

  • Die Langzeitfolgen der Medikamente sind unklar – die Mittel sind noch nicht lange genug im Einsatz.
  • Wer das Mittel absetzt, nimmt meistens wieder an Gewicht zu. Die Spritze müsste also Stand jetzt über Jahrzehnte genommen werden.

Der britische Gesundheitsminister betont darum wie auch die Fachleute, dass die Menschen selbst Verantwortung für einen gesunden Lebensstil übernehmen müssten. Es solle zudem Praxistests geben, um den Einfluss der Abnehmspritzen auf die Arbeitslosigkeit und die Auswirkungen auf die NHS-Dienste zu untersuchen.

Was denken die Menschen in Großbritannien über die Abnehmspritze?

SWR3 MOVE-Moderator Volker Janitz hat mit Korrespondent Christoph Prössl in London gesprochen. Er sagt über diese „Jabs for Jobs“ – also „Spritzen für Arbeit“ –, dass er das „ein bisschen befremdlich“ findet. Das liege aber am deutschen Standpunkt, der solche Themen mit einer größeren Empfindlichkeit angehe. Denn:

Die Briten sind bei solchen Debatten da manchmal etwas hemdsärmeliger und diskutieren ganz offen: Das kostet viel Geld, (...) da müssen wir was tun.

Darum kommt der Vorschlag in England auch ganz gut an. Laut Prössl gibt es viele, die die Debatte aufgreifen. Sie würden mit ihren Steuern für den Gesundheitsdienst zahlen und wenn das Geld für die Behandlungen nicht ausreiche, müsse man die Gesundheitsversorgung eben günstiger gestalten. Eine Möglichkeit sei da, den „Kampf gegen die Fettleibigkeit“ aufzunehmen. „Da hilft dieses Medikament, also da geht man recht pragmatisch ran“, so Prössl.

Einige Britinnen und Briten sehen darin aber auch ein Problem: Der Staat treffe Entscheidungen für sie, gebe ihnen Vorgaben für ihre Ernährung und wie sie zu leben hätten.

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Kein Übergewicht = schneller Job finden – ist das so?

Nein, und darum geht es laut Prössl auch nicht. Studien darüber, dass schlankere Menschen schneller einen Job finden, gibt es übrigens auch nicht. Bei der Idee der britischen Regierung gehe es vielmehr darum, hohe Fehlzeiten zu verringern, indem man Diabetes, Schlaganfälle, Herzinfarkte & Co. vermeidet.

Das ganze Gespräch in SWR3 MOVE könnt ihr hier nachhören:

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Nachrichten Britische Regierung wirbt für Abnehmspritze für Arbeitslose

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SWR3 MOVE-Moderator Volker Janitz hat mit Korrespondent Christoph Prössl in London gesprochen.

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