Der Stuttgarter Tatort „Vergebung“mit den Kommissaren Lannert und Bootz ist anders. Er beginnt mit einem Gedicht und einem offensichtlichen Mord im Wasser. Das Gedicht „Lethe“ ist bewusst gewählt. Denn in der griechischen Mythologie steht Lethe für den Fluss des Vergessens. Wer das Wasser des Flusses trinkt, der verliert die Erinnerung. Aber: Können wir etwas für immer aus unserer Erinnerung streichen?
Tatort aus Stuttgart: Erschwerte Ermittlungen
Im Neckar in Stuttgart wird eine Leiche angeschwemmt. Rechtsmediziner Daniel Vogt ist geschockt, als er den Toten untersucht. Es ist sein alter Jugendfreund Matthias Döbele. Und genau der hatte sich vor ein paar Tagen bei ihm gemeldet. Auf einmal nach 40 Jahren – und ihm eine Nachricht auf Mailbox hinterlassen.
Dass Vogt den Toten kennt, verschweigt er den beiden Kommissaren Lannert und Bootz allerdings. Auch dass der versucht hatte, ihn zu erreichen. Zuerst denken sich die beiden Stuttgarter Ermittler nichts dabei, aber als klar wird, dass auch Vogt auf eigene Faust Nachforschungen anstellt, werden sie stutzig.
Der Gerichtsmediziner bricht aus
In diesem Tatort geht es nicht um das Privatleben der beiden Stuttgarter Tatort-Kommissare Lannert und Bootz, sondern um das des Rechtsmediziners Vogt. Was ist da genau in den 80ern im Sommer am Fluss passiert? Und warum ist er damals weg aus der schwäbischen Provinz? Die Idee zu diesem Krimi hatte der Schauspieler Jürgen Hartmann, der den Rechtsmediziner spielt. Damit seine Figur mal raus kommt aus dem immer souverän wirkenden, fast spießigen Kollegen. Deshalb fehlt auch das übliche Sticheln zwischen Lannert und Bootz. Stattdessen sind sie sich einig und fassungslos darüber, wie wenig sie ihren Kollegen kennen. Immerhin arbeiten sie seit 15 Jahren mit ihm zusammen.
SWR3 Tatort-Kritik zu „Vergebung“: Verdrängung schafft Probleme
Der Tatort „Vergebung“ zeigt uns, wie schmal manchmal der Grat zwischen Vergebung und Rache sein kann. Und er macht klar, dass Erinnerungen – egal wie weit und tief wir sie verdrängen – irgendwann wieder hochkommen können. Eher ein Krimi, der nachwirkt. Die Spannung fehlt dafür an einigen Stellen. Alles in allem aber ein solider Tatort aus Stuttgart. 3 von 5 Elchen