Alle, die Auto fahren, haben es in der Fahrschule gelernt – und viele davon missachten die empfohlene Sitzposition trotzdem. Sei es aus Bequemlichkeit oder für das sportlichere Fahrgefühl: Aufrecht und sicher sitzen die wenigsten im Auto. Dass es die richtige Sitzposition gibt, hat aber seine Gründe: Mehr Sicherheit und ein geringeres Verletzungsrisiko im Falle eines Unfalls.
Bequem aber unsicher: Diese Sitzpositionen solltet ihr vermeiden
Füße auf dem Armaturenbrett
Werden die Füße an das Fenster oder auf das Armaturenbrett gelegt, kann sich der Airbag nicht richtig öffnen und sprengt das Handschuhfach. Die Folge: Die Beine werden überraschend und mit viel Kraft nach oben geschleudert. In einem ADAC Crash-Test haben Dummys mit den Beinen sogar die Windschutzscheibe durchgestoßen – und das bei 64 km/h. Werden die Knie ruckartig nach hinten gedrückt, sind schwere Verletzungen am Kopf und im Gesicht zu erwarten: eine gebrochene Nase, ein Schädelbruch oder Gehirnerschütterungen. Ist der Sitz weit nach hinten gestellt und die Füße liegen lang ausgestreckt auf dem Handschuhfach auf, kommt es im Falle eines Crashs zu schwerwiegenden Brüchen im Bereich des Hüftgelenks.
Sitzlehne horizontal stellen
Die Beinfreiheit genießen und während der Fahrt ein erholsames Schläfchen machen: Es ist verlockend, die Lehne in eine waagerechte Position zu bringen. Bei einem Unfall ist das nicht mehr so gemütlich: Der Diagonalgurt liegt nicht mehr am Körper an und der Beckengurt kann den Körper nicht mehr halten. Der Körper kann so ungehindert durch den Gurt rutschen und in den Fußraum geschleudert werden. Mögliche Verletzungen reichen von gebrochenen Beinen über zertrümmerten Hüften bis zur Querschnittslähmung.
Unfall-Röntgenbild zeigt fatale Verletzungen durch falsche Sitzpositionen
Welche fatalen Folgen die falsche Sitzposition bei Unfällen haben kann, war schon öfter im Netz zu finden. Dieses Röntgenbild wurde von einem walisischen Polizisten auf Twitter geteilt, um vor den Verletzungen zu warnen. „Hier ist eine Röntgenaufnahme schrecklicher Verletzungen des Beifahrers , der zum Zeitpunkt einer Kollision seine Füße auf dem Armaturenbrett hatte. Wenn eure Beifahrer das machen: Haltet an und zeigt ihnen das“, schreibt er.
Kein Busgeld aber Versicherungsprobleme
Die Füße im Auto hochzulegen oder die Lehne in die Horizontale zu bringen, sind in Deutschland nicht verboten, dafür gibt es kein Gesetz. Bei einem Crash könnten Versicherungen die Zahlung wegen „unsachgemäßer“ Sitzpositionen allerdings verweigern oder reduzieren. Hölzel vom ADAC appelliert an die Vernunft der Menschen.
Das ist die richtige Sitzposition am Steuer
- Sitzhöhe: Du sitzt in der richtigen Höhe, wenn du ohne Einschränkung aus der Frontscheibe schauen kannst. Die Augen sollten etwa auf halber Höhe der Frontscheibe sein.
- Sitzneigung: Die Kniekehlen sollten nicht mit der Sitzkante in Berührung kommen, damit das Blut zirkulieren kann und die Beine schnell bewegt werden können.
- Sitzabstand: Beim Treten der Kupplung sollte das Bein nicht gestreckt, sondern leicht angewinkelt sein. Mit dem Knie darf man nicht am Lenkrad anstoßen.
- Lehne: Die Arme sollten beim Umgreifen des Lenkrads leicht angewinkelt sein. Danach sollte die Lehne ausgerichtet sein.
- Kopfstütze: Die obere Kante der Kopfstütze muss unbedingt auf einer Linie mit dem Kopf stehen. Wenn der Kopf über der Stütze hinausragt, steigt das Verletzungsrisiko erheblich.
- Schwerpunkt: Das Gesäß ist der schwerste Punkt im Körper und sollte hinten an der Rückenlehne anstoßen. So können der Rücken und Oberkörper optimal gestützt werden.
Bequem oder sportlich sitzen als Fahrer: Diese Positionen solltest du im PKW vermeiden
1. Einhändig lenken
Den Arm auf dem Fenster oder die Hand auf dem Schalthebel sieht vielleicht lässig aus, mit der anderen Hand wird es aber fast unmöglich, schnell auf ein Ausweichmanöver zu reagieren. Das Lenken wird im Ernstfall unkalkulierbar, ohne Zielgenauigkeit.
2. Das Lenkrad umklammern
Wer mit sehr geringem Abstand zum Lenkrad sitzt und sich mit beiden Händen am Steuer festklammert, verschwendet viel Energie. Das führt zu schneller Ermüdung. Bei einem Unfall ist man außerdem zu nahe am Airbag: Die Verletzungsgefahr ist erhöht. Mit der 10/2-Uhr-Lenkrandhaltung beherrscht der Fahrer sein Fahrzeug am besten.
3. Liegend fahren
Stundenlanges aufrechtes Sitzen ist ungewohnt und man fühlt sich irgendwann nicht mehr ganz so wohl. Der Rücken sollte jedoch nie den Lehnenkontakt verlieren. Vergrößert sich der Abstand zur Kopfstütze, werden Kopf und Wirbelsäule beim Aufprall nicht mehr ausreichend gestützt.
Autonomes Fahren: Sicherheit in Autos der Zukunft
Sollte sich das autonome Fahren in Zukunft durchsetzen, müssen auch die Sicherheitskonzepte angepasst werden. Das hat ein Test des ADAC ergeben. Wenn wie in zahlreichen Werbespots versprochen die Sitze während der Fahrt auch als Liegefläche oder entgegen der Fahrtrichtung genutzt werden, müssen auch Airbags und Gurtsysteme neu ausgerichtet werden.