Der Mensch ein kleiner Punkt im geometrischen Nichts, wunderbare Landschaften, bildfüllende Hochhausfassaden wie abstrakte Gemälde, Wohnungen, in einem Licht gefilmt, das sie so trostlos erscheinen lässt, wie die Existenz ihrer Mieter tatsächlich ist. Thomas W. Kiennast heißt der Kameramann, dem wir diese großartigen Bilder verdanken. Das ist Kamerakunst. Und worum geht's in der Geschichte? Na klar, um Mord.
Beim dritten Mord habe ich die Luft angehalten
„Da ist einer ermordet worden!“ schallt es durch ein altehrwürdiges Wiener Treppenhaus. Wer der Tote ist, lässt sich lange nicht ermitteln und kurz darauf gibt es schon den Zweiten. Dieser Mord hat auch bei mir fast zum Herzstillstand geführt, obwohl ich mehr als geahnt habe, dass da gleich was passiert. Toll gemacht!
Bei Mord Nummer drei habe ich mich dann quasi vor dem Mörder mit versteckt und auch mit die Luft angehalten, solange der Kerl noch in der Wohnung war. Gruslig.
„Die Vorschriften waren uns bisher doch auch wurscht“
Dafür, dass es nicht allzu grausig wird, sorgen aber Bibi Fellner, Moritz Eisner und Revierinspektor Fredl mit ihren Dialogen. Vor allem Letzterer, wenn er vor lauter Aufregung Wörter und Satzstellung völlig durcheinanderwirbelt und Bibi ihn auffordern muss, erst einmal „die Wörter neu zu ordnen“.
Bibi und Moritz als eingespieltes Team: „Weißt du, Moritz, es ist ja nicht so, dass ich die Vorschriften nicht kenne.“ „Aber?“ „Aber bis jetzt waren uns die ja auch wurscht.“
Zu viel Russland und Amerika
Bis dahin stimmt alles und wäre auch 5 Elche wert, wenn, wie so oft erhofft, das Ende der Geschichte genau so stark wie ihr Anfang wäre. Aber irgendwann ist es mir zu viel Russland und Amerika und irgendwann weiß ich auch schon lange, wer es war. Das ist ein bisschen schade, ändert aber nichts daran, dass es ein wirklich sehenswerter Tatort ist.
Denn spannend bleibt neben dem eigentlich Fall die Frage: Will Bibi die neu geschaffene Chefstelle im Kommissariat und sich damit aus dem Team verabschieden? Wird Moritz Eisner sie an einen anderen Kollegen verlieren? Auf alle Fälle sehenswert und gute vier Elche für den Tatort Die Faust.